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Album der Woche KW 50: Nina June – Meet Me on The Edge of Our Ruin

Träumereien und Inspirationen. In ihrem neuen Album “Meet Me on The Edge of Our Ruin” vereint die niederländische Sängerin Nina June ihre Gedanken zu Klimawandel, Selbstfindung und Break-Ups. Lisa hat das Album ein bisschen genauer unter die Ohren genommen.

Bild: Marc Haers

Sie klingt so, als hätte man sie schon einmal irgendwo singen gehört. Die rauchige Frauenstimme, begleitet mal von einer leichten Acoustic-Gitarre und mal von zarten Streichern. Das zweite Album der Künstlerin Nina June erschien am 26. November 2021. Auf 10 Songs verarbeitet sie darin die Eindrücke, die sie in ihren 36 Jahren auf Erden und insbesondere im Verlauf ihrer Karriere gesammelt hat. Und diese Sammlung klingt bunter, als ich bei den ersten Tönen von “Build a Boat” vermutet habe.

Es geht um Ruinen. Ein Bild, das man ganz verschieden assoziieren kann. Laut Nina geht es bei den Ruinen vor allem um vergangene Beziehungen und Freundschaften. Aber wenn ich an Ruinen denke, stelle ich mir die Überreste von Burgen und Schlössern vor. Und dabei denke ich meistens eher nicht: “Schade, dass diese Gebäude nicht mehr stehen.” Sondern male mir eher aus, welche Geschichten sich in diesen Gemäuern abgespielt haben. In einem Interview mit MusiX erklärt Nina ihre Assoziation mit der Ruine wie folgt: 

Eine Ruine ist alles, auf das ich zurückblicke und denke: „Das war einmal unbeschädigt, jetzt ist es kaputt und verlassen. Irgendwo da drinnen verbirgt sich Schönheit. Welche Richtung werde ich von hier aus einschlagen?“

Als ich mir die verschiedenen Songs auf dem Album angehört habe, habe ich gemerkt, dass Nina eine Geschichtenerzählerin ist. In “World on Fire” erzählt sie von einer Welt, die absichtlich kaputt gemacht wird. Natürlich spielt sie damit auf die aktuelle Klimakatastrophe an. Aber den Vorwurf, der mit diesem Thema einhergeht, hört man nicht nur an Phrasen wie: “Look at the mess we made.” Auch mit den Tönen der Acoustic-Gitarre wird uns ein Bild von dystopischer Verwüstung gemalt. Musik wie aus einem Film also. Und genau das ist es auch, was die Künstlerin bezwecken will: Kinematografische Popsongs schreiben.

Herzschmerz darf natürlich auch nicht fehlen, wenn es um Vergangenes geht. Besonders sticht der Song “Jeramiah Blue” aus den melancholischen, nachdenklichen Songs heraus, in denen Nina von der bitteren Süße eines Break-Ups singt. In dem tamburin-beschwingten Song geht es um die erste Liebe, die uns total verändert zurücklässt. Und da haben wir es wieder: Vergangenes ist immer eine Bereicherung für uns, auch wenn es mit Schmerz verbunden ist. Denn alles, was mal war, formt uns und gibt uns etwas, woran wir uns erinnern können. Und genau dieser Gedanke ist es, den ich aus ihrem Album “Meet Me on The Edge of Our Ruin” raushöre und mitnehme. Und was hörst du?

Autorin: Lisa-Marie Guja