funklust Rezension web

Rezension: Der kleine Teeladen in Tokio – Julie Caplin

Der kleine Teeladen in Tokio bietet kurzweiliges Lesevergnügen für begeisterte Leser:innen von Liebesromanen. Das Thema ist nicht neu, doch das fernöstliche Setting bietet einen schönen Mehrwert.

Bild: funklust e.V.

Die Bloggerin Fiona freut sich sehr, als sie einen zweiwöchigen Aufenthalt in Japan gewinnt. Teil des Preises ist zusätzlich ein Fotografie-Coaching durch einen weltbekannten japanischen Fotografen. Als sie jedoch in Tokio ankommt, stellt die junge Britin fest, dass ihr Mentor durch ihren Landsmann Gabe Burnett ersetzt wurde. Fiona und Gabe sind sich bereits in der Vergangenheit begegnet und eine Schwärmerei für ihn hat Fiona das Herz gebrochen. Gabe ignoriert Fiona zunächst. Da kommt es für Fiona sehr gelegen, dass ihre Gastfamilie, die Kobashis, sie herzlich aufnehmen. Sie zeigen ihr den familieneigenen Teeladen und bringen ihr die japanische Kultur näher. Trotz des holprigen Anfangs fühlt sich Fiona doch zunehmend wohl in Japan. Aber wie steht es um längst vergessen geglaubte Gefühle? 

Protagonistin Fiona muss in Julie Caplins neuem Roman lernen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich als erwachsene Frau Problemen zu stellen, die sie schon seit ihrer Jugend verfolgen. Zudem muss sie sich mit den Beziehungen zu wichtigen Personen in ihrem Leben auseinandersetzen und die Grenzen in diesen Beziehungen neu definieren lernen, weitab von zuhause. Mit der Dauer ihres Japanaufenthalts wandelt sich Fiona wie eine Raupe, die zum Schmetterling wird: Von einem unsicheren Mädchen auf der Uni zu einer erwachsenen Frau, die selbstverantwortlich Entscheidungen trifft und Beziehungen erwachsener navigiert.

„Der kleine Teeladen in Tokio“ handelt vom Erwachsenwerden und wie sich Gefühle und romantische Beziehungen im Lauf der Jahre verändern. Zuweilen ist das Thema des Buches ein bisschen frustrierend: Eine weitere Geschichte über eine junge Frau, die nach langem Schwärmen endlich die Chance bekommt, beim Mann ihrer Träume zu landen und sich sofort in seine Arme wirft. Dass er sich ihr gegenüber in der Vergangenheit schlecht verhalten hat, wird größtenteils ignoriert, getreu dem Motto: stürmische Liebe cancelt alles Vergangene. Eine richtige Aufarbeitung der Probleme geschieht nicht. Andererseits befriedigen solche Geschichten auch das Bedürfnis, sich ein “Was wäre wenn gewesen” auszumalen. Auch wenn die Erzählung einer Teenie-Schwärmerei, die sich später in eine ernstere und erwachsenere Beziehung verwandelt, nicht neu ist, so gelingt es Caplin trotzdem, eine interessante und insgesamt herzerwärmende Geschichte zu erzählen.

Das Buch ist der fünfte Band in einer Reihe von Liebesromanen, die an fernen Orten rund um einen zentralen Ort – zum Beispiel landestypische Läden, Cafés oder Restaurants – spielen. Zudem bieten das fernöstliche Setting und die Erzählungen über die Beziehungsstrukturen der Familie Kobashi interessante Einblicke in Japans Kultur abseits beliebter Romansettings wie Paris oder London. Mit „Der kleine Teeladen in Tokio“ ist Julie Caplin insgesamt ein guter Roman gelungen, der Leser:innen ein schönes und kurzweiliges Lesevergnügen bieten wird.

Autorin: Antje Schönherr