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Rezension: „Be My Tomorrow“ – Emma Scott

Bild: funklust

Dass die Schuld sie von innen auffressen wird, bis nichts mehr übrig bleibt als Hass.

Emma Scott hat mit ihrem neuen Roman „Be My Tomorrow“ der Welt der Bücher ein weiteres Meisterwerk geliefert. Gefühlsreich und emotional erzählt sie nicht nur die Geschichte von Beckett und Zelda, sondern beschäftigt sich auch mit dem Thema Schuld und dem glücklich werden.

Aber worum geht es überhaupt? 

Zelda ist eine junge Graphic Novel Autorin, die nach New York reist, um diese zu veröffentlichen (Einen Eindruck ihrer Novels erhält man durch Illustrationen innerhalb des Buches). Dort wird sie jedoch vor Probleme gestellt.

„Finden Sie das Herz!“ ist der Tipp, den Zelda von der Assistentin eines Verlages erhält. Doch Zelda hat keine Ahnung, wie sie das eigentlich gestalten soll. Hoffnungslos irrt sie durch New York, bis sie auf Beckett trifft, der mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. 

Beckett saß zwei Jahre im Gefängnis und versucht sich nun als Fahrradkurier über Wasser zu halten. Er ist mit der Miete im Verzug, während Zelda eine neue Bleibe sucht, sodass sie letztendlich Mitbewohner werden. Eine reine Zweckgemeinschaft, die sich jedoch nach und nach verändert, als sie beginnen sich anzufreunden, sich gegenseitig zu unterstützen und ihr Herz zu öffnen.

Die einzige Frage, die irgendwann im Raum steht, ist jedoch: Akzeptieren sie ihr Glück oder können sie sich nicht von den Schatten ihrer Vergangenheit losreißen?

Ich hatte bereits eine Dilogie von Emma Scott gelesen und kenne somit den Stil der Autorin. Ich hatte dennoch nicht damit gerechnet, dass mich das Buch so fesseln würde. Es war überhaupt kein Problem sich in die Geschichte und die Charaktere einzuleben. Ich habe mitgefiebert bis zum Ende, hatte Tränen in den Augen und habe laut gejubelt. Zugegebenermaßen bin ich jemand, der Bücher nie still und ohne Emotionen liest, doch Emma Scott hat mich mit ihrer Geschichte von Zelda und Beckett komplett überzeugt, was sich auch in meinen Reaktionen widergespiegelt hat. 

Die Charaktere sind wunderbar geschaffen. Sie haben eine gewisse Tiefe, man kann ihre Gedanken nachvollziehen, was bei New Adult Büchern leider nicht immer der Fall ist, und sie haben eine funktionierende Kommunikation. Die Story ist plausibel, man kann die Handlungen nachvollziehen und keine Szene wirkt fehl am Platz. 

Diese Punkte sind gut, doch an diesem Buch hat mir noch etwas anderes gefallen. Die Thematik, mit der sich auseinandergesetzt wird. Schuld und die Frage, ob man jemals wieder glücklich werden kann. 

Beide Figuren im Buch beschäftigt das Thema Schuld. Zelda fühlt sich schuldig, weil sie die Entführung, und damit auch den Tod ihrer Schwester, nicht hatte aufhalten können. Beckett kämpft mit der Schuld, die er verspürt, seit bei dem Raubüberfall, für den er verurteilt wurde, eines der Opfer an einem Herzinfarkt starb. Die Schuld ist bei beiden tief verankert und bestimmt ihren Alltag.

Nach und nach nähern sie sich, arbeiten zusammen an der Graphic Novel von Zelda, die sich mit genau diesen Themen auseinandersetzt. Schuld und das Gefühl der Rache. Beckett soll ihr helfen, das Herz ihrer Geschichte zu finden, die sie für ihre tote Schwester schreibt. Sie vertrauen sich ihre Geschichten und Gedanken an und entwickeln Gefühle füreinander, sodass sie sich irgendwann fragen, ob sie überhaupt jemals glücklich werden können.

Ich finde es gut, dass sich mit diesem Thema beschäftigt wird. Schuld ist etwas, das jeder auf eine gewisse Art schon einmal verspürt hat. Schuld kann einen auffressen und kaputt machen. In „Be My Tomorrow“ ist dieses Thema wunderbar aufgegriffen worden. Es wird nicht verharmlost, sondern man bekommt einen guten Einblick, was dieses Gefühl mit einem machen kann. Man erlebt die Folgen und die Gedanken, die jemanden umhertreiben, der sich ernsthaft schuldig fühlt. Beide Figuren lernen im Laufe des Buches, was es bedeutet damit umzugehen und dass man sich nicht ewig schuldig fühlen kann. 

Manchmal muss man versuchen sich zu vergeben und sein Glück zu akzeptieren, damit man wieder frei leben kann ohne sich gefangen zu fühlen. Manchmal fühlt man sich schuldig, ohne einen Grund zu haben. 

Auf eine wunderbare Art und Weise geht Emma Scott mit diesem Thema um und zeigt einem die Welt aus den Augen einer Person, die von diesem Gefühl zerfressen wird. Es gibt so viele Szenen, in denen Gedanken auftauchen, die man selbst bereits gedacht hat. Die beiden Figuren haben es nicht leicht, doch auch das echte Leben kann einem den einen oder anderen Stein in den Weg legen. Die Geschichte hat etwas realistisches, was in manchen (New Adult) Romanen fehlt. 

„Be My Tomorrow“ ist ein gelungener Auftakt der Trilogie, in der sich jeder Band mit anderen Figuren auseinandersetzt, die man jedoch bereits in „Be My Tomorrow“ kennen gelernt hat. Ich bin gespannt, ob die anderen Bücher eine weitere wunderbare, emotionale Achterbahn liefern und kann es kaum erwarten den nächsten Band zu lesen, der am 30.09.2021 erscheint.

Autorin: Kimberly Wagner