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Album der Woche KW 51: (G)I-dle – I Love

Nur hübsch zum Anschauen und keinen tieferen Inhalt in den Songs? Nicht bei der K-Pop Girlgroup (G)I-dle und ihrem neuen Album “I Love”!

Bild: CUBE Entertainment

Selbst wer kein Koreanisch kann, merkt schon gleich von Anfang an, dass der Titeltrack “Nxde” (gesprochen “nude”) des Albums einen ganz anderen Klang als aktuelle K-Pop-Songs hat. Mit einem Mix aus Alternative Pop, Jazz und dem unterliegenden Shuffle-Rhythmus ist “Nxde” schnell im Ohr und geht nur schwer wieder raus. 

Aber wer auf clevere Referenzen und ein beeindruckendes Video steht, sollte sich auf jeden Fall das offizielle Musikvideo dazu anschauen. Denn die Leaderin der Gruppe, Soyeon, hat jedes Detail genau geplant. Mit den Outfits bis hin zu Sets, Requisiten und der allgemeinen Ästhetik hat sich die Gruppe an Marilyn Monroe orientiert. Weitere Referenzen zu Marilyns Rolle als Lorelei Lee und dem Song “Diamonds Are A Girl’s Best Friend,” der Oper Carmen und dem Künstler Banksy lassen sich mit etwas Hintergrundwissen überall finden.

Und wer sich dann noch die offiziellen, übersetzten Lyrics anschaut, kann alle Punkte miteinander verbinden. In “Nxde” geht es nicht nur um Ästhetik und die typische K-Pop-Choreo. “Why you think that ‚bout nude?” fragt Soyeon zu Beginn und spricht zusammen mit der Gruppe ein wichtiges Thema an: die Hypersexualisierung von Frauen und die Abwertung ihrer Leistungen in der Musikbranche – vor allem der K-Pop-Industrie. Der Songname “Nxde” impliziert bei vielen zuerst eine sexuelle Bedeutung statt andere Assoziationen wie “nackte Wahrheit” oder sich “ohne Filter zu zeigen”. (G)I-dle drückt mit dem Song einen Wunsch nach mehr Offenheit und Selbstreflexion bei ihrem Publikum aus.

Denn eigentlich ist das Album “I Love” einem viel philosophischeren Thema gewidmet: der Selbstfindung. Über die Songs erstreckt sich eine Liebesgeschichte in vielen verschiedenen Musikgenres, die von der obsessiven, ungesunden Liebe eines Crushes über den schmerzhaften Break-Up bis hin zur Selbstreflexion und -akzeptanz führt. Wer das Album von hinten nach vorne hört, gelangt zum Schluss zu “Nxde”, in dem (G)I-dle sich für niemanden mehr verstellt oder ändert und sich mit ihrer ungefilterten Persönlichkeit zeigt.

Autorin: Helene Wild