funklust Rezension web

Rezension: Sex Education (Staffel 3)

Die Serie, die alle Tabus bricht, ist zurück mit Staffel 3. Kann sie sich erneut selbst übertreffen?

Bild: Netflix

Wenn die neue Staffel Sex Education rauskommt…

dann verschwinde ich für einen Tag vom Radar der Welt. Die acht Folgen wollen ja in bedrohlicher Geschwindigkeit und möglichst ohne Kontakt zur Außenwelt gesehen werden. Und wenn ich am Ende in einem Mount Everest an Taschentüchern sitze und die Welt wieder in Ordnung ist, dann warte ich wie ein kleines Kind auf die nächste Staffel. Aber um mal vorne anzufangen: Was macht Sex Education eigentlich so besonders?

Worum geht es in Sex Education?

Naja, der Titel sagt eigentlich alles. Sex Education handelt von dem introvertierten Schüler Otis, dessen Mutter Jean Sexualtherapeutin ist – seine Begeisterung über diese Tatsache hält sich in Grenzen. Doch als er bemerkt, wie schlecht es an der Moordale Secondary School in Punkto Sexualwissen aussieht, gründet er mit seiner rebellischen Mitschülerin Maeve eine Klinik, um sein neu entdecktes Talent für sexuelle Beratung zu Geld zu machen.

Was diese Serie so besonders macht…

Keine Serie bricht Tabus wie Sex Education. Vom Umgang mit der eigenen Sexualität über Abtreibungen bis hin zu sexuellem Missbrauch, um kein Thema wird ein Bogen gemacht. Im Gegenteil, genau diese sozialen Grauzonen werden im Detail behandelt und mit viel Feingefühl ergründet.

Daneben kommen auch die Charaktere nicht zu kurz. Sex Education liebt seine dreidimensionalen Figuren, mit denen sich jede*r irgendwo identifizieren kann. Es ist beinahe unmöglich, sich nicht vom Schicksal der Figuren persönlich betroffen zu fühlen.

Und dann schafft es Sex Education auch noch, lustig sowie unterhaltsam und herzerwärmend zu sein. (Merkt man, wie sehr ich diese Serie liebe?)

Wie geht es nun in Staffel 3 weiter?

Um das Image der Schule zu retten, kommt eine neue Direktorin an die Moordale Secondary School. Was als gute Zukunftsaussicht beginnt, entpuppt sich aber schnell als striktes Regime mit Schuluniformen und Geschlechtertrennung. Wie passt man da rein, wenn man sich mit keinem Geschlecht identifiziert? Wie navigiert man seine eigene Identität und dann auch noch die erste Beziehung? Und müssen Otis und Maeve wieder beginnen, ihren Mitschülern Ratschläge rund um das Thema Sexualität zu geben, wenn im Unterricht auf einmal nur noch Abstinenz gepredigt wird? All dies mit viel Freundschaft, Drama und Liebe erwartet euch in Staffel 3.

Kann Sex Education seinen hohen Standard halten?

Die dritte Staffel taucht noch tiefer in die Abgründe ihrer Charaktere ein. Denn wenn Sex Education eine Sache nie macht, dann ist das zu 100% böse Menschen. So sehr du jemanden auch hassen willst, irgendwo versteckt sich dann doch ein Herz. Und besonders in dieser Staffel rückt das in den Vordergrund: Die Charaktere, die vorher keiner mochte, bekommen auf einmal eine so tiefe Menschlichkeit, dass sie vielleicht sogar zu den Helden der Geschichte werden.

Auch thematisch bleibt die Serie stark wie immer. In ihrem unendlichen Aufklärungsdrang erkundet sie unter anderem Geschlechteridentität, Selbstfindung und das Zurechtkommen in der ersten Beziehung. All das wird so komplex behandelt, dass sicher jede:r davon etwas mitnehmen kann – egal, in welchem Alter.

Außerdem ist die Serie nach wie vor Entertainment pur. Zu sehen, wie so verschiedene Menschen dann doch ihre Gemeinsamkeiten finden und zusammenhalten, ist einfach nur genial. Nur humortechnisch gesehen war diese Staffel meiner Meinung nach etwas schwächer, was wohl den zahlreichen ernsten Themen geschuldet ist. Die lustigen Momente sind etwas primitiver als in den Vorgängerstaffeln, aber auch das ist Jammern auf höchstem Niveau.

Alles in allem hat sich die Serie wirklich nochmal… naja, ich will nicht sagen, selbst übertroffen. Sie hat sich mehr selbst erweitert. Sie hat ihre Charaktere so viel tiefer entdeckt, die Geschichte nochmal größer gemacht und es geschafft, dass ich beim Schauen jede Minute dabei war. Ich habe geheult, ich habe gelacht und ich war am Ende einfach nur glücklich. 

Und um das alles noch besser zu machen, brauchen wir keine Verlustängste haben: Die nächste Staffel wurde bereits angekündigt. Also schaut mal rein, denn ich kann wirklich keine aktuelle Serie so sehr empfehlen wie Sex Education.

Autorin: Ella Rank