Besser spät als nie – Monate nach geplanter Premiere kommt „A Quiet Place II” nun auch endlich in die Kinos! Ob sich das Warten auf die Fortsetzung des Thrillers gelohnt hat?
Zum zweiten Mal in Folge wurde es in den Kinos bei einem Filmstart erheblich leiser als sonst. Das könnte natürlich nur an dem zweiten Teil des Horror-Thriller A Quiet Place liegen. 2018 überzeugte der ehemalige The Office Star John Krasinski mit seinem ersten eigenen Großprojekt, in welchem er sich nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur engagierte. A Quiet Place wurde mehrmals ausgezeichnet, darunter mit dem Critics Choice Award für den Besten Sci-Fi/Horror-Film im Jahr 2019. Nach diesem Erfolg geht die Dystopie-Geschichte der Familie Abbott in die zweite Runde. Nach monatelanger Corona-Pause hatte A Quiet Place II am 01. Juli 2021 jetzt auch endlich Premiere in den deutschen Kinos. Diese Rezension ist in erster Linie für diejenigen gedacht, die mit der Filmreihe bereits vertraut sind und enthält daher auch Spoiler aus Teil I.
Wo waren wir stehengeblieben?
Der erste Teil begleitet die fünfköpfige Familie Abbott, wie diese nach einer mysteriösen Invasion von geräuschempfindlichen Monstern täglich ein Leben in absoluter Stille leben muss. Der Film endet damit, dass sie in direkten Kontakt mit den Kreaturen gezwungen werden. Dieser endet fatal für Familienvater Lee Abbott, als er sich schließlich für seine Kinder opfert. Die gehörlose Tochter Reagan findet außerdem heraus, dass ihr Cochlea-Implantat mit einer bestimmten Frequenz den Monstern so starke Schmerzen zufügen kann, dass diese desorientiert und verletzlich werden. Nach Lee Abbotts Tod ist Mutter Evelyn Abbott nun mit ihren Kindern Reagan, Marcus und dem neugeborenen Baby auf sich allein gestellt. Der erste Teil des Thrillers lässt die Zuschauer mit einem gemischten Gefühl aus Trauer und Hoffnung zurück.
Es geht spannend weiter…
A Quiet Place II beginnt mit einem überraschenden Rückblick zu einem Baseballspiel vor der Apokalypse, als die Welt noch in Ordnung schien. Die Helligkeit und Leichtigkeit der Szene schafft einen Kontrast zu der folgenden Dunkelheit und dem Horror im Rest des Films. Diese ruhige Stimmung wird durch den plötzlichen Beginn der Invasion schnell beendet. Dem Zuschauer wird gezeigt, was es mit dem Ursprung der Kreaturen auf sich hat. Auch wenn die Erklärung für die Existenz der Monster nicht außerordentlich kreativ war, hat es mir persönlich sehr gut gefallen, dass dieses Mysterium zumindest aufgedeckt wurde. Zusätzlich war es erfreulich, John Krasinski in der Rolle des warmherzigen Vaters Lee Abbott noch einmal sehen zu können. Durch die Rückblende konnte außerdem ein neuer Charakter vorgestellt werden, welcher für den zweiten Teil von Bedeutung ist. Die Haupthandlung des zweiten Teils knüpft danach direkt an das Ende des ersten an. Nach der Rückblende wird die Familie bei der Suche nach einer neuen Bleibe begleitet, da sie ihr Zuhause durch einen Brand und eine Überschwemmung verloren hat. Auf ihrer Reise treffen sie auf einen alten Bekannten…
Wer sich mehr Action und Kontakt mit den Kreaturen von A Quiet Place gewünscht hat kommt jetzt auf jeden Fall auf seine Kosten. Somit ist der Film auch etwas lauter als sein Vorgänger. Die CGI-Gestaltung kommt dabei noch mehr als vorher zur Geltung und ist äußerst realistisch und beeindruckend. Ähnlich wie der erste Teil, wird es außerdem auch hier wieder außerordentlich spannend. Die Stille, welche die Charaktere wahren müssen, während die Monster in der Nähe sind, bringt einen zeitweise selbst dazu den Atem anzuhalten. Umso größer ist der Schreck anschließend, wenn laute Geräusche die Anspannung durchbrechen. Momente wie diese machen meiner Meinung nach das Konzept von A Quiet Place aus.
