Kommentar von Michaela Raab
Blickt man auf diverse Modetrends des laufenden Jahrhunderts zurück, so haben wir schon einiges kommen und gehen sehen, was mal mehr und mal weniger skurril war. Wer erinnert sich noch an die beginnenden 2000er Jahre zurück, in denen dank Künstlerinnen wie Britney Spears und Christina Aguilera zahlreiche Jugendliche in Hüfthosen und bauchfreien Oberteilen herumliefen oder aber wie zu den Anfängen der 2010er Jahre auf einmal gefühlt jeder zweite Junge zu seinem Friseursalon des Vertrauens stolzierte und mit einer Justin Bieber Frisur nach Hause ging? Im Nachhinein schaut man sich dann alte Fotos an und fragt sich, warum einem niemand gesagt hat wie bescheuert man eigentlich aussieht. Aber über Mode, sowie „guten“ und „schlechten“ Geschmack lässt sich ja bekanntlich sehr gut streiten.
Zurück also in die Gegenwart. Wir schreiben das Jahr 2020. Den 22. September. 2020, um genau zu sein. Letztes Jahr um diese Zeit freuen sich Studierende über das Ende des Prüfungszeitraumes, Schüler*Innen werden im neuen Schuljahr begrüßt und tausende Besucher*Innen stürmen in Dirndl und Lederhose die Zelte des Münchner Oktoberfestes, um ausgelassen zu feiern. Vermutlich die wenigstens haben da geahnt, was das kommende Jahr so bringen mag und dass auf einmal so viele Menschen über den Globus verteilt mit einem Stückchen Stoff über dem halben Gesicht oder gar einem kompletten Face-Shield aus Plastik herumlaufen werden. Hier schonmal eine kleine Nachricht an alle Zeitreisenden: Ich persönlich hätte mir an eurer Stelle vermutlich eher die 1960er Jahre ausgesucht, um auf ein Konzert der Beatles zu gehen, aber gut. Jetzt seid ihr ja auch schon hier und [DING-DING-DING] ihr kommt genau richtig, um Zeugen einer globalen Pandemie zu werden. Ein Dank geht raus an das neuartige Virus SARS-CoV-2, das von vielen aber auch liebevoll „Corona-Bitch“ genannt wird. Also: Herzlich Willkommen. Keine Sorge, die Hamsterkäufe sind vorbei, es gibt wieder genug Nudeln, Seife, Desinfektionsmittel und ganz wichtig Klopapier für alle. Ich hoffe trotzdem, dass ihr an eure Mund-Nasen-Bedeckung gedacht habt. Falls nein, dann verfallt nicht in Panik, die gibt es mittlerweile fast überall in verschiedenen Formen und Farben, für große und für kleine Menschen, für Alt und für Jung zu kaufen. Manche sind eher schlicht gehaltene Exemplare, die aber dennoch ihren Zweck erfüllen, aber es gibt auch Premiumvarianten, die von Designer*In XY entworfen und mit Glitzersteinchen überzogen wurden, um auch in einer Pandemie topgestylt zu sein. Richtig schick dieser neue Modetrend, oder? Perfekt für Menschen, die auf Fotos nie lächeln, oder die in der Öffentlichkeit nicht erkannt werden möchten. Einfach Sonnenbrille und Maske auf und schon ist man nicht mehr wiederzuerkennen. Aber jetzt mal Spaß bei Seite. Dieses Mal stecken keine verrückten Modeschöpfer*Innen hinter dem neuen Trend-Accessoire, sondern das ganze hat einen praktischen Nutzen, nämlich den, dass wir Menschen uns durch das Tragen von Alltagsmasken gegenseitig vor dem Virus Covid-19 schützen.
Und um es genauer auszudrücken, sehen wir uns einmal an, was das Robert-Koch-Institut dazu sagt:
Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) trägt dazu bei, andere Personen vor feinen Tröpfchen und Partikeln die man z.B. beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt, zu schützen (Fremdschutz). Wichtig ist hierbei, dass Mund und Nase bedeckt sind. Für diesen Fremdschutz durch MNB gibt es inzwischen erste wissenschaftliche Hinweise. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Fremdschutzwirkung der MNB durch Ausatemventile reduziert wird.
