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Rezension: The Batman

Mit Robert Pattinson versucht sich der sechste Schauspieler an einer der bekanntesten fiktiven Figuren. Gibt es nun den versprochenen düsteren Neuanfang oder erneut einen mäßigen Marvel-Abklatsch?

Bild: tvmovie.de

Vorab: Ich bin ein Riesen-Fan der Batman- und DC-Comics, The Dark Knight ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Ich versuche hier so neutral wie möglich zu sein, sowie möglichst wenig zu spoilern, habe allerdings im Vorfeld bereits bemerkt, wie schwer mir das fällt.

Nachdem die sogenannten DCEU-Filme (der Versuch von DC und Warner, an den Erfolg von Marvel anzuknüpfen) sehr gefloppt sind und Ben Affleck als Batman meiner Meinung nach nicht wirklich funktioniert hat, ist nun The Batman der mögliche Beginn einer neuen Legacy. Der Hype war im Vorfeld, besonders von meiner Seite aus, riesig und es gab auf jeden Fall viel Potenzial, enttäuscht zu werden.

Zuerst zur wichtigsten Frage: Robert Pattinson als Batman? Funktioniert das? Sein letzter Auftritt als Fledermaus war in vielen Augen nicht sonderlich erfolgreich und zwischendurch sah es auch so aus, als ob er sich nur noch mit kleineren Projekten zufriedenstellen und die ganz große Leinwand meiden würde. Tenet und The Lighthouse haben zwar bewiesen, dass er definitiv schauspielerisch mehr auf dem Kasten hat, als die Twilight-Filme vermuten ließen. Trotzdem war ich ursprünglich skeptisch mit seiner Besetzung, wollte ihm aber dennoch die Chance geben, mich positiv zu überraschen. Und wie ich überrascht wurde. Das hätte niemand besser machen können. Batman ist hier brutal, er ist emotional und trotzdem gefühlskalt, er ist berechnend und immer genau das, was er sein muss. Vor allem: Er ist furchteinflößend – und zwar mehr als je zuvor. Das Zusammenspiel mit den anderen Charakteren ist auch zu jedem Zeitpunkt nahezu perfekt. Er zeigt in den richtigen Momenten eine unterschwellige Verletzlichkeit und in den anderen, dass ihm kein Mittel außer Mord zu viel ist, um sein Ziel zu erreichen. Er ist vor allem mal wieder ein Held, der nicht von seinem Gegenspieler in den Schatten gestellt wird. Ich dachte nicht, dass jemand Christian Bale als besten Batman übertrifft. Aber das ist jetzt definitiv passiert.

Bevor ich hier allerdings weiterhin in Lobeshymnen ausbreche, möchte ich auf den restlichen Cast eingehen. Denn der macht seine Sache auch sehr gut. Die Entscheidung, den Riddler als Antagonisten zu nehmen, halte ich für absolut richtig. Die Besetzung mit Paul Dano funktioniert hier sehr gut. So zeigt er genau die Mischung zwischen Wahnsinn und Intelligenz, die ich von einem Riddler erwartet hätte. Andy Serkis als Alfred und Buttler von Bruce Wayne hat für die vermutlich beste Bruce Wayne Vater-Sohn-Beziehung bis jetzt gesorgt. Und das, obwohl sie nicht exorbitant viel Zeit miteinander verbracht haben. Zoe Kravitz, Jeffrey Wright, Colin Farrell und John Turturro sind auch jeweils top besetzt. Bezüglich des Castings gibt es von meiner Seite aus also überhaupt nichts zu bemängeln.

Der Rest des Films schließt da auch perfekt an. Die Action ist bombastisch und wirkt sehr episch. In manchen Momenten würde jemand anderes vielleicht sagen, dass es ein wenig zu viel ist, aber ich finde, das ist genau Batmans Ding. Theatralik und Furcht. Und genau davon liefert das Bild jede Menge. Das Batmobil wirkt ebenfalls furchteinflößend und untermalt dieses Bild optimal. Die Kämpfe sind gut choreografiert und wirken ebenfalls nicht zu Tode geschnitten. Vor allem wird das Tempo immer sehr schön aufgenommen und bis zum Maximum getrieben. Am Bild finde ich ebenfalls keine Mängel. Der Film ist zwar durchgehend sehr dunkel, aber trotzdem ausreichend beleuchtet, um alles mitzubekommen. Besonders positiv überzeugt hat mich allerdings das Szenenbild. Die Stadt wird nun endlich einmal in Szene gesetzt und bekommt Charakter. Wie von Gotham gewohnt regnet es durchgehend, außer dann, wenn es die Handlung einmal anders verlangt. Wer was anderes erwartet, dem empfehle ich, keine Superhelden-Filme zu schauen.

Der Sound unterstützt das Bild mit den genau richtigen Akzenten und wirkt dabei in keiner Szene zu viel. Besonders gut hat mir die Harmonie beider Komponenten gefallen, sodass zu keinem Zeitpunkt einer der beiden Aspekte den anderen überlagert und in den Hintergrund verdrängt, sondern sie sich gegenseitig ergänzen. Der Score ist auch nicht zu laut und im Kino hatte ich nie das Gefühl, Sorgen um mein Trommelfell haben zu müssen. Schön ist auch die Klanguntermalung von Batmans Auftritten. Seine Schritte wirken schwer und bedrohlich, seine Stimme klingt weder lächerlich noch zu künstlich. Das Batmobil klingt wuchtig und ist ein Hörgenuss für jeden Autoenthusiasten.

Auf den Inhalt möchte ich gar nicht so wirklich eingehen. Die Comicvorlagen wurden sehr gut umgesetzt, ohne sie dabei eins zu eins zu kopieren. Trotz der fast drei Stunden Lauflänge zieht sich die Story auch nie, sondern lässt sich zu Beginn genau die richtige Zeit, um sich zu etablieren, nur um dann Stück für Stück die weitere Handlung zu offenbaren. Für mich als Fan der Comics wurden auch genau die richtigen Elemente umgesetzt und erzählt. Es sind keine übernatürlichen Kräfte im Spiel, aber es wirkt trotzdem alles etwas surreal. Hauptsächlich passen alle Aspekte des Films perfekt, ohne dabei zu erzwungen oder unrealistisch zu wirken. Auch meine ursprüngliche Befürchtung, dass der Film aufgrund des FSK 12 zu jugendfreundlich wurde, hat sich nicht bestätigt.

Der Film ist vermutlich aus neutraler Sicht nicht ganz so gut, wie ich ihn hier gerade darstelle. Dennoch denke ich, dass jeder Spaß daran haben wird. Und zwar egal, ob man Fan von Batman oder Superhelden im Allgemeinen ist, oder ob man einfach nur unterhalten werden und einen guten Film sehen möchte. Ich habe in meiner Rezension zu The Suicide Squad geschrieben, dass das die beste Comicverfilmung für mich sein dürfte. Das kann ich jetzt streichen. The Batman ist für mich die perfekte Umsetzung. Hätte man mich vorher gefragt, wie ich mir die Umsetzung des Films wünschen würde, dann hätte ich vermutlich gesagt: Genau so!

Ich hatte vermutlich noch nie so sehr das Bedürfnis, am Ende eines Filmes zu klatschen. Bravo! Wirklich! Macht bitte mit den Fortsetzungen so weiter. Der Hype, den ich vorher auf diesen Film hatte, wurde sogar übertroffen. Ich habe damit gerechnet, dass der Film gut wird, aber nicht so. Ich bin begeistert, werde ihn definitiv noch einige Male ansehen und habe vermutlich einen neuen Lieblingsfilm.

Autor: Moritz Meckl