Neoklassik boomt! In seinem atmosphärischen Slow-Tempo-Album kehrt Lambert zu seinen Klavierwurzeln zurück und bietet der Chart-Einöde die Stirn.
Neoklassik verbindet Minimal Music mit elektronischer Musik. Diese Kombination gelingt Lambert in seinem neuen Album “Open” perfekt. Die Musik ist super introspektiv und wunderschön karg. Die 15 Tracks mischen aber auch herrlich Downtempo-Soloklaviermusik und Ambient-Elektronik mit chilligem Lo-Fi-Trance. Also wird das Genre-Korsett mit dieser Vielseitigkeit dann doch etwas untragbar. Lambert ist ein Phänomen.
Ein Phänomen, das sich nicht gerne zeigt. Die Person hinter der sardischen Stiermaske mit zwei riesigen Hörnern bleibt bis heute unerkannt. Gerüchte darüber, wer und was sich hinter dieser Maske verbergen könnte, gibt es viele.
Das kennen wir ja auch so schon von Cro. Anderes Genre, selbe Wirkung: Es macht den Künstler interessant. Der Wahl-Berliner und gebürtige Hamburger versteht sich im Sinne der Neoklassik und ihrer Ambienthaftigkeit als sehr vielseitig. Seine ersten Live-Auftritte waren entsprechend mit anderen Größen aus der Szene: Nils Frahm oder Olafur Arnalds.
Die haben durchaus auch einen Einfluss auf seine Musik: Immer mal wieder schimmert in den Tracks der Platte ein klares und technisch versiertes Interesse an Musik durch. Modernes Nerdtum meets klassisches Handwerk: Bach und Chopin sind oft genauso Thema wie Bill Evans und neu-interpretierte Beatles. Das sind große Helden von ihm.
“Open” ist der perfekte Gegensatz zum Einheitsbrei der Mainstream-Pop-Hymnen und genau das Richtige für alle, die auf der Suche nach träumerischen, experimentellen und ruhigen Klängen sind. Das eingängige Klavierspiel ist super eindrucksvoll und es stechen immer mal wieder überraschende Elemente in den Tracks heraus.
Autor: Sebastian Schroth