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Album der Woche KW 10: Kaffkiez – Ekstase

Mitten aus dem Kaff in Bayern in die junge, bunte Musikszene unserer Großstädte, mit festivaltauglichen Indie-Rock auf Deutsch – das bietet die Band Kaffkietz mit ihrem neuen Album „Ekstase“.

Bild: Kaffkiez

Kaffkiez ist eine fünfköpfige Indie-Rockband aus Rosenheim und Umgebung. Die Band hat sich seit ihrer Single “Nie allein” mit ihrem mittlerweile zweiten Album ”Ekstase” eine stabile Fanbasis aufgebaut. Ihre Songs sind geprägt von tiefgründigen, aber hochaktuellen Themen, die mit einer Musik verknüpft sind, was einfach Spaß macht. Dadurch schaffen sie es, ein ganz eigenes Lebensgefühl am Puls der Zeit anzusprechen.

Zwischen Sehnsucht nach der Großstadtwelt und der Kindheit auf dem Kaff glänzt Kaffkiez mit festivaltauglichem Indie-Rock. Dabei macht die Band ihrem Namen alle Ehre und singt davon, wie Loslösungsprozesse aus der heimatlichen kaffigen Gegend sind: voller Sehnsucht auf das Leben, Angst vor dem starren Korsett, das dies manchmal tatsächlich bietet, voller Schmerz wegen der Liebe, aber auch Angst vor Verlust. Dabei schaffen es die fünf Bandmitglieder trotzdem, den Spaßfaktor in ihrer Musik hochleben zu lassen. Auf diese Art und Weise werden die Ängste, Sorgen und Erwartungen unserer Generation so verpackt, dass man mitsingen möchte und Spaß dabei hat. Eigentlich kann man so weit gehen, zu sagen, dass die Message ihrer Musik ist: Das Leben ist leichter, als wir manchmal denken, und die ausreichende Portion Spaß und das Leben im Moment ist einfach entspannter. Dies wird unterstützt von geradlinigen, treibenden, energetischen Rhythmen, die ein leichtes Gefühl vermitteln, passend zum Albumtitel “Ekstase”.

Genau diese Ängste und Sehnsüchte, die durch den Druck von außen entstehen, beschreiben sie in dem Song “Mitte 20”:

Ich bin Mitte zwanzig, meine Eltern war’n das auch

Nur hatten die ’n Plan und Perspektive obendrauf

Ich dreh‘ mich heute ständig mit meiner Zukunft in ’nem Kreis

Alles and’re bleibt verschwommen, sicher wie Schollen auf’m Eis

Meine Mutter will nichts mehr als ’n Job für ihren Sohn

Doch der träumt nachts schlecht von ’ner Maklerprovision

Kaffkiez – Mitte 20

Ihre Musik erinnert an einigen Stellen an ein kaffiges Kleinstadtleben, in dem jede:r jede:n kennt. Dennoch haben ihre Texte nichts von einer spießigen Vorstadt. Sie hören sich eher, wie die Band selbst sagt, oft etwas „dreckig“ an . Daraus entsteht eine rohe, emotionale Stimmung, die ihre Musik auffallend energetisch macht. Kombiniert mit der rauchigen, leicht tiefen Stimme des Frontmannes Johannes Eisner und hookigen Versen schaffen sie es, das Festival-Feeling zu jeder Zeit zu leben. 

Trotz dieses partytauglichen Klanges hat die Band in der Vergangenheit mit Songs wie “Falsch” oder “Scheissegal” auch aktuelle politisch-gesellschaftliche Themen zum Ausdruck gebracht und beispielsweise Queerfeindlichkeit in die Schranken verwiesen. Auf dem Album „Ekstase“ sprechen sie leider nur im letzten Song, “Galaxis”, wieder solche Themen an. Dabei ist der Song weit entfernt von überpolitisch. Vielmehr schwebt er zwischen den Hoffnungen auf eine bessere Welt und der Tretmühle, in der man sich aktuell befinden könnte. Die Band schildert in ihren Lyrics eine innere Disparität zwischen dem Wunsch zu handeln und dem Gefühl, sich lieber den globalen, politischen und gesellschaftlichen Problemen zu entziehen. Treffend singen sie:

Hab versucht, ’ne eigne, heile Welt zu bauen

Doch ich ring‘ mit dem Bedürfnis, einfach abzuhauen

„Alles wird gut“, denk‘ ich manchmal in mir drin

Glotze an und es kickt erneut der Fluchtinstinkt

Kaffkiez – Galaxis

Insgesamt zeigt die Band Kaffkiez in diesem Album, dass sie bereit ist für den kommenden Festivalsommer. Mit bereits zwei Alben (“Alles auf Anfang” und “Ekstase”) nach ihrer Single “Nie allein” zeigen sie, dass sie kein One-Hit-Wonder sind. Doch vergleicht man dieses Album mit dem vorherigen Album “Alles auf Anfang”, so ist es kaum überraschend, sondern eher eine Fortsetzung der Musik, die die fünf auch dort gezeigt haben. Jedoch macht dieses Album noch ein bisschen mehr Laune.

Am Ende bleibt nur eins zu sagen: Freunde sind wie ein Zuhause, und bei ihnen kann man sich fallen lassen, so wie in “Ihr Seid Zuhaus” aus diesem Album. Hört doch mal mit euren Freund:innen rein!

Autorin: Philippa Petersen