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Album der Woche KW 41: Alter Bridge – The Last Hero

Cover1 copyAlter Bridge haben mit The Last Hero am siebten Oktober ihr fünftes Studioalbum veröffentlicht. Was, erst das fünfte?! Ganz genau, denn die US-amerikanischen Alternative Rocker lassen sich Zeit für ihre Alben. Nur ganz genau alle drei Jahre werfen sie neue Musik auf den Markt. Nicht nur deshalb wird das neue Material immer mit Spannung erwartet. Und nun ist es so weit: nach der Veröffentlichung der Single Show Me A Leader (ihr hört sie schon seit ein paar Wochen bei funklust) steht das gesamte Album in den Regalen.

Sieht man sich die Namen einiger Songs an, bekommt man eine erste Vorstellung vom grundlegenden Thema für das Album: es geht um Helden und starke Anführer – auch das Artwork des Albums ist darauf abgestimmt. In der Presseinformation zum Album heißt es:

Heroes push us to excel. Their will, courage, and sacrifice can bring out the best in the world around them.

Das klingt vielleicht zunächst nach Actionfilm oder Fantasy-Epos, gemeint sind aber ganz konkrete und aktuelle Probleme in der politischen Welt. Staatsführer, die ihre Macht missbrauchen und nicht im Sinne der Bevölkerung handeln, gibt es mittlerweile auch in westlich geprägten Ländern. Kaum jemand ist zu einer vertrauenswürdigen Führung in der Lage. Ähnliches spiegelt sich auch im Wahlkampf in den USA wider. Und deshalb ist das Album in gewohnter Alter Bridge Manier eine kritische Betrachtung des aktuellen Systems.

Aber nicht nur thematisch führt das Album in eine ganz bestimmte Richtung. Das Ziel des Quartetts, bestehend aus Myles Kennedy (Leadgesang und Gitarre), Mark Tremonti (Gitarre, Gesang), Brian Marshall (Bass) und Scott Phillips (Drums), war es, das erfolgreiche und von Kritikern gefeierte Vorgängeralbum Fortress noch zu übertreffen. Myles dazu:

While recognizing where we’ve come from, we wanted to expand what Alter Bridge is. This record is definitely an exploration of the hero theme—whether it be the lack of heroes, the need for heroes, or a tribute to heroes. There’s a story in there.

Seit Januar haben die vier hart am Album gearbeitet, herausgekommen sind 13 energiegeladene Tracks. Gitarrist Mark Tremonti hat sie auf einer 7-saitigen Gitarre eingespielt. Sänger Myles Kennedy, der ebenfalls exzellent Gitarre spielt, hat bei dem Album zum ersten Mal überhaupt seine Soli nicht locker aus der Hüfte gespielt, sondern vorgeplant. Dazu Myles:

We weren’t afraid to travel certain roads we might’ve been hesitant to venture down on the last two albums. As a result, some of the songs are more uplifting and melodic. There was certainly a psychological shift. We embraced the past. You hear elements of each record throughout our history.

Von der Beschreibung „uplifting“ darf man sich allerdings nicht irritieren lassen. Die Songs sind immer noch Hard Rock. Charakteristisch für das Album sind krachende Becken und Hi-Hats zusammen mit gewohnt guten Gitarrensoli. Der Eröffnungstrack Show Me A Leader ist klug als Single gewählt, denn er bietet das größte Ohrwurmpotenzial auf dem Album. Nach mehrmaligem Hören stellen sich aber auch andere Titel als durchaus eingängig heraus. Die Energie steigert sich über den zweiten Track The Writing On The Wall bis zum sehr rhythmischen und epischen The Other Side. In My Champion verarbeitet Myles Erfahrungen aus seiner Kindheit.

I was this really small, underdeveloped kid who had to work extremely hard to keep up with all of my peers. It was very frustrating. I would hear a lot of words of encouragement from parents, coaches, or teachers though. A lot of those things were stored away, and they manifested themselves in this song.

Danach wird mit Poison In Your Veins noch mal ordentlich angezogen, trotzdem gibt es einen recht catchy Hook. Balladen sind eher rar gesät. Am ehesten ließen sich als solche Cradle To The Grave und You Will Be Remembered bezeichnen. Trotzdem verlieren diese Songs nicht an Energie, die am Ende noch einmal aufflammt bis zum namensgebenden und gleichzeitig letzten Track: The Last Hero. Fast sieben Minuten lang und mit einer Mischung aus Feingefühl beim Arrangement sowie einer schweren Härte erinnert der den Hörer auch textlich noch einmal an das heroische Thema des Albums.

Mark weiß ziemlich genau, was den Hörern gefällt:

Fans love the epic side of Alter Bridge.

Und dem ist nichts hinzuzufügen.

Autor: Julia Riese