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Midnight-Madness die Dritte – Oder: „Digga, mein Bruder ist cringe“

‚Papatastisch‘ ist dein neues Lieblingswort und Geringverdiener sind dir sus? Geht mir auch nicht so. Aber vielen Jugendlichen anscheinend schon, deshalb bin ich auch um Mitternacht noch online und rätsle warum.

Bild: funklust e.V.

Vielleicht bin ich gar kein Gen Z – Mitglied, sondern doch ein Boomer. Aber vielleicht auch nicht, immerhin benutze ich das Wort Boomer. Möglicherweise bin ich auch… papatastisch… oder akkurat. Aber wenn ja, dann weiß ich nicht was das bedeutet. Hoffentlich was Gutes. Wenn ich mich mit Langenscheidts Jugendwort des Jahres 2021 auseinandersetze, bin ich jedenfalls offensichtlich um 23:34 Uhr noch wach und online. 

Allerdings bin ich anscheinend nicht die Einzige, die noch nie etwas von papatastisch gehört hat, Word nämlich auch nicht. Damit wir diese lebensverändernde Frage ein für alle Mal aus dem Weg räumen können, habe ich für euch recherchiert. Also ich habe meinen Freund gefragt. Der wusste es aber nicht. „Vielleicht was von Papaplatte.“ Ok cool. Spielt auch eigentlich keine Rolle, weil mittlerweile aus den Top 10 eine Top 3 geworden ist, ohne papatastisch, die noch bis zum 25. Oktober auf ihren Erstplatzierten wartet. 

Jedes Jahr aufs Neue startet Langenscheidts Ü30, oder zumindest ÜTeenager, eine Abstimmung, die das neue Jugendwort des Jahres küren soll. Und jedes Jahr ist mindestens ein Wort dabei, von dem ich noch nie gehört habe. Trotzdem, vielleicht auch gerade deswegen, freue ich mich immer wieder darauf. Für alle Boomer, die nicht wissen, was die zehn papatastischsten Kandidaten dieses Jahr waren (Hoffentlich kennt ihr alle, ist wichtig) hier ein kreativer, eventuell ironisch-inkorrekter Definitionsversuch, damit ihr demnächst auch nicht mehr allzu cringe Geringverdiener seid, die mittwochs richtig sus unterwegs sind. Keine Garantie dafür. Lest es, ich habe mich dafür in die Abgründe meines Jugendkulturgedächtnisses begeben, lasst es mich nicht bereuen. 

Mittwoch – laut einem grünen Frosch auf Instagram ist es Mittwoch meine Freunde.

Sheesh – „Oha.“

Cringe – sind all diejenigen, die nicht wissen was papatastisch bedeutet.

Digga – wenn du das nicht kennst, dann Digga, warst du noch nie in einem Bus in meinem Heimatort. Oder überhaupt in einem Bus, in dem sich überparfümierte, halbstarke Gangster-Teenies unter 16 Jahren aufhalten.

Geringverdiener – Leute, die gering verdienen. Aber beleidigend. So willst du nicht genannt werden.

Wild/ wyld – einfach krass, so willst du genannt werden.

Akkurat – sorgfältig (?), ordentlich (?), exakt (?), genau (?) (Oxford Languages 26.09.2021).

Same – hoffentlich das, was ihr sagt, wenn ihr meine Ahnungslosigkeit heraus hört.

Papatastisch – Papaplatte, was/wie/wer/warum/wo sonst (btw: ist wohl ein Streamer/ YouTuber, dieser Dude).

Sus – laut meinem Bruder wird das exakt so ausgesprochen, wie man es schreibt. Muss stimmen, er hat das mit seinen Arbeitskollegen besprochen. Alle um die 30 Jahre alt. Doktoren der Physik. Die Bedeutung konnten sie leider nicht erforschen. 

Auch wenn einige Wörter wohl eher weniger in den allgemeinen Sprachgebrauch einkehren werden, kann ich mich dieser Ausdrucksweise selbst nicht entziehen. Also können schon, aber will ich gar nicht. Ich meine, sind wir mal ehrlich, wir machen uns vielleicht gerne darüber lustig, welche Formulierungen die neue Generation erfindet, wie Teenager untereinander kommunizieren, oder wie doch angeblich die deutsche Sprache so sehr darunter leidet. Aber insgeheim gehöre ich eher zur Fraktion Spaß an der Freude. Ob das nun dem Duden gut tut oder nicht, steht auf einem anderen Blatt, vielleicht in einer anderen Sprache. Das Thema ist kulturell, schadet niemandem und ist endlich mal der jungen Generation gewidmet. 

Fazit: Word kannte 3/10 Jugendwörtern nicht, ich nur 2/10. Ich rede wie ein 14-Jähriger Vollzeit-Fortnite-Profi. Mein Bruder ist nicht so schlau, wie er behauptet (viel Liebe an dieser Stelle). Wyld spricht man nicht anders aus als wild.

Die Jugend von heute ist cringe. Ich auch. Es ist 00:04 Uhr. Gute Nacht.

Autorin: Madelaine Wilma