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Rezension: Downton Abbey II: Eine neue Ära

Ein Blick zurück, ein Blick nach vorne und mittendrin das Chaos auf Downton. Mit Downton Abbey II: Eine neue Ära kommt die britische Kultserie ein zweites Mal auf die große Kinoleinwand. Dieses Mal sorgen ein Filmdreh auf dem Privatanwesen in Downton und eine Reise an die französische Riviera für Sensation, Neugier, Skepsis und ein Durcheinander.

Zielgruppe:

Der Film richtet sich sehr deutlich an die Fans der Serie. Schließlich wird hier die Geschichte der Familie Crawley und ihrer Bediensteten weitergesponnen, sowie Bezug zu vergangen Episoden genommen. Wer also die Serie nicht gesehen hat, könnte eventuell Probleme bekommen, die Charaktere, deren Verbindungen untereinander sowie die individuellen Entwicklungen richtig zu verstehen.

Realitätsbezug:

Downton Abbey II: Eine neue Ära spielt im Jahr 1928 und setzt die alte Downton Abbey-Mentalität fort, nach der die Geschichte rund um Downton auch immer mit realen Ereignissen verknüpft wird. Ein vergangenes Beispiel dafür ist etwa der Untergang der Titanic im Jahr 1912, der als Ausgangspunkt für die erste Staffel herangezogen wurde. Dieses Mal widmet man sich dem Film und der Kinowelt, die auf Downton Einzug hält. Dabei wird auf der einen Seite sehr schön die Begeisterung vor allem von jüngeren Charakteren und auf der anderen Seite die Skepsis der Alten abgebildet, die mit der Etablierung des neuen Mediums einhergeht. Man könnte den Film fast als eine Hommage an den Film deuten. Außerdem verweist das Ganze auch auf Graf und Gräfin von Carnarvon, die seit Jahren ihr Herrenhaus Highclere Castle in Hampshire, etwa eine Autostunde von London entfernt, für die Dreharbeiten von Downton Abbey zur Verfügung stellen und so ähnlich wie die Familie Crawley durch Dreharbeiten auf dem Privatanwesen Geld für Renovierungsarbeiten einnehmen können.

Charakterentwicklung:

Wie der Trailer schon erahnen lässt, steht in Downton Abbey II: Eine neue Ära besonders Mary Talbot, die älteste der Crawley-Töchter, im Fokus. Während ihre Familie nach Frankreich fährt, kümmert sich Mary um einen möglichst reibungslosen Ablauf der Dreharbeiten auf Downton. Dabei wird ihr Charakter als starke, emanzipierte, weltoffene Frau präsentiert, die sich auch wirtschaftlich Gedanken um die Zukunft des Familienanwesens macht und die auch vor der Moderne und neuer Technik nicht zurückschreckt. Auf der anderen Seite steht ihre Großmutter Violet Crawley bzw. eher deren Vergangenheit in Frankreich im Fokus, auch wenn Maggie Smith dieses Mal gar nicht mal so oft vor der Kamera auftaucht. Die sehr schlagfertige und unterschwellig lustige Violet kommt hierbei oft sehr nachdenklich und fast sentimental rüber, wenn sie über ihre eigene Vergangenheit erzählt oder Wünsche für die Zukunft ihrer Familie äußert. Der Zusatztitel Downton Abbey II: Eine neue Ära ist also durchaus berechtigt gewählt worden. Denn Zuschauer:innen finden sich an einer Schwelle wieder, an der die ältere Generation von der jüngeren abgelöst, sowie alte Technik durch neue ersetzt wird. Die restlichen Charaktere des durchaus sehr großen Casts bekommen natürlich auch ihre Screentime und haben immer wieder schöne Momente vor der Kamera, die für die eigene Charakterentwicklung wichtig ist. Dennoch bleiben individuelle Geschichten ein stückweit auf der Strecke. Es werden viele Fässer aufgemacht, was einerseits schön ist und Anknüpfungspunkte für weitere Teile bietet, andererseits wird das den einzelnen Figuren aber nicht ganz gerecht wird. Natürlich kann man in einem 2-Stunden Film nicht alles auserzählen, dennoch wurde es hier ganz gut gelöst.

Drehorte, Kostüm, Musik:

Die Aufspaltung in zwei Drehorte und zwei Handlungsstränge ist zwar per se gut gedacht. Von den Farben, Kostüm und vom Setting her sind sowohl die Szenen auf Downton als auch die Szenen in Frankreich sehr passend gesetzt: England ist zwar etwas gedeckter und kühler, aber dennoch freundlich. Frankreich erstrahlt in warmen Tönen und die Charaktere sind mit deutlich lockererer Kleidung ausgestattet, sodass man als Zuschauer:in glatt in Urlaubsstimmung kommt. Auch wenn sich bei dem kleinen Ausflug einige schöne Momente ergeben, wirken die Szenen in Frankreich manchmal etwas weit weg. Es wäre es schön gewesen, eben diese Szenen mit dem Geschehen auf Downton noch stärker zu verbinden. Musikalisch erwartet die Zuschauer:innen wie immer ein großes Orchester mit vielen Streichern und Klavier. An der Côte d’Azur kommt der Cast aber auch mit Jazz-Musik der Goldenen Zwanziger in Berührung.

Fazit:

Auch wenn es auf Anhieb nicht so wirken mag, schafft man es, von Anfang bis Ende einen Bogen zu spannen, sodass sich die zeitweise sehr individuell wirkenden Geschichten in England und Frankreich dann doch wieder fügen. Downton Abbey-Fans erhalten wieder den Charme, den sie von der Kultserie gewohnt sind, sodass man am Ende den Kinosaal eigentlich gar nicht verlassen will: Kostüm, Musik, Szenenbild und Co. sind einfach sehr gut getroffen. Aber man sieht den Cast eben auch einmal in einer etwas ungewohnten Umgebung, wodurch sich schöne und teils lustige Szenen ergeben.

Ich hatte sehr viel Spaß beim Schauen von Downton Abbey II: Eine neue Ära und bin nun gespannt, an welchem historischen Punkt und an welchem Abschnitt im Leben der Downton-Charaktere in einem folgenden Film angeschlossen werden könnte.

Autorin: Michaela Raab