Moderne Rockmusik mit eingängigen Melodien, nahbaren Texten und einer unverwechselbaren Lead-Stimme – genau das liefert die Band The Beaches auf ihrem neuen Album No Hard Feelings.

Langsam, aber sicher schafft es die kanadische Rockband The Beaches auf den Musikradar der Allgemeinheit, und das wird auch höchste Zeit. Die vier Mitglieder kennen sich nämlich schon seit der Schule und machen seit über 13 Jahren Musik zusammen. Sängerin Jordan und Gitarristin Kylie Miller sind Schwestern, und gemeinsam mit Schlagzeugerin Eliza Enman-McDaniel und einer weiteren Gitarristin standen sie bereits als junge Teenager auf der Bühne. Als ein paar Jahre später noch Leandra Earl dazustieß, die die vorherige Gitarristin ersetzte, wurden die Beaches komplett und spielen seitdem zusammen.
Ihr erstes komplettes Album namens Late Show veröffentlichte die Band 2017, eine Single davon ging später sogar Gold – aber der richtige Erfolg ließ trotzdem auf sich warten. Als sie dann auch noch von ihrem Label Universal Canada fallengelassen wurden, schien der Durchbruch ferner denn je. Doch der enorme Rückschlag wendete sich bald wieder ins Positive. 2023 ging ihr Song “Blame Brett” als Break-Up-Hymne viral, und seitdem ist die Band in einem ständigen Aufschwung, der sicher noch nicht das Ende erreicht hat. Heute zählt die Band fast zweieinhalb Millionen monatliche Hörer:innen auf Spotify und hat dieses Jahr sogar auf dem Coachella-Festival gespielt.
Musikalisch bewegen sich The Beaches in einem Spannungsfeld aus Rock, Alternative und Indie-Pop. Ihre Songs sind kraftvoll, aber nie zu hart – mit Melodien, die sofort ins Ohr gehen. Besonders eindrücklich ist dabei die rauchige Stimme von Frontsängerin Jordan, die jedem Track eine eigene Farbe verleiht. Auch textlich hat die Band viel zu bieten: Hier arbeiten sie zwar oft mit Co-Autor:innen zusammen, aber alle vier Mitglieder schreiben an jedem Song mit und vermitteln so ihre persönlichen Erfahrungen. Die Themen spiegeln sehr authentisch das Lebensgefühl wider, das einen in seinen Zwanzigern begleitet – von Dating-Katastrophen über Selbstzweifel bis hin zu dem typischen Gefühl der Orientierungslosigkeit, das viele in dieser Lebensphase wohl kennen.
No Hard Feelings knüpft stilistisch an die Vorgänger-Alben an, erweitert den Blick aber um neue Facetten. Während frühere Alben stark auf die Perspektive von Sängerin Jordan zugeschnitten waren, fließen diesmal die Erfahrungen aller vier Musikerinnen ein. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das im Song Lesbian of the Year, in dem Gitarristin Leandra von ihrem späten Coming-Out erzählt. Auch Jocelyn sticht als sehr berührender Song hervor – hier geht es darum, von anderen als Vorbild betrachtet zu werden, während man sein Leben selbst kaum im Griff hat. Das Album lebt jedoch nicht nur von ernsten Tönen. Ganz im Gegenteil – mit Tracks wie Last Girls At The Party oder meinem persönlichen Favoriten Takes One To Know One zeigt die Band, dass auch schnelle Beats und Melodien zum Mitsingen zu ihrem Repertoire gehören. Hier hört man definitiv heraus, dass die Musikerinnen auch im Partyleben zu Hause sind und gerne Songs kreieren, die das widerspiegeln.
Mit No Hard Feelings zeigen die Beaches einmal wieder, wie mitreißender, moderner Rock klingen kann. Ihre Musik ist eingängig, ohne belanglos zu sein, und die nahbaren Texte machen das Album zu einem so runden Gesamtpaket, dass man es gar nicht mehr aus der Dauerschleife herausbekommt. Und auch wenn The Beaches immer noch ein Geheimtipp sind, hat dieses Album alles, um das zu ändern.
Autorin: Ella Rank