Die Leipziger Buchmesse ist jedes Jahr eine der wichtigsten Kulturveranstaltungen Deutschlands und noch viel mehr als ihre Frankfurter Schwester auf ganz normale Besucher statt Fachpublikum ausgelegt. 285.000 Menschen kamen an den vier Messetagen, um dann die Qual der Wahl aus hunderten von Veranstaltungen auf dem Messegeländer und in der Stadt zu haben. Spannende politische Debatten bot unter anderem Litauen – das Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse 2017.
Die Gewinnerinnen des Preises der Leipziger Buchmesse 2017 sind Natascha Wodin, Barbara Stollberg-Rilinger und Eva Lüdi Kong in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung. Die Fachjury unter der Leitung von Kristina Maidt-Zinke hatte zuvor 15 Nominierte aus insgesamt 365 eingereichten Werken von 106 Verlagen ausgewählt. Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse wurde in diesem Jahr bereits zum 13. Mal vergeben.
Vier Tage Buchmesse heißt in Leipzig auch vier Tage Manga-Comic-Con mit Signierstunden, Serien im Anime-Kino und Fachveranstaltungen. Zu den Höhepunkten der bereits vierten MCC-Auflage zählten die fantasievollen Outfits und einzigartigen Kostümierungen der Cosplayer. Absolutes Bühnen-Highlight war auch in diesem Jahr wieder der traditionelle Leipziger Cosplay-Wettbewerb am Messesamstag mit mehr als 50 Teilnehmern.
Wir haben für euch nicht nur Fotos von der Messe mitgebracht, sondern auch Ausschau nach spannenden Büchern gehalten. Einige wollen wir euch jetzt vorstellen und hoffen, dass ihr das Passende findet, um den Bücherfrühling gemütlich schmökernd im Schlossgarten oder an einem anderen grünen Ort zu verbringen.
Katharina Seck – Die silberne Königin (Bastei-Lübbe, 12,00 Euro)


Robert Corvus – Feuer der Leere (Piper, 16,99 Euro)
Robert Corvus, Diplom-Wirtschaftsinformatiker Jahrgang 1972, lebt in Köln und ist sonst eher im Fantasy-Genre beheimatet. Sein Roman über das Schicksal der Menschen in dystopischer Zukunft, für das er Fantasy- und SciFi-Elemente verwendet, beeindruckt durch große Bilder. Zwischen den Sternen tobt ein Krieg um tote Welten. Die letzten Menschen fliehen auf Großraumschiffen durch die Galaxis, gejagt von einem erbarmungslosen Feind. Um Nahrungsmittel aufzunehmen, muss die Flotte auf Cochada zwischenlanden, einem Planeten, der überraschende Ähnlichkeit zur Erde aufweist. Doch was bedeutet dieser Kontakt für die Bewohner des Planeten – ihren Untergang oder eine Blüte ihrer Zivilisation?
Maja Lunde – Die Geschichte der Bienen (btb, 20,00 Euro)
Die norwegische Autorin Maja Lunde erzählt in ihrem Roman drei verschiedene Geschichten, die in drei verschiedenen Zeiten spielen und durch die Thematik der Bienen miteinander verbunden sind. Im Jahr 1852 will der englische Biologe William einen völlig neuartigen Bienenstock erschaffen. In den USA im Jahr 2007 will der Imker George seinen Hof vergrößern, als sich eine Katastrophe anbahnt: die Bienen verschwinden. Im Jahr 2098 gibt es schließlich keine Bienen mehr und in China bestäubt die Arbeiterin Tao Obstbäume per Hand. Bei einem Podiumsgespräch auf der Leipziger Buchmesse erzählte die Autorin, dass sie intensiv für das Buch recherchiert hat, dessen Entstehung zwei Jahre dauerte. Weil die Geschichten sehr unterschiedliche Erzählweisen haben, hat sie sie getrennt voneinander geschrieben und erst danach miteinander verwoben, sodass sich die Geschichten und Perspektiven im Buch abwechseln. Maja Lunde hat schon einige Drehbücher geschrieben, weswegen sie auch in ihrem Buch sehr bildlich erzählt.
