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Rezension: Hidden Strike

Netflix glänzt in letzter Zeit nicht unbedingt mit den eigenen Produktionen. Besonders Actionfilme mit größerem Budget wie Red Notice waren hier ein ziemlicher Reinfall. Hidden Strike wirkt nach dem ersten Trailer nicht viel anders. Aber vielleicht trügt der erste Eindruck ja?

Bild: Netflix.com
John Cena und Jackie Chan als Hauptrollen in einem Actionfilm. Kann das funktionieren?

Das ist eine verdammt gute Frage. Auf der einen Seite hat besonders John Cena in letzter Zeit vor allem mit seiner Rolle als “Peacemaker” bewiesen, dass er durchaus ein gewisses schauspielerisches Talent besitzt. Seine Fähigkeit, in Action-Rollen zu glänzen, sollte ohnehin nicht infrage gestellt werden. Auf der anderen Seite war Jackie Chan in letzter Zeit seltener auf der Leinwand zu sehen und ist bei mir zum Beispiel etwas in Vergessenheit geraten. Auf den zweiten Blick passt die Paarung aber. Beide haben besonders in Action-Komödien immer wieder ihre Stärken bewiesen. Sie also in einem Film gemeinsam auftreten zu lassen ergibt zumindest theoretisch und aus Marketing-Sicht sehr viel Sinn.

Aber wie sieht das dann in “Hidden Strike” aus?

Action, Jackie Chan, John Cena, Netflix-Film, damit ist eigentlich schon das Wichtigste über den Film gesagt. Eine Handlung existiert, wirklich originell oder spannend ist sie allerdings nicht. Es gibt Öl, die Bösen wollen das Öl klauen, deswegen werden Menschen entführt, diese Menschen müssen gerettet werden. Die beiden Protagonisten stehen sich anfangs noch gegenüber, schließen sich dann aber gegen einen gemeinsamen Feind zusammen. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen, aber das ist für eine Actionkomödie auch völlig in Ordnung. Es wird im Vorhinein nicht groß erklärt, was genau zur aktuellen Situation geführt hat, was den Film wiederum sehr sympathisch macht. 

Viel spannender ist dafür das Setting. Hauptsächlich spielt sich das meiste entweder in einer nicht näher genannten Wüste im arabischen Raum ab oder innerhalb einer Ölraffinerie. Hier wird nämlich die komplette Szenerie in die Action eingebaut. Da beide Hauptdarsteller ihre Stunts größtenteils selbst machen, wirkt die Performance sehr echt und nicht verwaschen. Es gibt nicht unbedingt hochwertige Action-Szenen à la John Wick oder Mission Impossible, aber trotzdem ist die Action gut inszeniert. Auch die anderen Schauspieler:innen setzen sich hier gut selbst in Szene. Dabei handelt es sich hauptsächlich um chinesische Darsteller:innen, die in der Hollywood-geprägten Filmlandschaft etwas unbekannter sind, aber dafür nicht überflüssig oder komplett austauschbar wirken. Da der Film zu einem großen Teil auf Mandarin spielt, wirkt das auch authentischer. Alles in allem ist besonders die Besetzung meiner Meinung nach gut gelungen.

Was macht “Hidden Strike” eigentlich besonders oder anders?

Der Film zeigt, dass es immer noch möglich ist, solide Action-Filme zu produzieren, die unterhalten, nicht besonders fordernd sind, aber dabei nicht ad absurdum geführt oder ins Dämliche gezogen werden. Besonders Netflix hat hier in den letzten Jahren eben eher das Negativbeispiel dargestellt. Um das einmal klar zu stellen: Gut oder anders ist “Hidden Strike” nicht. Hauptsächlich beweist er nur, wie niedrig der Anspruch an Action-Komödien dank Filmen wie Fast & Furious oder der MCU Phase 4 geworden ist. Zu 100% wird das dem Film allerdings nicht gerecht. Er unterhält, ist perfekt fürs Streaming gemacht, erfindet aber nichts Neues. Der einzige starke Verkaufspunkt ist die etwas ungewöhnliche Paarung der beiden Hauptdarsteller. Vor allem aber dürfen Fans der Expendables-Reihe sich nun freuen, da Scott Vaughn sowohl in “Hidden Strike” als auch im kommenden “Expend4bles” Regie geführt hat.

Trotzdem fehlt etwas: Eine kritische Betrachtung der chinesischen Politik. Es wird zwar oberflächlich erwähnt, was China in der Region angestellt hat, so richtig wird das aber nicht diskutiert. Da der Film eine chinesische Co-Produktion ist, ist das auch nicht unbedingt verwunderlich, es sollte aber dennoch nicht unerwähnt bleiben. Wie das zu bewerten ist, sollte jede:r für sich selbst entscheiden.

Wem kann der Film also empfohlen werden?

Das dürfte relativ offensichtlich sein: Fans von Action-Komödien sollten hier definitiv mal reinschauen. “Hidden Strike” ist perfekt für einen Abend oder einen verregneten Nachmittag, an dem man sich einfach nur berieseln lassen möchte. Vielleicht fühlt sich die ein oder andere Person sogar gut unterhalten. Fans der beiden Hauptdarsteller sollten sich den Film ohnehin anschauen. Am Ende verdient sich der Film 7,5 von 10 möglichen Punkten für eine Action-Komödie. In der Gesamtwertung würde ich 5 Punkte vergeben. Der Hauptvorteil dürfte sein, dass Netflix den Film nicht alleine produziert hat.

Autor: Moritz Meckl