Hust‘, wenn ich zieh‘, in den Lungen ist Hase.
Ob Mucke, ob Weed, jeder Kunde will Hase.
Wer keep it real, für die Jungs auf der Straße
Der nie auf ’nen Trend aufgesprungen ist – Hase.
Als ich diese Zeilen am Release-Friday auf Spotify hörte, gepaart mit der Albumankündigung auf Facebook und Instagram, fiel mir ein kleiner Stein vom Herzen. „Brot & Spiele“ kommt. Endlich wieder echter Rap, weit weg von den ewiggleichen Autotune-Charthits. Kein „lelele“, keine Fußballernamen. Kein Fake.
Ich höre Haze schon seit Jahren und würde ihn ohne jeden Zweifel zu meinen Lieblingsrappern in Deutschland zählen. Umso schöner war es dann, als nach 2 Jahren wieder was Neues von ihm kam. Die erste Single „Ich bin Hase“ hab ich sofort totgehört, genau so war es mit der nächsten Auskopplung „Rache der Laster“. Zudem hörte ich mir immer und immer wieder die alten Alben und Mixtapes auf Dauerschleife an.
Ich war bereit: Es liegt wieder Haze in der Luft.
Haze ist bekannt für ekligen, ehrlichen Straßenrap aus Karlsruhe, der auch die Schattenseiten aufzeigt. Seine Texte handeln, wie es sein Viertel nun mal vorgibt, von Drogenverkauf, Drogenmissbrauch, Stress mit Verrätern, der Polizei und dem Staat. Und das Alles in Verbindung mit seinem absolut unverwechselbarem Flow, so einzigartig wie es der von King Kool Savas ist, auf den Knochenbrecherbeats, die man durchgehend kopfknickend begleitet, sind einfach das absolute non-plus ultra im Straßenrap.
Was er bei diesem Album jedoch noch verstärkt hinzufügt, ist eine gute Prise Kritik am Staat, der Exekutive und an sich selbst. So auch im Lied „Der Jäger“. Es geht Haze eindeutig darum, dass die Exekutive ihre Prioritäten falsch setzt und das nervt ihn gewaltig:
Was sucht denn der Jäger im Viertel nach mir,
wegen bissele Weed, wenn die Lichter rotier’n?
Was sucht denn der Jäger im Viertel nach mir,
während irgendwo hier jemand Stiche kassiert?
Das 16-Track starke Album, das mit dem Intro „Brot“ beginnt und dem Outro „Spiele“ endet, setzt auch durch die Zahl der Features ab: in Zeiten, in denen Alben teilweise mehr Gäste als Songs haben (siehe Shisha-Playlisten auf Spotify), sucht sich Haze genau 3 Leute, die sein Album perfekt ergänzen:
Auf „Chin Check“ ist Cashmo zu Gast, der mit seiner Kredibilität absolut zu Haze passt. Der Track ist genau das, was der Titel verrät: ein musikalischer Kinnhaken auf allen Belangen. Ebenso taucht Eazyono als Feature auf, der schon viel mit Haze zusammenarbeitete.
Auf dem zehnten Titel „Alte Schule“ ist „2ara“ zu Gast. Der Underground-Rapper ist genauso ehrlich wie seine Musik:
Ich hasse Kokaretten; Junkies die Crack backen.
Doch wenn du mir eine Nase legst, will ich sie wegknocken.
Verlier‘ die Hemmungen, GBL macht Hypnotize.
Es ist kurz vor 6 in Deutschland, 2ara ist schon steckensteif.
Auch wenn die Lyrics und Thematik von außen betrachtet sehr einseitig wirken, kann ich jedem nur empfehlen, sich ein eigenes Bild zu machen, denn Haze ist mehr als Rap. Er ist mehr als Straße. Brot & Spiele ist mehr als ein weiteres Studioalbum. Es ist genau die Abwechslung, die Deutschrap gebraucht hat. Eine persönliche Entwicklung machte Haze definitiv auch durch. Diese bemerkt man auch, wenn man sich die bisherigen Werke chronologisch anhört.
Tagmond, Depression, Nächte kalt und schlaflos.
Kokain-Epidemie, ’ne Menge Menschen ratlos.
Viele leben in Armut, ich selber vor ’nem Jahr noch.
Aber Kette glänzt im Edelhemd, Ghettorap Balkano.
Ich stell mir bei vielen Alben von Künstlern Eingangs die Frage, ob es wirklich gut genug ist, ob sie besser als die anderen Alben zuvor sind. Bei Fler, Kalim und Haze haben sich diese Fragen schon lange erübrigt, denn sie liefern stetig ab.
Es liegt wieder Haze in der Luft. Und es schmeckt verdammt gut.
Autor: Alex Gubert