Wenn ich eine Geschichte schreibe, dann habe ich gar nicht das Gefühl, dass ich sie erschaffe, sondern als wäre ich einfach dabei und würde zusehen. (Maja Lunde)
Über die Filmrechte zur „Geschichte der Bienen“ wird übrigens schon verhandelt. Der Bestseller wurde bisher in 30 Länder verkauft und in 19 Sprachen übersetzt. Er ist Maja Lundes erster Roman für Erwachsene.
Christian Ritter – Die korrekte Anordnung der Tiere im Zoo (Unsichtbar Verlag, 9,99 Euro)
Christian Ritter (Jahrgang 1983) ist Diplom-Germanist, lebt in Bamberg und betätigt sich als Autor, Vorleser und Moderator. Ausgezeichnet wurde er bereits 2007 als Frankenchampion im Poetry Slam. 2010 wurde er zum Bayernmeister. Neben dem Wettbewerbslesen verdingt sich Ritter auf Comedy- und Lesebühnen und gibt Schreib- und Slamworkshops an Schulen. Am Messesamstag hat er den Kampf der Wortgiganten, einen von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig organisierten Poetry Slam, gewonnen. Vorgetragen hat er dabei zwei Texte aus seinem neuen Buch „Die korrekte Anordnung der Tiere im Zoo“ und so die Zuschauer überzeugt.
Langweilige Tiere wechseln sich mit spektakulären Tieren ab, wusstet ihr das? Und weil nach den Bergziegen die Gazellen kommen, die auch sehr langweilig sind, wenn sie nicht grade von einem Löwen gejagt werden, muss da hinten um die Ecke was Gutes stehen. Pfau aufwärts. Vielleicht auch schon das Krokodil. (Christian Ritter)
Die kurzen Texte sind nicht nur lustig, sondern auch sehr intelligent erzählt und befassen sich mit Ängsten und Unsicherheiten des Alltags. Perfekt als kurze Literaturhäppchen für Zwischendurch geeignet!
T. C. Boyle – Die Terranauten (Hanser, 26,00 Euro)
Auf deutsch erschien „Die Terranauten“ schon im Januar 2017. T. Coraghessan Boyle, 1948 in Peekskill/New York, geboren, unterrichtete an der University of Southern California in Los Angeles. In seinem Roman erzählt er von einer Gruppe aus je vier Frauen und Männern, die eine neue Welt erschaffen will und sich dafür ein eigenes Reich mitten in der Wüste baut. In einem geschlossenen Ökosystem unternehmen die Wissenschaftler in den neunziger Jahren in den USA den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von „Ecosphere 2“ verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show. Eitelkeit, Missgunst, Rivalität – auch in der schönen neuen Welt bleibt der Mensch schließlich doch, was er ist. T.C. Boyles prophetisches und trotz der Dramatik komisches Buch, basierend auf einer wahren Geschichte, berührt die großen Fragen der Menschheit.
W. Putin, W. Schestakow, A. Lewizki – Judo mit Wladimir Putin (Palisander, 24,90 Euro)
Zum Schluss noch unser Kuriosum der Buchmesse. Da läuft man nichts ahnend durch die Hallen und plötzlich hängt da Putin in Judo-Montur auf einem Plakat an der Wand. Da konnte ich einfach nicht vorbeilaufen und musste mir dieses Buch holen. Aber Achtung: hier geht es nicht um Politik und es ist auch keine Satire! Wenn Putin nicht gerade folgenschwere politische Entscheidungen trifft und sein Land im Alleingang mit harter Hand führt, dann reitet er nicht nur gerne oben ohne durch die Gegend – er betreibt auch Kampfsport. Tatsächlich trägt er den 8. Dan (also Meistergrad) welcher der dritthöchste ist. Das Buch bietet einen ausführlichen Überblick über Theorie und Praxis des Judo. Von der Entwicklungsgeschichte über grundlegende Informationen wie Kleidung und Etikette beim Judo bis hin zu genauen Erklärungen und Zeichnungen zu Kampftechniken enthält „Judo mit Wladimir Putin“ alles, was sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene über die Sportart wissen wollen.
Fotos und Text: Julia Riese