Album der Woche funklust web

Album der Woche KW 41: Icon for Hire – The Reckoning

Es geht nicht nur darum, all die dunklen schweren Teile von uns selbst zu erforschen, es geht darum, diese Teile zu umarmen, zu akzeptieren und sie gegen die Torwächter einzusetzen. – Icon for Hire

Bild: iconforhire.bandcamp.com

Nach nur ganz knapp über einem Jahr hat die Independent-Band Icon for Hire bereits ein neues Album veröffentlicht. Die in Europa immer noch sehr unbekannte Band ist auf die Verkäufe und Einnahmen durch Spotify sehr stark angewiesen. Das macht sich auch dadurch bemerkbar, dass knapp die Hälfte des Albums schon lange verfügbar war und nur wenige Neuigkeiten mit dem Album erschienen sind. Wobei das dank der Policy von Spotify keine Seltenheit mehr ist.

Bedeutet Quantität nun aber Einbußen in Sachen Qualität?

Absolut nicht. Wer Fan von Punk-Pop, Alternativ-Rock/Metal oder Nu-Metal ist, sollte sich die Band unbedingt mal anhören. Besonders in ihrem jetzigen Stil zeigen sie, dass sie ihren eigenen Sound gefunden haben. Die Sängerin – Ariel Bloomer – beweist hier mal wieder sehr stark, was sie eigentlich alles drauf hat. Ein paar Parts rappt sie, ein paar shoutet sie und ihre Gesangsstimme muss sich auch vor nichts verstecken. Das Gesamtpaket des Albums stimmt einfach und ist technisch vielleicht die beste Arbeit des Duos.

Die Tracks teilen sich in die verschiedenen Parts der Schwerpunkte der Band ein. Der Beginn dreht sich sehr stark um den Kampf gegen Mental Illness und gegen gesellschaftliche Normen und andere Dinge, die belastend sind. Breakdown, Ready for Combat und Dismantled sind auch die Titel, die bereits vorher veröffentlicht waren und mich dementsprechend schon einmal sehr gut ins Album eingeführt haben. Ich kann zu denen mittlerweile nicht mehr viel sagen, da ich sie ohnehin schon seit Monaten im Loop höre.

Nach einer kurzen Intermission geht es, mit Shadow und Emo Dreams, über die dunklen Seiten des Lebens weiter und darum, dass diese zum Leben dazugehören und völlig in Ordnung sind. Der Abschluss mischt dann die ersten beiden Themen ein wenig. Gatekeepers, All I see is Darkness, Diseased und Messed Up (Letzteres übrigens meine größte Empfehlung zum Album, leider nicht auf YouTube) fassen die Band thematisch auf ihre jeweilige Weise zusammen. Mal etwas aggressiver, mal etwas ruhiger oder frustrierter. Besonders Messed Up hat es mir hier inhaltlich und vom Sound her angetan. Ich schätze, dass sich sehr viele Menschen mit der Message, “I’m messed up, but I’m trying to love myself, I’m stuck with me, I might as well” sehr gut identifizieren können.

Einzig negativ für mich ist, dass das Album “nur” 13 Titel hat, von denen zwei Platzhalter sind, die man sich auch einfach hätte sparen können. Ich finde die Länge in Ordnung, da die Band, wie gesagt, alles selbst produziert und sowas sehr aufwändig ist. Aber die Intermissions hätten auch einfach die Intros der nachfolgenden Songs sein können. Positiv anmerken möchte ich – unabhängig vom Album – dass die Band sich sehr viel Mühe gibt, zu ihren Singles Musikvideos zu produzieren, was mir in letzter Zeit bei einigen Bands gefehlt hat.

Zurück zu den Songs, denn einer fehlt noch: Sunflower sticht aus dem ganzen Album etwas raus, da es sich hier um eine Ballade handelt. So eine findet sich eigentlich immer auf einem der Alben und ist immer sehr melancholisch mit einem kleinen Funken Hoffnung zum Ende. Sunflower ist hier keine Ausnahme, wobei das Feeling anders ist. Der Song ist deutlich weniger straight forward und aggressiv als andere Balladen der Band. Das liegt aber möglicherweise am generellen Ton des Albums, der ein wenig erwachsener klingt als früher.

Ich hoffe, dass die Band weiter gute Musik produziert und mehr Aufmerksamkeit (besonders außerhalb der USA) erhält. Und vor allem wünsche ich mir, dass sie mal erfolgreich in Europa auf Tour gehen können.

Autor: Moritz Meckl