Letzten Freitag ist das neue Album vom Stuttgarter Rapper Maeckes herausgekommen. Tilt heißt es, und ist eigentlich erst das zweite Soloalbum von Maeckes, der den Meisten bestimmt als Mitglied der Orsons bekannt sein dürfte. Sechs Jahre hat es gedauert, bis der Nach-folger seines Konzeptalbums Kids fertig war. Dazwischen war Maeckes aber keineswegs un-produktiv, neben seiner Null-Remix-Reihe und jeder Menge Action mit den Orsons war er auch fleißig auf Tour mit seinen Gitarrenkonzerten.
All diese verschiedenen Aspekte werden nun auf Tilt zu einem Album zusammengefasst. Es ist also kein klassisches Rap-Album geworden, es wird jede Menge gesungen und an vielen Stellen gibt es Ausflüge zum Indie und Pop. Das es diesmal ein wenig anders klingt als sein Vorgänger liegt auch an Tristan Brusch und Äh Dings!, die sich Maeckes für sein Album mit ins Boot geholt hat. Die Lieder sind dadurch viel musikalischer geworden und jede Menge Gitarren sind zu hören. Dabei kommen Maeckes‘ Texte aber nicht zu kurz.
Es sind immer noch Zeilen wie „Ich misch‘ in dein Essen ein paar Raupen, solange bis Schmetterlinge in deinem Bauch sind“ oder wunderschöne Bilder wie „Es ist eindeutig noch zu früh, wenn die Zahnbürste noch nass is, der Typ im Spiegel aussieht wie dein eigenes Phantombild. Ich steig in meine Hose als wäre sie kaltes Wasser, suche 2 Socken und ne bessere Metapher“, die einen oft zum Lachen und zum Nachdenken bringen und dem ganzen Album den unverkennbaren Maeckes-Stempel aufdrücken.
Neben den vielen schönen Hooks, die sich Tristan Brusch aus dem Ärmel geschüttelt hat, stehen die Texte doch immer im Vordergrund. Die Musik fährt genau dann zurück, wenn es nötig ist und braut sich zu einem gewaltigen Gewitter auf, wenn es auch in den Texten ordentlich zur Sache geht. Bestes Beispiel ist hier der Song Kreuz. Neben all den vielen Metaphern, kruden Sätzen und Gedanken, die Maeckes hier zu Papier gebracht hat, ist die Message dahinter oft sehr eindeutig. So gibt es Lieder über den Mut, das Scheitern wieder zuzulassen oder über unseren Umgang mit der Umwelt.
Das Album ist dabei aber kein Album zum nebenher hören, vieles steckt im Detail und mit jedem Hören kann man Neues entdecken. So schafft es Maeckes, den Zuhörer immer wieder zu überraschen. Zum Beispiel mit seinem einzigen Featuregast – Josef Hader. Auf dem Song Kino spricht dieser Zeilen von Maeckes in seinem wunderschönen Wiener Dialekt nach und nimmt so diesem Song seinen Pathos. Gegen Ende könnte das Album für den ein oder anderen zu poppig werden, wenn man sich aber auf die verrückte Welt des Maeckes einlässt, hat man mit dem gesamten Album sehr viel Spaß und Freude.
Rundum ein sehr gelungenes Album mit viel Abwechslung und jeder Menge zu entdecken.
Wer das Ganze jetzt auch noch Live erleben will: Maeckes und die Katastrophen sind ab dem 21.11.2016 auf Tour quer durch Deutschland. Am 23.11.2016 sind sie in Nürnberg im Hirsch.
Text: Moritz Holzkamp