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Rezension: Family Guy (Staffel 20)

In Deutschland wurde Staffel 19 noch nicht mal vor einem Jahr veröffentlicht, da ist nun schon die nächste verfügbar. Leidet Family Guy nun auch unter dem Simpsons-Syndrom, oder steigt die Qualität wieder an?

Bild: trinikid.com

Ich habe mich riesig auf die neue Staffel gefreut! Auf YouTube waren schon vor Monaten Clips aus den USA zu sehen, die einzelne Gags der Staffel zeigten. Und die Gags waren gut! Ich habe mich köstlich amüsiert und konnte es kaum erwarten, die damit zusammenhängenden Geschichten zu sehen und gut unterhalten zu werden. Besonders, da es meiner Meinung nach in Staffel 19 wieder bergauf ging. Da waren manche Episoden wirkliche Highlights. 

Das ist aber in der neuen Staffel irgendwie verloren gegangen. Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr durch eine Staffel durchgequält wie hier. Die Gags, die ich vorher schon gesehen hatte, sind mit Abstand die Highlights der Folgen. Die Storys wirken nicht ganz ausgereift, beziehungsweise leiden sie ein wenig darunter, dass sie viel erzählen wollen und dabei wenig rüberkommt. Die meisten Folgen haben zwei bis vier Handlungsstränge, die parallel spielen. Das war zwar früher auch schon der Fall, aber jetzt werden die Storys irgendwie nicht mehr zu Ende erzählt. Deswegen wirkt es durchgehend so, als ob Marvel seine Finger im Spiel hatte. Oder vielleicht hat man gehofft, dass eh niemand mehr richtig zusieht, sondern nur noch nebenbei laufen lässt und die Ansprüche an die Serie einfach gesunken sind. Wobei das wiederum den aktuellen Zeitgeist gut widerspiegeln würde und vielleicht auch als Parodie auf die Masse an belanglosen Netflix-Serien und Marvel-Filmen verstanden werden kann. Die meisten Disney-Serien oder -Filme scheinen unter ähnlichen Problemen zu leiden. Daher befürchte ich, dass sich das in Zukunft nicht bessern wird.

In Anbetracht des größten „Konkurrenten“, den Simpsons, ist ein Muster erkennbar. Die Simpsons haben für mich gegen Staffel 20 ihren Reiz verloren und produzieren jetzt seit Jahren den gleichen Einheitsbrei. Family Guy hatte hier immer die Nase vorne, da sie sich nie zu schade waren, mal einen Schritt zu weit zu gehen. Jedoch ist von diesem Charme wenig übrig geblieben. Die meisten Witze sind sehr drüber oder extrem anspruchslos. Kaum eine Figur hat noch wirklich Geltung oder irgendwie Sympathie.

Ein paar positive Punkte gibt es aber dennoch. Der Gegenspieler von Stewie, Doug, erhält mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Charakterentwicklung. Auch die Feind-/Freundschaft der beiden wird weiterentwickelt und verbessert. Genauso erhält Meg, die mir in der letzten Staffel etwas zu viel abbekommen hat, wieder ein paar positive Momente. Die popkulturellen Anspielungen und Referenzen funktionieren wie immer sehr gut und an einigen Stellen musste ich trotzdem lachen.

Ist das also das Ende von Family Guy?

Ich war zwar sehr enttäuscht von der Staffel, so dramatisch würde ich es aber nicht formulieren. Sie hat ihre Momente und auch gute Folgen. Jedoch wechseln sich die guten Momente zu häufig mit den schwachen ab. In Staffel 19 konnte ich noch positive Highlights hervorheben. Das fällt mir jetzt etwas schwer. Negativ hängen geblieben sind die Folgen, die verschiedene Geschichten parodieren. Einmal sind es drei HBO-Serien und einmal die Story von drei Musikern. In vielen Staffeln existierten Folgen, die nach dem Schema aufgebaut sind und in der Vergangenheit waren das meine Favoriten der Serie. Dreimal King ist beispielsweise eine meiner Lieblingsfolgen (Da handelt es sich um Parodien von Stephen King-Verfilmungen). Jetzt sind die Umsetzungen aber etwas langweilig und uninspiriert. Ich habe befürchtet, dass das irgendwann so weit sein wird, aber gleichzeitig nicht erwartet, dass es jetzt schon der Fall ist.

Mein Fazit fällt dementsprechend etwas ernüchternd aus: Die Staffel dürfte die Schwächste von allen bisherigen sein. Sie ist nicht per se schlecht, dafür hat sie mir noch zu viel Unterhaltung geboten, aber die Entwicklung gefällt mir nicht. Wer Spaß an Cartoons und seichter Unterhaltung hat, schon immer Fan der Serie ist oder etwas sucht, das den aktuellen Zeitgeist parodiert, dem wird auch Staffel 20 gefallen. Nur würde ich die Erwartungen etwas senken.

Family Guy hat schon immer gesellschaftliche Entwicklungen sehr gut widergespiegelt und ich schätze, dass mir die aktuellen Trends so wenig gefallen, dass sich das auf eine meiner Lieblingsserien ausgewirkt hat.

Autor: Moritz Meckl