Robert-Koch-Institut
Nun gut und wie sieht das ganze dann in der Realität aus? Maskenpflicht in Restaurants, öffentlichen Gebäuden, Supermärkten, im Einzelhandel und überall im öffentlichen Raum, wo die Mindestabstände von 1,5m nicht eingehalten werden können. Sehr viele Menschen halten sich an die Bestimmungen und gehen als gutes Beispiel voran. Auf der anderen Seite gibt es dann aber auch den Typus Mensch, der das ganze etwas anders sehen mag. Für diese Menschen scheint es dann teils schier unmöglich zu sein, sich für einen 15min Einkauf ein kleines Stück Stoff über Mund und Nase zu ziehen und wenn man es als Kassier*In bloß wagen sollte sie darauf anzusprechen, dann kann man ja nicht anders als sich aufzuregen und eine Grundsatzdiskussion zu starten. Gut ist dann aber auch die Antwort von etwas ruhigeren Zeitgenossen: „Ach Maske? Ja, da hab ich eine. Hier in meiner Tasche.“ Da bedankt sich doch jeder für die Ehrlichkeit und das Verantwortungsbewusstsein, ich meine: die Tasche muss natürlich auch geschützt werden. Ist klar. Aber immerhin sind einige dann am Ende meist einsichtig und setzen sich ihre Maske dann doch lieber selbst auf. Um mal so einen kleinen Einblick zu geben, wie die Maskenpflicht individuell interpretiert werden kann, folgen nun Vier Arten, eine Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) zu tragen:
1) Kreativität und Innovation durch die Maskenpflicht:
Erstmal einen Glückwunsch an alle da draußen, die zum Wohle aller im öffentlichen Raum eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Einfarbig, mit Blümchenmuster oder mit dem Lieblingsverein im Gesicht rumlaufen kann ja jeder. Wer aber bei 30°C im Schatten mit Gasmaske oder Taucherbrille einkaufen geht, der oder die hat sich definitiv einen Preis für das kreativste Corona-Outfit verdient. Den Preis für das innovativste Corona-Outfit verleihe ich an die Person, die nach der morgendlichen Joggingrunde unbedingt noch bei der Bäckerei Brötchen fürs Frühstück besorgen möchte und sich kurzerhand das verschwitzte Sportoberteil, ums Gesicht schnürt, weil man die Maske zuhause vergessen hat.
2) MNB als Kinnhalter oder als Kopfbedeckung:
Schon verrückt, was es alles so gibt. Also ich persönlich atme ja durch Mund und Nase ein und aus. Wie mir scheint existiert nun auch eine bisher noch recht unerforschte Menschenart, deren Atemlöcher im Kinn- oder Stirnbereich zu finden sind. Faszinierendes Forschungsthema. Wir bleiben auf jeden Fall man dran.
3) Keine Maske dabei? – No Problemo. Taschentuch oder Pulli regelt das.:
Es ist schon schwer immer dran zu denken eine MNB mitzunehmen, aber warum doch den langen Weg zurück nachhause machen, um eine Maske zu holen? Nein, nein. Wozu hat man denn Taschentücher dabei? Die kann man sich ja auch super vor das Gesicht halten und dann wie ein einarmiger Bandit durch den Supermarkt stolpern. Oder wenn man keine Hemmungen hat etwas nackte Haut zu zeigen, kann man sich kurzerhand das Shirt oder den Pulli bis unter die Augen ziehen. Ob es nicht doch die 5min zurück in die Wohnung wert gewesen wären, um nicht komplett bescheuert auszusehen und gemütlich Einkaufen gehen zu können? Tja vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Wir sind ja alle sehr viel beschäftig, zumal der Weg zur Arbeit oder Uni durch Homeoffice so viel Zeit in Anspruch nimmt.
4) Wie Maskenpflicht? Aber dann sieht doch keiner was für eine schöne Nase ich hab. Also Mund bedecken, ja. Aber die Nase braucht schon frische Luft.:
Ach hier ist sie ja. Meine Lieblingsvariante, wenn es um das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung geht. Also mein alter Biologie-Lehrer hat uns schon in der 5. Klasse immer wieder gesagt „Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.“. Also für mich kommen hier beim Lesen drei Komponenten zusammen: MUND – NASEN – BEDECKUNG. Leider sehe ich immer wieder Menschen, die aus lauter Eile nur MUND und BEDECKUNG lesen und dann im Supermarkt allen anderen ihre Nase präsentieren müssen. Aber wer kann es ihnen denn verdenken, wenn es heißt „Masken“-Pflicht? Das ist ja ganz wirr formuliert. Vielleicht sollte ich ja das nächste Mal mit einer Heilerde-Maske im Gesicht einkaufen gehen, da hätte ich ja auch eine Maske auf, nicht wahr? Nein aber wirklich jetzt. Es hat seine Gründe, warum Mund und Nase bedeckt sein sollten und sieht auch einfach bescheuert aus, wenn die ganze Zeit die Nase aus der Maske ragt.
Mehr Informationen rund um die Coronakrise, die Maskenpflicht, sowie Infektionsschutz und wie man sich verhalten sollte, um sich und andere vor eine Infektion mit SARS-CoV-2 / Covid-19 / Corona bestmöglich zu schützen findet ihr unter anderem auf den Homepages des Robert-Koch-Instituts, der WHO (= World Health Organisation) oder aber auf der Internetseite eures örtlichen Gesundheitsamtes.
Autorin: Michaela Raab