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Album der Woche KW 43: DSVII – M83

Die französische Band M83 ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Musikliebhabern mit Geschmack sollte sie auf jeden Fall ein Begriff sein. Und selbst wenn nicht, kennt jeder sicherlich ein oder zwei, vielleicht sogar auch mehr Songs, die von M83 sind, ohne dass man es direkt weiß. Denn die Songs von M83 finden häufige Verwendung in der Werbeindustrie oder auch in Filmen.

Für Oblivion (2013) produzierte Anthony Gonzalez zusammen mit Joseph Trapanese ein fantastisches Album, bei dem vor allem die Tracks Waking Up, I’m Sending You Away und Fearfull Odds sehr zu empfehlen sind. Davor gingen bereits die Alben Saturday=Youth (2011) und Before the Dawn Heals Us (2005) mit Songs wie We Own The Sky oder auch Moonchild durch die Decke. Der Durchbruch ist also schon längst geschafft. Mit Hurry up, we’re dreaming definierte M83 2011 ohne Frage den elektronischen Indie-Pop der nächsten Jahre. Single-Auskopplungen wie Midnight City oder Outro sind wahre Hymnen.

Nun erschien also DSVII. Auf den ersten Blick ein recht kryptischer Album-Titel. Doch DSVII bedeutet im Grunde nichts anderes als Digital Shades Vol. 2. Es erschien somit als Nachfolger von dem 2007 erschienen Album Digital Shades, welches Anthony Gonzalez präsentierte, um seinen Fans ungenutzte Ambient-Tracks nicht vorzuenthalten. So wie Digital Shades ist auch DSVII mehr Soundtrack als ein reguläres Album – es ist fast schon ein Experiment in vielerlei Hinsicht. An einigen Stellen fast schon zu experimentell.

Die Synthesizer-Sounds klingen zwar ohne Frage überaus voll, warm und organisch, nur für eingefleischte M83-Fans womöglich doch etwas zu dick bzw. schleimig. Band-Leader Anthony Gonzales hat sich hier vom Sound der Video-Spiele aus den 80er inspirieren lassen. Der Vintage bzw. Retro-Sound mag zwar interessant sein, ist aber in Wirklichkeit eher eine Enttäuschung für alle Fans des sonst so sicheren und genialen elektronischen Dream-Pop-Künstlers. So dümpelt die Musik meist kraftlos und mit wenig Dynamik einschläfernd vor sich hin (siehe A Bit Of Sweetness und A Taste of the Dusk). Abseits der wenigen Höhepunkte plätschert es teilweise so belanglos vor sich hin, dass selbst die ästhetischen Soundbilder nicht mehr reichen, um das Album interessant zu halten. M83 lässt den alten Stil vermissen. Sphärische und durchdachte Klangcollagen wie zum Beispiel bei Clint Mansells Waves Crashing on Distant Shores of Time oder eben M83 selber. Das Faszinierende an M83 sind derartig breite und in die Länge gezogene Klimaxen, die in einem explosionsartigen Sound-Feuerwerk ihren absoluten Höhepunkt finden – Un nouveau soleil feuert solch ein Feuerwerk ab.

Eben diesem Feuerwerk kann das gesamte Album DSVII nur schwer die Stirn bieten. DSVII ist definitiv nicht M83’s bestes Album – zu ruhig, schmierig und experimentell sind die meisten Songs. Trotzdem ist es für jeden M83-Fan Pflicht und es gibt auch Lieder, die zum Träumen einladen und den Hörer in eine Fantasie-Welt fernab der Realität entführt. Besonders empfehlenswert: Mirage, Colonies, Lune De Fiel oder auch Meet the Friends. Bei denen stimmt alles.

Autor: Sebastian Schroth