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„Zweiter Sieger“ von Paul Tommek

Zweiter Sieger – das ist der Titel von Paul Tommeks Buch, in dem es um Geschichten aus der Mittelschicht geht, um wahre Geschichten. Der Autor schreibt über seine Alltagserlebnisse als Durchschnittsbürger humorvoll und durchaus selbstironisch. Er arbeitet als Prokurist und ich musste erstmal googeln, was das bedeutet. Das letzte Mal lief  mir dieser Beruf bei Franz Kafkas Die Verwandlung über den Weg. Also laut Duden ist ein Prokurist der „Inhaber der Prokura“. Hilft mir nicht viel weiter. Mittlerer weile bewege ich mich auf der zweiten Seite der Googelsuche, Darknet quasi. gehalt.de verrät mir: „Der Prokurist / die Prokuristin ist ein Mitarbeiter eines Unternehmens, der durch einen Kaufmann dieses Unternehmens eine geschäftliche Vertretungsmacht erteilt bekommen hat und im Sinne des Geschäftsführers das Unternehmen oder die Abteilung, für die er die Prokura erhalten hat, vertritt.“ Na gut, dann weiß ich halt nicht, was Paul Tommeks Beruf ist, solange er weiß was er tut…

“Ich würde ja zu gern behaupten, die Inhalte dieses Buches seien frei erfunden. Und dass Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig und unbeabsichtigt sind. Leider sieht die Wahrheit anders aus: In der Mitte unserer Gesellschaft passiert so etwas tatsächlich!”

In Zweiter Sieger taucht so ziemlich jede Lebenslage auf, bei der man entweder ins Fettnäpfchen treten kann oder der Autor versucht, eben dieses zu vermeiden. Um das Klassiker-Thema Sport kommt man dort auch nicht herum. Wenn man Überschriften wie Business meets Breitensport oder Diät bei Maxim’s liest, die ich selbst sofort mit flapsigen Sportversuchen assoziiere, zieht sich mein Magen zusammen und ich erwarte das Schlimmste: klischeehafte Schilderungen aus dem Sportstudio, mittelalte Männer, die versuchen nun doch endlich sportlich zu werden und am Ende scheitern. Aber nicht so Paul Tommek. Zwar mag der erste Eindruck stereotyp sein, wendet sich das Blatt am Ende der Geschichte und wirkt so um einiges frischer als erwartet. Besonders lachen musste ich bei Leckeres Hündchen eine fast schon bitterböse Anekdote über den Besuch beim Asiaten und den Teufel in Gestalt eines Patenkindes.

Zusammengefasst ist es ein unterhaltsames Buch voller kleiner Geschichten, in denen man sich selbst wiederfinden kann, wenn man sich in der Mitte der Gesellschaft und im mittleren Alter befindet. Ich in meinem Fall bin Mitte, oder sagen wir eher Ende 20 und musste mich zum Glück noch nicht mit Vermögensmanagement, Autoreparaturen oder dem 30-jährigen Abiturtreffen beschäftigen, aber ich hoffe, dass ich dann mit der Situation genauso lässig umgehe wie es Tommeks literarisches Konterfei tut.

Die letzten Worte dieser Rezension zitiere ich nun von der Rückseite des Buchs Zweiter Sieger Paul Tommek:

“Tommek überzeugt wie immer mit Kühnheit, Witz und einer großen Portion Selbstironie” – der Autor

Text: Lea Kiehlmeier