Nepo-Baby oder neuer Stern der Singer-Songwriter-Szene und bekanntestes Gesicht der “sad girl song”-Nische? Gracie Abrams‘ Debütalbum “Good Riddance” ist unser Album dieser Woche.
Die Newcomerin Gracie Abrams hat ihr erstes Album “Good Riddance” veröffentlicht. Manche bezeichnen sie schon als die neue Taylor Swift für Gen Z. Die Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen. Schließlich hat Gracie an ihrem Album mit dem Produzent Aaron Dessner zusammengearbeitet, der auch schon mit Taylor Swift an Songs gearbeitet hat. Und wie Taylor schreibt Gracie im Kinderzimmer bei ihren Eltern sehr offen über vergangene Beziehungen im Singer-Songwriter-Stil. Ansonsten sind die beiden Musikerinnen aber nicht ganz vergleichbar.
Mit 23 Jahren hat Gracie wie viele ihrer Altersgenoss:innen mit Anxiety zu kämpfen und teilt diese auch ehrlich bei TikTok – zum Beispiel, wenn sie über die Lyrics ihres Lieblingssongs von eben jener Taylor Swift weint, mit der sie des Öfteren verglichen wird. Zudem stammt Gracie aus LA und ist dort groß geworden. Zuweilen muss sie sich auch damit auseinandersetzen, als “Nepo Baby” bezeichnet zu werden und es damit einfacher bei ihrem Start in die Musikindustrie gehabt zu haben. Schließlich ist ihr Vater der Regisseur und Produzent J.J. Abrams (“Lost”, “Star Wars”, “Star Trek”) und ihre Mama eine TV-Produzentin. Sie ist sicher privilegierter aufgewachsen als die meisten und hatte darüber schon manche Connections in die Entertainment-Industrie. Aber sie vermarktet sich nicht über ihre Eltern und geht ihren eigenen Weg.
Bekannt geworden ist Gracie über die Pandemie mit einzelnen Songs, die sie nacheinander veröffentlicht hat und die online ein großes Following gewonnen haben. Ihr erster je veröffentlichter Song hat sogar Olivia Rodrigo inspiriert, “drivers license“ zu schreiben. Als Folge davon ist sie als Supporting Act von Olivia auf ihrer “Sour”-Tour aufgetreten.
Im Sommer startet Gracie ihre eigene Tour zum Album, die in Deutschland bereits restlos ausverkauft ist. Zu erklären ist dieser Erfolg mit der Einordnung ihrer Songs in die sogenannte “sad girl aesthetic”-Nische. Die Songs sind quasi der Soundtrack zum Lebensgefühl und der Online-Aesthetik einer neuen Generation von jungen Frauen. Ein gebrochenes Herz und Melancholie sind dabei Leitmotive. Gracie singt in ihren Songs von vergangenen Beziehungen und reflektiert – auch über ihre eigenen Fehler. Das gehört dazu für Künstlerinnen dieses Genres.
Der Titel des Albums “Good Riddance”, also “Und Tschüss,” ist dabei richtungsweisend – auch wenn Gracie schon in Interviews gesagt hat, zukünftig nicht nur über Beziehungen schreiben zu wollen, da diese nur ein kleiner Aspekt ihres Lebens sind. Wie die meisten Songs des “sad girl aesthetic” lässt sich “Good Riddance” gut im Hintergrund hören. Es ist unaufdringlich, angenehm-plätschernd, aber nicht zu gleichförmig, emotional aber nicht wütend oder depressiv. Damit ist Gracie Abrams gleich beim ersten Album ein solides Werk geglückt, dass seine Hörerschaft findet.
Autorin: Antje Schönherr