Man sagt ja, das Gras auf der anderen Seite des Zauns sei immer grüner. Es wird allerdings nie so grün sein, wie auf dem Platz vom Rock im Wald Festival in Neuensee bei Lichtenfels.
Freitag Mittag kommen wir in der kleinen Gemeinde Neuensee an, wissen aber gleich, wo wir hinmüssen, denn es gibt Schilder und Order, die einem freundlich den Weg weisen. Zwar kann man mit dem Auto nicht auf den Zeltplatz fahren, aber die Wege hier sind so kurz, dass das gar nichts ausmacht und für zwei Tage Festival haben wir auch nicht viel Gepäck dabei.
Kaum hat man sich häuslich eingerichtet, spielt schon Cannahann aus Franken. Bei Honeymoon Disease zieht es uns dann auch vor die Bühne. Sie sind quasi das Appetithäppchen des skandinavischen Buffets, das uns dieses Wochenende erwartet. In der Umbaupause zu Year of The Goat erkunden wir ein bisschen das Gelände und das kulinarische Angebot von Rock im Wald. Hier ist für jeden was geboten, vegetarisch, vegan, süß oder herzhaft. Der Freitag plätschert entspannt vor sich hin, wir hören viel gute Musik, Dead Lord sogar zweimal, denn die spielen zusammen mit Imperial State Electric eine Zugabe kurz bevor mein persönliches Highlight des ersten Tages auf die Bühne kommt: Graveyard.
Rock im Wald ist ein Festival richtig zum genießen, man entspannt zwischen den Acts entweder auf der mitgebrachten Picknickdecke oder einfach auf dem unfassbar grünen Rasen. Das Wetter wechselt zwischen warm und angenehm und da ist es ziemlich schwierig nicht schwülstig-zufriedene Gedanken zu haben. Wir sind ja hier wegen Rock’n’Roll und nicht wegen eines Picknicks. Die Atmosphäre ist aber so gut, dass man sich einfach zuhause fühlen muss. Die Musik trägt zum Großteil dazu bei, ebenso wie die Helfer, die Security, die Bands und die Crew.
Aber genug geschwärmt, denn der zweite Festivaltag hatte es nochmal in sich. Die Dead City Rockets aus Erlangen sorgten für aufgeweckte Stimmung nach dem Frühschoppen, ebenso wie Dead and Stoned und Mother Engine. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mir während Mother Engine einen zweiten Kaffee am Zeltplatz gegönnt habe – man wird ja auch nicht jünger. Die psychedelischen Klänge der Band aus Plauen wehten aber dennoch bis zu mir und meinem zweiten Frühstück herüber. White Miles zeigten anschließend, dass zwei Menschen ganz schön laut und ganz schön gut Musik machen können und waren geographisch eine der Ausnahmen auf diesem doch sehr skandinavisch geprägten Festival. Planet of Zeuz aus Griechenland standen schon länger auf meiner Muss-ich-noch-live-sehen-Liste und ich wurde nicht enttäuscht. Sie brachten eine solche Menge an Energie auf die Bühne, dass von Stillsitzen keine Rede mehr sein konnte. Während Spidergawd haben wir uns kurzzeitig an einen nahe gelegenen Weiher in den Schatten verzogen, weil die Sonne mittlerer weile so heiß vom Himmel brannte, dass die Kühle der Bäume eine wahre Wohltat war. So haben wir dann leider auch nicht mitbekommen, dass es eine Änderung in der Running Order gab und hatten uns erwartungsvoll vor der Bühne versammelt, um uns Uncle Acid & the Deadbeats anzuschauen. Stattdessen begrüßten uns Mantar, die man fast schon als Krawallband bezeichnen kann. Zwei Leute auf einer kleinen Bühne, die beweisen, dass laute Musik nicht gleich schlechte Musik ist. Allerdings ist es eine Band, die eher zur späten Abendstunde auf die Bühne gehört. Bei gleisendem Sonnenschein wirken sie nicht mehr so hart und gefährlich. Uncle Acid & the Deadbeats und Kvelertak bildeten den perfekten Abschluss für 2 wunderbare Tage Rock im Wald.
Für Leute, die gerne auf kleine Festivals gehen und Rock’n’Roll gerne in entspannter Atmosphäre feiern, für die ist das Rock im Wald Festival auf jeden Fall eine Reise wert.