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Rezension: Bullet Train

Bild: CTMG

Im Vorfeld dachte ich mir zu den Trailern hauptsächlich: “Mh, das könnte eventuell lustig werden.” Ich hatte nicht unbedingt hohe Erwartungen an den Film und habe nur auf gute 90 bis 120 Minuten Unterhaltung gehofft. Im Nachhinein muss ich sagen: Wow.

Für alle, die auf gute Actionfilme mit viel Humor stehen und mit Blut und etwas überzogener Brutalität keine Probleme haben, sollte das hier schon reichen: Schaut den Film an! Ich würde auch an der Stelle empfehlen, meine Kritik, vielleicht abgesehen vom Fazit, nicht weiter zu lesen, sondern sich selbst überraschen zu lassen. Das schafft Bullet Train nämlich sehr gut.

Wirklich viel lässt sich zu dem Ganzen nämlich nicht unbedingt sagen, ohne dabei zu viel zu spoilern. Der Cast ist sehr solide bis hin zu sogar ziemlich gut, aber der Film macht, abgesehen von Brad Pitt, ein großes Geheimnis daraus, wer denn überhaupt mitspielt und auftaucht, sodass ich hier nur grob darauf eingehen möchte. Jede Rolle hat so etwas wie ein eigenes Thema. Die einen etwas skurriler, die anderen etwas ernster, aber nichts davon wirkt fehl am Platz. Auffällig ist dabei, dass die Motivation der Figuren abhängig von der Herkunft ist (abgesehen von einer Ausnahme, die da etwas dazwischen liegt). 

Die nordamerikanischen und europäischen Charaktere sind alle sehr überzogen, handeln sehr egoistisch sowie impulsiv und verlassen sich auf ihr Glück. Die asiatischen hingegen haben deutlich mehr Überblick und schaffen ihr Glück durch Planen und Vorausdenken. Diese Differenzierung wird vom Film aber nicht aufs Auge gedrückt, sondern schwingt hauptsächlich unterschwellig mit. Den einzigen Schauspieler, auf den ich ernsthaft eingehen kann, ist Brad Pitt, wie der Trailer vermutlich erahnen lässt. Der spielt einen ordentlichen “Haupt”-Charakter (wobei nahezu alle Charaktere eine tragende Rolle haben) und ist sich für keinen Gag zu schade, was den Grundton des Films sehr gut festlegt. Von den restlichen Darsteller*innen sollte man sich ansonsten überraschen lassen.

Der Plot dreht sich um verschiedene Personen mit Bezug zum organisierten Verbrechen, die alle verschiedene Aufträge erledigen müssen oder wollen. Die Geschichten verbindet aber mehr als nur eine gemeinsame Zugfahrt. Der Rest dreht sich sehr stark um die einzelnen Figuren und Überraschungen beziehungsweise Glück, was letztlich auch das Grundthema des Films ist. Alle Charaktere hängen irgendwie zusammen und alle Handlungen haben bis ganz zum Ende hin eine Auswirkung (ob gut oder schlecht wird erst mit Beginn des Abspanns klar – zumindest zum Großteil). Gut gelungen ist dabei, dass nichts davon an den Haaren herbeigezogen wirkt, sondern für alles eine plausible Erklärung existiert. Das sorgt in einigen Szenen für ein paar gute Lacher oder Überraschungen. Der Stil ist ansonsten comicartig, was mir persönlich sehr gut gefällt und in Anbetracht des Erfolgs des MCUs wohl einfach zeitgemäß ist (und logisch, wenn man bedenkt, dass der Regisseur vorher Deadpool 2 produziert hat). Das stört aber zu keinem Zeitpunkt, sondern verleiht dem Ganzen sogar eine gewisse Einzigartigkeit.

Das Setting ist sehr gut gelungen. Die asiatische Kultur wird zwar nur zum Teil mit einbezogen, aber das ist auch nicht die Absicht des Films gewesen. Der Bullet Train hingegen spielt eigentlich die wichtigste Rolle. Die verschiedenen Abteile trennen das Geschehen und sorgen für Abwechslungen in den Kampfszenen. Die Zeiten auf den Bahnsteigen sind limitiert, was für einige Szenen sogar essentiell ist. Das generelle Thema von Auftragsmorden und Mafia wird gut umgesetzt, ist aber keine Neuerfindung. Alles in allem ist der Film sehr rund und in sich gut geschlossen.

Mein Fazit fällt relativ eindeutig aus: Bitte mehr davon! Aber keine Fortsetzung… Ich will mehr Actionfilme im Deadpool-Stil sehen, die sich mal was Eigenes ausdenken. Die Gags sind gut gelungen, die Action macht Spaß und die Charaktere sind erstaunlich gut geworden. Für alle, die genug von Marvel-Action-Einheitsbrei haben und mal eine lustige und unterhaltsame Actionkomödie suchen, habe ich hier die vermutlich beste Empfehlung des Jahres und bewerte Bullet Train mit 9/10 Punkten!

Autor: Moritz Meckl