Aus der eisigen Kälte Islands meldet sich eine alte Bekannte zurück: 14 Songs präsentiert Björk auf ihrem gerade erschienenen Album „Utopia“. Wie kaum eine andere ist die Avantgarde-Musikerin, Komponistin, Schauspielerin und Produzentin für ihren sehr eigenen, experimentellen Stil bekannt, der ihr zu internationaler Bekanntheit verholfen hat. Bis heute hat Björk über 20 Millionen Platten verkauft – „Utopia“ ist ihr neuntes Studioalbum.
Ganz im Gegensatz zu Björks letztem Album „Vulnicura“, in dem sie die Trennung von Ex-Mann Matthew Barney verarbeitet, markiert „Utopia“ den Beginn von etwas Neuem, Wunderbarem. Es geht darum, die Fehler der Vergangenheit hinter sich zu lassen, wieder aufzustehen und vor allem darum, neue Liebe zu finden. Vom elektrisierenden Gefühl des ersten Kusses bis hin zu sexuellem Aufleben fasst Björk das schönste Gefühl der Welt in Töne.
Ganz so leicht in einen Hut zu werfen sind die Songs auf „Utopia“ dann aber auch wieder nicht. Allein die Länge der Songs variiert von 1:44 Minuten („Paradisia“) zu fast 10 Minuten („Body Memory“). Zwischen all den gesungenen Liedern gibt es sogar Ausnahmen, die rein instrumental gehalten sind. Während der Großteil über einen verspielten, märchenhaften Charme verfügt, zeigen Ausnahmen wie „Tabula Rasa“, dass auch in Utopia nicht nur die Sonne scheint und noch Spuren alter Wut zu spüren sind. Was sich aber wie ein roter Faden durch nahezu alle Stücke zieht, sind Flöten, die sich mit Synthesizer und Björks unverwechselbarer Stimme zu fantasievollen Klang-Collagen vermischen. Extra zu diesem Zweck hat Björk auch ein 12-köpfiges Flötenorchester gegründet, selbst geleitet und sogar arrangiert.
Auftritte in Deutschland hat die isländische Ausnahmeerscheinung in absehbarer Zeit zwar nicht, ihr neues Album ist aber weltweit erhältlich. Sie ist übrigens die erste Künstlerin, in deren Onlineshop man mit Bitcoin oder anderer Kryptowährung bezahlen kann…
Text: Annika Kaßler