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Rezension: „Hunger, Frust & Schokolade – Die Psychologie des Essens“ – Michael Macht

Wenn ich Stress in der Uni habe, greif ich oft zu ungesunden Lebensmitteln. Denn, ich hab ja keine Zeit was Gesundes zu kochen. Wenn ich mich mit jemandem streite, kompensiere ich das gerne mit Essen. Wenn meine To-Do-Liste vor Aufgaben platzt, esse ich umso mehr. All das hat den Stress gemeinsam. Aber warum esse ich, wenn ich gestresst bin? Warum verlangt mein Magen (oder mein Kopf?) nach Essen, wenn ich mich schlecht fühle? Wieso greift meine Hand automatisch zum Essen, wenn mir langweilig ist?

Viele dieser Fragen beantwortet Michael Macht in seinem neuen Buch „Hunger, Frust und Schokolade – Die Psychologie des Essens“. Mit Charme und persönlichen Erlebnissen führt der Autor durch die Gefühlswelt des Essens: Wie wird das Essverhalten durch Emotionen gesteuert und umgekehrt, wie Emotionen durch Essen beeinflusst werden. Anschaulich wird der Leser vom Hungersignal, über problematische Essmuster zum Geheimnis des Genießens geführt. Zum Abschluss gibt es eine kurze Anleitung zum Umgang mit Essgefühlen.

Eines der ersten Erkenntnisse: wohlschmeckende Nahrung regt zum Essen an! Ganz egal, ob der Körper Nährstoffe braucht oder nicht. Der menschliche Körper ist über die Jahrtausende von Hungersnöten bedroht worden, weil nährstoffreiche Nahrung nicht ständig verfügbar war. Da uns die Energie nicht ausgehen darf, müssen wir vorausschauend denken, um überschüssige Energie in unserem Körper zu speichern. Dabei helfen äußere Reize. Unser Essverhalten wird mitgesteuert von einem komplexen Zusammenspiel innerer und äußerer Prozesse.

Eine gute Mahlzeit hebt die Stimmung. Es schmeckt, der Hunger lässt nach, wir fühlen uns wieder zu Hause in der Welt. Wie kommt diese besänftigende Wirkung zustande?

S. 93

Eine weit verbreitete Theorie besagt, dass kohlenhydratreiche Nahrungsmittel wie beispielsweise Schokolade das „Glückshormon“ Serotonin ausschütten und dadurch die Stimmung verbessert wird. Dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht, beschreibt Michael Macht im Kapitel “Der Besänftigungseffekt des Essens”. Man muss viel tiefer in die Welt der Emotionen eintauchen, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Denn die Besänftigung durch Essen beruht auf vielen verschiedenen Mechanismen. Je mehr davon gleichzeitig in Gang gesetzt werden, desto beruhigender wirkt die Trostnahrung.

Das Sachbuch ist schlüssig aufgebaut und nimmt den Leser entkrampft mit in die Erkenntnisse der Emotionsforschung. Jedes Kapitel ist durch Unterkapitel strukturiert. Einige Bilder und Darstellungen unterstützen das Verstehen der Emotionen beim Essen. Zudem wird jedes Hauptkapitel mit einem passenden Zitat eingeleitet. Dieser in medias res Schreibstil regt zum vertieften Nachdenken an. Durch die Erzählungen von Patienten aus Michael Machts Praxis, versteht man die Vorgänge besser und kann dem wissenschaftlichen Hintergrund gut folgen.

Persönlich empfehle ich jedem dieses Buch, der sich für Ernährungswissenschaft und Mechanismen dahinter interessiert. Obgleich der Schreibstil locker ist, ist es für mich kein Buch zum abends lesen, da ich von den Inhalten auch etwas mitnehmen möchte. Das Buch ist ein guter Anfang, wenn man mehr über sein Essverhalten verstehen und verändern möchte.

 

UVP 18,00€

Droemer Knaur Verlag

224 Seiten

ISBN 978-3-426-27842-0

 

Autorin: Pia Niedhammer