Aber nicht nur in Sachen Spannung, sondern auch in der Charakterentwicklung hat der Film einiges zu bieten. Die gehörlose Tochter Reagan fiel schon im ersten Teil mit ihrer Entschlossenheit und Intelligenz auf. Diese Charaktereigenschaften konnte sie nun noch weiter ausbauen. Nach dem Tod ihres Vaters scheint sie die Führungsrolle der Familie zu übernehmen. Neugier und Geschick beweist sie beispielsweise als sie beim Forschen nach Hinweisen auf eine bedeutende versteckte Nachricht stößt, welche den Verlauf des Plots beschleunigt. Ihre Geheimwaffe, das Cochlea-Implantat, lernt sie weiterhin immer effektiver zu nutzen. Hierbei möchte ich noch anmerken, dass die Rolle der Reagan von Schauspielerin Millicent Simmonds, die selbst gehörlos ist, mit auffällig viel Authentizität und Feingefühl gespielt wird. Weiterhin wird auch ihr kleiner Bruder Marcus, welcher zu Beginn sehr schüchtern und zurückhaltend war, jetzt stark gefordert. Nach einer schweren Verletzung muss er sich in einer nervenaufreibenden Konfrontation mit einer der Kreaturen seiner größten Angst stellen. Obwohl die Familie Lee an die tödlichen Kreaturen verloren hat, scheinen sie in diesem Teil stärker und bestimmter denn je. Und auch alte Bekannte überraschen schließlich mit Mitgefühl…
Ist mehr aber unbedingt mehr?
Es ist definitiv kein Geheimnis, dass Hollywood Handlungen für Profit auch gerne mal über Gebühr ausdehnt und es deshalb heutzutage selten bei einem Filmteil bleibt. Das ist auch nicht unbedingt problematisch, denn viele Filmfans freuen sich sogar sehr über Fortsetzungen einer erfolgreichen Geschichte. Folgende Teile sollten dann jedoch immer mit ausreichend Substanz gefüllt sein, welche klar macht warum auch noch ein weiterer Teil der Filmreihe notwendig ist. Leider konnte dies bei A Quiet Place II meiner Meinung nach nicht zu 100% umgesetzt werden. Denn der zweite Teil macht deutlich, dass die Geschichte der Familie Abbott auch jetzt noch lange nicht vorbei ist. Im März 2023 soll schon der dritte Teil in die Kinos kommen. Obwohl mir A Quiet Place II gefallen hat und ich mir sicherlich auch noch den nächsten Teil ansehen werde, frage ich mich ob das Konzept wirklich so viele Teile nötig hat oder ob die Geschichte nicht bereits im ersten oder jetzt im zweiten Teil hätte abgeschlossen werden können. Viele typische Muster des ersten Teils werden auch hier ständig wiederholt. Dazu gehören beispielweise pausenlose gefährliche Konfrontationen mit den Monstern, sowie darauffolgende Last-Minute-Rettungen, welche leider nach einiger Zeit immer weniger überraschend sind. Zusätzlich wirken manche Handlungsstränge teilweise etwas aus der Luft gegriffen und somit eher wie Füllmaterial anstatt wichtiger Plotpoints.
Lohnt es sich trotzdem?
Zum Abschluss lässt sich Folgendes festhalten: Wer den ersten Teil von A Quiet Place mochte, dem wird höchstwahrscheinlich auch die Fortsetzung gefallen, da die Filme qualitativ meiner Meinung nach vergleichbar sind. Es lohnt sich also auf jeden Fall, die Geschichte der Familie Abbott weiter zu verfolgen – besonders für diejenigen, die das Ende der Geschichte interessiert. Eine Steigerung des ersten Teils ist die Fortsetzung zwar nicht unbedingt, der Film kann aber trotzdem weiterhin mit beeindruckender CGI-Technik, Spannung und Charakter-Entwicklung überzeugen. Trotz der Kritik kann ich den Film also definitiv weiterempfehlen, auch wenn ich ihn mir nicht unbedingt nochmal ansehen würde. Die Hollywood Masche hat zumindest bei mir wieder mal funktioniert, denn auch den dritten Teil werde ich mir nach der Veröffentlichung wahrscheinlich so schnell wie möglich ansehen!
Autorin: Shirin Bardag