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Album der Woche KW 29: Federico Albanese – Before And Now Seems Infinite

Bild: Mercury KX

Minimalistische Klaviersounds, treibende Synthies und schüchterne Streichinstrumente: Das musikalische Genre Neoklassik verbindet Minimal Music mit elektronischer Musik. Genau das macht auch Federico Albanese in seinem neuen Album “Before And Now Seems Infinite”. Mit kleinen Jazz-Einlagen ist es ein gelungenes Gesamtwerk.

Der gebürtige Mailänder und heutige Wahlberliner hat in seinen jungen Jahren Klarinette und Gitarre gespielt und später Kontrabass studiert. Zwischendurch hat er auch etwas die Mailänder Untergrundszene aufgemischt. Zusammen mit Singer-Songwriterin Jessica Einaudi, der Tochter von Komponist und Pianist Ludovico Einaudi, hat er internationale Erfolge gefeiert.

Das Album enthält 11 Songs. Alle haben ihren eigenen Charme und sind grundverschieden. Sie alle verbindet aber, dass sie sehr sphärisch und durchaus typische Vertreter der Ambient Music sind. Beispielsweise ist “Was There A Time” anfangs zurückhaltend und eher ruhig, baut sich aber im weiteren Verlauf wunderbar mit einem progressiven Beat auf. Es gibt aber auch Songs wie den ersten Track “The Vine”, in dem nicht wirklich etwas passiert. Nur ein Piano spielt hier wiederholt gleiche Muster.

Das Klavier ist Hauptinstrument in Albaneses “Before And Now Seems Infinite”. Verstärkt mit Synthesizern, E-Gitarre, Bass, Flöte, Klarinette und Tonbandbearbeitungen entführt uns Albanese in geradezu filmische Klangwelten, die Elemente aus der Klassik sowie der Pop- und Ambientmusik enthalten. Durch seine Musik versucht er, flüchtige Momente aus der Vergangenheit einzufrieren. Wie er selbst sagt, überlegen wir in eben jenen Momenten, wie wir uns an diese bestimmten Ereignisse erinnern wollen. Dieses Spiel zwischen Imagination und Realität versucht er durch seine Musik zu transportieren.

Eindringlich, reflektiv, anregend. “Before And Now Seems Infinite” ist eine schöne Sammlung von Erinnerungen und auch ein Porträt von Albanese selbst – komponiert als vielfältige Gefühlsgeschichte und mit einer neuen Erinnerung: dem Album selbst. Es ist Albaneses bisher tiefgründigste und schönste Veröffentlichung und vielleicht auch ein Wegweiser in eine Zukunft voller neuer musikalischer Möglichkeiten.

Autor: Sebastian Schroth