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Alle Jahre Wieder – Oder: Warum ich die (Vor-)Weihnachtszeit zum Kotzen finde

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Viele Menschen freuen sich auf den Dezember… Für mich gibt es allerdings genug Gründe, warum ich jedes Mal aufs Neue froh bin, wenn diese Zeit wieder vorbei ist.

Bild: oef1.org.at

Coca Cola dominiert die Werbung mit einem in rot gekleideten, alten Mann. Lichterketten, Sterne und Engel dominieren die Vorgärten und Innenstädte. Der Geruch von süßlichem Alkohol liegt in der Luft. Aus dem Radio schallen im Repeat die gleichen Lieder, die das Wort Geschmackssache am Leben halten. In den Läden finden sich bunte Kalender, die häufig mehr als billige Werbegeschenke durchgehen könnten. Und die Menschen stöbern durch die Kaufhäuser und Onlineshops, um Geschenke zu kaufen. Verbunden damit sind Stress, Reizüberflutungen, Konsum und – aus irgendeinem Grund – erstaunlich viel Hass.

Hass von Menschen wie mir, einem Grinch. Menschen, die Weihnachten ums Verrecken nicht ausstehen können und jedem das Fest vermiesen wollen. Die von Weihnachtsliedern Ohrenkrebs bekommen und ständig ungefragt ihren Unmut aussprechen. Oder? Nein. Der Hass kommt nicht von Weihnachten an sich. Das Fest ist jedes Jahr aufs Neue ein schöner Abschluss des Jahres, das ich sogar gern mit Freunden und Familie feiere. Was mich stört, betrifft die Vorweihnachtszeit. Was soll denn das sein?! Ja, das ist das, was sehr viele irgendwie nicht verstanden haben. Weihnachten beginnt am 24. Dezember. Nicht am ersten Advent. Das nennt man offiziell, oh Wunder, Adventszeit. Diese vier Wochen – obwohl ich mittlerweile das Gefühl habe, dass es sich hier eher um vier Monate handelt – sind das, was mich am meisten stört. 

Letztendlich hat Weihnachten das gleiche Schicksal erfahren wie so ziemlich jedes andere Fest, sei es nun kirchlich oder nicht: Es ist dem Konsum zum Opfer gefallen. Vor allem anstrengend wird das durch die Frage: “Na, schon alle Geschenke gekauft?” Oder: “Was schenkst du so deiner Familie/Freundin/wem auch immer?” Vor allem drei Wochen vor Heiligabend. Die Antwort lautet so ziemlich immer: “Nein” oder “Keine Ahnung”. Ich verschenke nicht irgendwas, nur damit ich jemandem etwas geschenkt habe. Am Ende ist die Person dann sogar noch davon enttäuscht, weil das Geschenk zu unpersönlich sei… Es wirkt alles gezwungen. Genauso der obligatorische Besuch auf dem Weihnachtsmarkt oder die Einladungen zu den Weihnachtsfeiern. Beide wirken in den meisten Fällen weniger wie freudige Anlässe, sondern eher wie eine Ausrede, sich den Winter oder die Menschen um sich herum schön zu trinken. Generell sind die Traditionen, die mit der Adventszeit einhergehen, skurril. Schrottwichteln trägt ja schon den Grund im Namen, warum das eine schlechte Idee ist. Wenn ich Müll besitze, dann verschenke ich diesen doch nicht!! Und sich freiwillig nach draußen zu stellen und dabei den selben Liedern wie jedes Jahr zuzuhören, während irgendein billiger Fusel für viel zu viel Geld ausgeschenkt wird, kann auch nicht unbedingt Sinn der Evolution gewesen sein.

Besonders der Zeitpunkt, zu dem das ganze Happening stattfindet, ist für mich das Schwierigste. Es wird viel zu früh dunkel. Es ist mitten in der kältesten Zeit des Jahres und trotzdem liegt seltenst Schnee. Alles perfekte Voraussetzungen, um sich mit dem klassischen Winter-Stimmungstief einzugraben und den Rest der Welt einfach zu ignorieren. Warum sollte ich also freiwillig die Wohnung und die sichere Wärme verlassen, nur um mich unter hunderte Menschen zu begeben?! Ohnehin ist nach spätestens 17 Uhr nicht mehr wirklich etwas Sinnvolles geboten, da alle zu müde sind. Angeblich soll es ja Menschen geben, denen das gefällt. Na gut. Da frage ich mich dann, wie sie mit dem zusätzlichen Stress umgehen. Das Jahr neigt sich dem Ende zu und alles, was man jetzt noch nicht erledigt hat oder bis Silvester erledigen muss, wiegt mit jedem geöffneten Kalendertürchen noch schwerer. Währenddessen singen, feiern und trinken die Menschen um einen herum, als hätten sie diese Probleme nicht. Aber wehe, man spricht das an. Man könnte ja den anderen die Stimmung versauen.

Ohnehin wirkt die ganze Szenerie ein wenig heuchlerisch. Es wird etwas von Nächstenliebe oder gegenseitigem Helfen gepredigt, aber in Wahrheit geht es den meisten am Ende nur ums Feiern und Schenken oder Beschenktwerden. Dass die Welt zugrunde geht, scheint im Dezember irrelevant zu sein. Obwohl das eher das Gegenteil ist von dem, was Weihnachten eigentlich vermitteln soll. Eigentlich sollten wir uns ein Beispiel an der früheren Zeit nehmen, in der der Advent noch eine Fastenzeit war und man sich nicht dumm und dämlich konsumiert hat.

Egal wie, was oder warum: Es gibt einfach keinen Grund für mich, um Gefallen an dieser Zeit finden zu können. Aber genug ausgekotzt, ich gönne mir jetzt eine Packung Spekulatius mit einer Tasse Glühwein und schau mir ganz unironisch Stirb Langsam an. Die stille Zeit zu genießen heißt vielleicht auch einfach, dem Rest einmal nicht zuzuhören.

Autor: Moritz Meckl