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Rezension: James Bond – Keine Zeit zu Sterben

Seit 2006 verkörpert Daniel Craig nun in fünf Filmen die Figur des James Bond. Wie schon bei den Vorgängern spalten sich die Meinungen auch hier. Nun tritt 007 meiner Generation ab. Hat er ein würdiges Ende bekommen?

Bild: Universal

„Es ist kein typischer James Bond”, ist der Satz der mir bei einer Diskussion über den Film am meisten hängen geblieben ist. “Es fehlen die Frauen und die schnellen Autos.” Irgendwie ja, aber irgendwie auch nicht. Die Filme mit Daniel Craig geben eben einen völlig anderen Ton an, als die der Vorgänger. Es geht wie immer um eine Bedrohung der Welt durch einen Superschurken, der irgendeine Verbindung zu Bond hat. Er muss also mal wieder aus dem Ruhestand zurückkehren und die Welt retten. Soweit kennen wir das doch auch schon. Da es der letzte Teil ist, werden alte Charaktere noch einmal ausgegraben und es wird auf alte Zeiten angestoßen. Neue Charaktere werden eingeführt, bleiben dabei allerdings sehr gesichtslos. Im Vorhinein gab es sehr große Aufregung, dass 007 jetzt eine Frau werden und James Bond ablösen soll. Die Meldungen dazu waren meiner Meinung nach etwas missverständlich. Sie löst ihn nur als 007 ab und übernimmt nicht die Rolle. Wirklich störend ist das aber nicht. Es ist schön zu sehen, dass man weg von dem Klischee gegangen ist, dass James Bond ein Frauenheld ist, auch wenn sein weiblicher Ersatz nicht wichtig für den Film ist. Er selbst bleibt ein wenig ein Macho, aber damit wird humorvoll umgegangen. Die Frauen fliegen auch nicht auf ihn. Stattdessen wird die Beziehung zu den Frauen intensiviert für die er Gefühle empfindet. Ein James Bond der sich bindet. Das klingt komisch, funktioniert aber erstaunlich gut und ist endlich mal was anderes.

James Bond dürfte eine der bekanntesten (fiktiven) Figuren der Welt sein. Bereits seit 1962 versucht er die Welt zu retten, reist dabei an exotische Orte und begegnet verschiedensten Charakteren. Die Filme stellen  mit jedem neuen Schauspieler auch ein Stück weit den aktuellen Wandel der Gesellschaft dar. So ist der noch aktuelle James Bond einer, der im Vergleich sehr erwachsen wirkt und weniger machomäßig und sexistisch rüber kommt als noch seine Vorgänger. Das generelle Feeling wirkt auch bereits seit Casino Royal anders. Er ist nicht mehr der unzerstörbare Superheld, der sich aus jeder Situation raus schießen oder vögeln kann. Er wirkt zerbrechlich, verwundbar… menschlich. Die Filme lassen sich dementsprechend nur bedingt in einen Kontext zu den Vorgängern stellen. Eher ist es sinnvoll sie innerhalb der Ära eines Schauspielers zu vergleichen. Casino Royal und Skyfall zählen zu den besten Filmen der gesamten Reihe. Auch ich war und bin immer noch begeistert von beiden. Spectre hingegen hat mich sehr enttäuscht. Der Film wollte zu viel auf einmal und hat mir zu wenig geliefert. Außerdem sehe ich da eine der größten Verschwendungen eines Bösewichten in der gesamten Filmgeschichte. Ein Quantum Trost hingegen ist irgendwie im Mittelfeld. Er gefällt mir nicht wirklich, aber ich war auch nicht enttäuscht von ihm. Wie sieht es jetzt also mit Keine Zeit zu Sterben aus?

Wirklich neu erfindet der Film die Figur natürlich nicht. Viele Charaktere sind sehr platt geschrieben und treten nur ganz kurz auf. Die Dialoge sind an manchen Stellen doch noch etwas zu sehr auf cool getrimmt. Das schadet dem Film aber nicht wirklich. Die Dynamik zwischen den Charakteren hat mir an einigen Stellen sogar sehr gut gefallen. Christoph Waltz spielt in seinem (leider wieder zu kurzen) Auftritt wieder eine tolle Rolle. Ich finde Rami Malek macht seinen Job in Ordnung. Aber die Antagonisten sind bei weitem nicht so furchteinflößend oder beeindrucken wie die von Mads Mikkelsen und Javier Bardem aus Casino Royal und Skyfall. Das ist dann auch die größte Schwäche des Films. Es fehlt an bemerkenswerten Charakteren. Alle die auftreten stören nicht oder sind überflüssig, aber mich hat am Ende auch keiner wirklich beeindruckt. James Bond selbst setzt da an, wo er in Skyfall schon angekommen ist. Spectre ist für mich irgendwie in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, weswegen ich mich da nicht mehr wirklich daran erinnern kann. Er ist alt und gebrechlich. Irgendwie hat nur noch gefehlt, dass der Satz “Ich bin zu alt für den Scheiß”, von ihm kommt. 

Ist Keine Zeit zu Sterben jetzt also ein gelungener Abschluss?

Für mich ja. Ich habe genau das bekommen, was ich von dem Film erwartet habe. Zusätzlich muss ich aber auch gestehen, dass aufgrund des Vorgängers meine Hoffnungen zu Beginn sehr gering waren. Deswegen bin ich aber auch positiv überrascht worden. Der Film ist ein würdiges Ende für Daniel Craigs James Bond, aber landet im allgemeinen Vergleich im Mittelfeld. Wer einen ähnlichen Film wie Skyfall oder Casino Royal erwartet der wird, meiner Meinung nach, enttäuscht. Dafür fehlt am Ende eine tragende Story und Charaktere, die den Unterschied machen. Aber ich wurde im Gegensatz zum Vorgänger Spectre auch nicht enttäuscht. Grundsätzlich kann ich aber die Kritiken verstehen, die den Film als nicht sonderlich gut bewertet haben. Es ist ein generischer Action-Streifen. Das ist aber für einen James Bond nicht unbedingt abwegig. Dennoch: Wer die Vorgänger mochte, wird auf jeden Fall unterhalten.

Zum Schluss bleiben trotzdem ein paar Fragen offen

Wie geht es weiter? Wer wird der James Bond der kommenden Generation? Wird es eine Frau? Wird James Bond wirklich erwachsen? Brechen die neuen Filme mal mit einem alten Klischee oder behält man das alte Muster bei?

Ich habe Hoffnungen, dass die oder der (ich bin mittlerweile für beides offen) kommende James Bond mal etwas Neues versucht. Da mittlerweile so viele Schauspieler abgesagt haben oder in den Ring geworfen wurden, habe ich ehrlich gesagt den Überblick verloren. Daher kann ich nicht sagen, wen ich mir wünschen würde. Ich hätte mir Idris Elba gewünscht, aber der scheint es nicht zu machen. Wer auch immer es wird und welche Entwicklung sich dann abzeichnet: Ich werde alles gespannt beobachten und auch in Zukunft die Filme mit Freude anschauen. Denn unterhalten wurde ich bis jetzt fast immer.

Autor: Moritz Meckl