Der Michael Wendler des deutschen Hip Hop:
In den letzten Wochen passiert im deutschen Rap einiges Neues. Savas geiert auf Twitter nach Footpics und Ufo lebt auf Instagram seine Psychose aus. Dagegen allerdings nicht neu ist, dass Prinz Pi mal wieder sein altes Ego auspackt und tut als wären die letzten 15 Jahre nie dagewesen. Friedrich Kautz, wie Prinz Pi bürgerlich heißt, veröffentlichte in seinen ersten Jahren im deutschen Hip Hop unter seinem Künstlernamen Prinz Porno. Da er mit diesem Namen einen negativen Eindruck hinterließ und beispielsweise aufgrunddessen zu dieser Zeit nicht im Radio gespielt wurde, änderte er dann seinen Namen zu Prinz Pi. Doch die Art der Musik veränderte sich damit auch.
Friedrich Kautz hat an einem Tag zwei Alben veröffentlicht. Eines unter seinem Pseudonym Prinz Pi, eines unter dem Namen Prinz Porno. Der Unterschied, der sich früher quasi ausversehen in seine Musik eingeschlichen hat, nämlich das bürgerliche, konservative und sesshafte, bleibt bei Prinz Pi bis heute bestehen. Die Figur Prinz Pi hat dadurch tatsächlich seit vielen Jahren die selbe Zielgruppe: Jugendliche im Alter von 15 bis 18. Wie in den letzten Prinz Pi Alben erzählt er von seiner Familie und mehr als ausschweifend von seiner Jugend. Schließlich ist das das einzige, was ihn noch mit seiner Zielgruppe verbindet. Immerhin ist Pi inzwischen schon so alt, dass sogar seine Tochter im Alter seiner “Fanbase” ist.
Der Kollegah Komplex:
Die Themenlage des neuen Prinz Porno Albums sind komplett anders als die des Prinz Pi albums. Hier stilisiert sich Friedrich als Mafiaboss, Kiloticker und Untergrundlegende. Anscheinend ist Friedrich so weit von seiner ursprünglichen Kunstfigur des Prinz Porno entfernt, dass er nicht mehr einschätzen kann, wie man ernst genommen wird, ohne komplett zu übertreiben.
Früher war die Musik von Prinz Porno musikalisch und lyrisch herausragend gut. Porno redete nie von irgendwelchen Kilopaketen, die er tickt oder von übertriebenen Mafiageschäften, die dem jetzigen Familienvater sowieso niemand abkauft. Pornos Alleinstellungsmerkmal war früher seine Ehrlichkeit und Authentizität. Heute übertreibt er die Rolle so sehr, dass es nichts weiter als purer Fremdscham ist.
Die Situation erinnert an das Schicksal eines anderen Rapper, der ebenfalls längst über seinen Zenit war, bevor er wahnsinnig wurde: Kollegah. Lassen wir uns also überraschen, ob Friedrich in naher Zukunft ebenfalls zu einem Antisemit wird. Mit der Relativierung von rassistischen und sexistischen Äußerungen im HipHop ist ja auch er in der Vergangenheit bereits aufgefallen (Paneldiskussion von Hiphop.de). Abzuwarten ist, ob wir bald eine “Pornotransformation” und eine exklusive “π-Mentoring” Gruppe erwarten können.
Die Beats auf dem Album sind ein Trostpflaster für die Ohren. Auch einige Songs und die Featuregäste sind eine Pause für das penetrante Fremdschamgefühl. Aber es gibt einfach keinen Grund, warum Prinz Porno mit 41 noch anfängt, wie Fler zu rappen. Ich kann also jedem von Euch da draußen nur raten, den Namen des Albums zum Programm zu machen und das Album “Mit Abstand” zu behandeln.
Autor: Max Schmid