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Album der Woche KW 7: ELIF – ENDLICH TUT ES WIEDER WEH

Bild: ELIF (Facebook)

Kaum ein Genre dürfte die Meinungen so stark scheiden wie Deutschrap. Ich selbst höre hauptsächlich Rapper aus den Zeiten des Battleraps und bin nicht sonderlich Fan der Entwicklung der letzten Jahre. Eigentlich hatte ich mich schon von dem Genre verabschiedet und mich immer, wenn dann doch mal ein starker Song veröffentlicht wurde, sehr gefreut. Emotionale Musik kann hin und wieder mal ganz gut sein, aber wirkt häufig auf mich zu weinerlich. Das ist natürlich Geschmacksache. Auch Female MCs haben mich bis jetzt nicht sonderlich überzeugt. Mir fehlt da meistens einfach der Druck hinter der Stimme.

Dementsprechend überrascht war ich, als ich ELIF mit ihrem neuen Album kennengelernt habe. Sie präsentiert sich auf diesem Album sehr gefühlvoll und emotional. Inhaltlich dreht sich das Album hauptsächlich um Trennungen, Verluste und Schmerzen. Und ich kenne bis jetzt kaum eine:n Interpret:in, der:die das so gut rüberbringen kann wie ELIF. Das Album lässt sich sehr gut in der vorgesehenen Reihenfolge hören. Immer wenn die traurige Schiene etwas zu viel wird, kommt ein Song, der etwas humorvoller beziehungsweise kraftvoller ist. Und letzteres ist genau das, was mich so überzeugt hat. Sie beweist hier sehr viel Gefühl zur Musik. Der Druck und der Flow passen perfekt zu den jeweiligen Beats. Ihre Gesangseinlagen ergänzen die Songs dann perfekt. Sie hat sich auch mit Featuregästen zurückgehalten, was mir im Rapgame sehr ungewöhnlich scheint. Aber sie hat das auch definitiv nicht nötig.

Schon mit den ersten Songs fängt das Album sehr stark an. Der Einstieg mit “ENDLICH TUT ES WIEDER WEH”, “BOMBERJACKE” und “BEIFAHRERSITZ” ist sehr kraft- und gefühlvoll. “MEIN BABE” und “LONELY” sind sehr humoristisch angehaucht und zeigen die Rapperin mal von einer anderen Seite. Im Anschluss wechseln sich emotionale, traurige Songs mit aufbauenden, optimistischen Songs ab. Sie schafft es dabei, perfekt die Waage zu halten und nie zu viel von einer Seite zu zeigen. Das Album hat ein Thema, das sich sehr gut durchzieht, aber eben nicht einseitig, sondern facettenreich. Zum Ende hin kommen noch die angesprochenen Featuregäste: “ICH DENK AN DICH” feat. PA Sports ist ein absolutes Highlight. Die Harmonie der beiden dann doch sehr kontrastreichen Stimmen ist überwältigend und wer hier keine Gefühle zeigt… naja, lassen wir das. Die letzten beiden Tracks runden das Ganze perfekt ab und lassen es sehr angenehm ausklingen.

Sollte Herzschmerz gerade nicht so gut ankommen, lassen sich aber “MEIN BABE”, “LONELY” und “WENN ICH STERBE” auch sehr gut gesondert davon anhören. Sie beweist hier sogar an einigen Stellen, dass sie gute Punchlines schreiben kann. 

Kritik kann ich an dieser Stelle nicht wirklich ausüben. “ENDLICH TUT ES WIEDER WEH” hat nicht wirklich Schwachstellen. 14 Songs, von denen alle gut bis sehr stark sind. Ich bin kein Fan von Sänger 1986zig, weswegen mir der Titel mit ihm nicht so gut gefallen hat, aber das sehe ich nicht als Grund, hier irgendetwas schlechtzureden. Positiv hervorheben möchte ich dafür ihre Adlips. Die setzen an einigen Stellen sehr humorvolle Akzente.

Für mich hat (Mainstream-)Deutschrap ab sofort wieder eine Zukunft, mit der ich sehr gut leben kann. Mir gefällt besonders, dass eine Frau der von Männern geprägten Szene zeigt, wie es richtig gemacht wird. Ich kann nicht anders als von diesem Album zu schwärmen und es zu loben.

Dementsprechend: Danke ELIF, dass du mich eines besseren belehrt hast.

Autor: Moritz Meckl