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Rezension: „In The Heights“

Die Kinos sind endlich wieder offen und der Sommer steht vor der Tür! Wie könnte man das besser ausnutzen als mit dem lebensfrohen Blockbuster-Musical „In The Heights“?

Bild: WarnerBros

Seit der Ankündigung, dass das Latin/Hip-Hop-Musical „In The Heights“ verfilmt werden soll, habe ich auf den Tag der Veröffentlichung gewartet. Ich bin großer Fan des Originals, das 2008 am Broadway lief und sogar den Tony Award für das Beste Musical gewonnen hat. Erzählt wird eine lustige, herzzerreißende und inspirierende Geschichte über Liebe, Träume und die wahre Bedeutung von Heimat. Nach einigen Verschiebungen kommt nun endlich diese einzigartige Story auf die Kinoleinwand, um unseren Sommer mit Musik und Tanz zu füllen.

Lights up on Washington Heights, New York. Es ist der 3. Juli und die Latinx-Community erstickt fast vor Hitze. Die Hydranten sind offen, die Straßen sind laut und ohne Kaffee läuft hier gar nichts. In diesem Block hat jeder einen Sueñito (sp.: kleiner Traum), doch die meisten davon bleiben unerfüllt. Im Zentrum steht Ladenbesitzer Usnavi („Hamilton“-Star Anthony Ramos), und dieser hat zwei Träume: Zurück in die Dominikanische Republik zu ziehen, wo er aufgewachsen ist, und ein Date mit Vanessa (Melissa Barrera). Ihr größter Wunsch hingegen ist es, die Heights hinter sich zu lassen, um sich in der Stadt als Modedesignerin einen Namen zu machen. Bis das aber Realität wird, arbeitet sie im Kosmetiksalon von Daniela (mein persönliches Highlight des Films: Broadway-Star Daphne Rubin-Vega), wo Tag ein, Tag aus der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht wird.

Die einzige, die es aus Washington Heights herausgeschafft hat, ist Nina (Latin-Sängerin Leslie Grace). Sie studiert an der Stanford-Uni und ist der Stolz des gesamten Barrios – wie soll sie ihnen nun beichten, dass sie ihr Studium abgebrochen hat? Verloren kommt sie zurück nach New York, wo sie auf ihre charmante Jugendliebe Benny (was für eine Stimme: Corey Hawkins) trifft, der ihr mit seiner lebensfrohen Art wieder Hoffnung schenkt.

Zusammengehalten wird der Block von Abuela Claudia (zurück in ihrer Tony-nominierten Rolle: Olga Merediz), die mit ihrer Wertschätzung für die kleinen Dinge allen ein Vorbild ist.

Durch einen Lottogewinn, tagelangen Stromausfall und die unerträgliche Hitze findet der Barrio Washington Heights Liebe, Licht in der Dunkelheit und die wahre Bedeutung von Heimat.

Mit „In The Heights“ hat Komponist und Schauspieler Lin-Manuel Miranda (Hamilton, Vaiana) nicht nur seinen Durchbruch erlangt, sondern das gesamte Genre des Musicals revolutioniert. Die Verschmelzung von Latin und Hip-Hop kreiert eine Stimmung, die perfekt zum Sommer passt und auch für Menschen ohne besondere Musical-Begeisterung eine angenehme Kino-Erfahrung garantiert. Außerdem schneidet der Film viele wichtige Themen an, die in der heutigen Zeit mehr denn je thematisiert werden müssen.

Inszeniert wurde das Ganze von Crazy Rich Asians-Regisseur Jon M. Chu, der hier erneut seine Liebe zur extravaganten und farbenfrohen Bildgestaltung auslebt. Diese macht das Geschehen nochmal größer und beeindruckender. An manchen Stellen wirkt der Film zwar ein wenig wie eine Aneinanderreihung von halb-zusammenhängenden Musikvideos, aber das ist wohl auch der Grund, warum es trotz der großzügigen Spielzeit nie langweilig wird.

Fans des Musicals können sich übrigens auf kleine Easter Eggs freuen – zum Beispiel die Besetzung der rivalisierenden Eisverkäufer mit den Hauptdarstellern der Bühnenversion.

Was man an „In The Heights“ aber vor allem loben muss, ist die Liebe zu den Charakteren. Diese Liebe spiegelt sich auch in seinen Darsteller*innen: Wir erleben mit ihnen eine eng verbundene Gemeinschaft, die zusammen  etwas Großes erschaffen hat. Deshalb fällt es mir auch schwer, einzelne Star-Performances zu finden. Allerdings muss ich anmerken, dass mir besonders die Szenen mit den Salon-Ladies ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben – ein Highlight hierbei ist der lebensfrohe Song „Carnaval del Barrio“. Außerdem unglaublich ist die Einstiegsnummer „In The Heights“, die ihr euch auch auf YouTube ansehen könnt.

Für die beste Kino-Erfahrung: Bestellt euch ein kaltes Getränk und bringt eine Packung Taschentücher mit. Das meine ich hier nicht als Floskel. Ihr werdet sie brauchen.

Und ein Geheimtipp am Rande: Wenn euch die Musik gefällt und ihr sie nochmal anhören wollt, nehmt den Broadway-Soundtrack. Die Sänger:innen sind grandios und es sind noch einige tolle Songs dabei, die es wegen Story-Veränderungen leider nicht in den Film geschafft haben.

„In The Heights“ kommt am 22. Juli in die Kinos, läuft kurzweilige 143 Minuten lang und wird meiner Einschätzung nach der Sommerhit dieses Jahres werden. Seht ihn euch an, ihr werdet es nicht bereuen.

Autorin: Ella Rank