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Album der Woche KW 11: Los Fastidios – Revolt

Bild: Per-Ake Warn

Los Fastidios sind aus der Nähe von Verona in Italien und machen schon seit 1991 Musik. Auf der Bühne stehen sie zu viert. Sänger Enrico, Gitarrist Filippo „Bibol“, Bassist Ciacio und Drummer Simone „Gelo“. Eine klassische Band-Konstellation. Seit 2019 steht aber auch die Bandmanagerin Elisa bei jedem Konzert für einige Songs als zusätzliche Sängerin mit auf der Bühne. Zu fünft touren sie durch die Konzertstätten der Welt. 2022 allein spielten sie über 90 Konzerte. Für dieses Jahr sind auch wieder über 100 Konzerte geplant. Sie sind also Live-Künstler:innen durch und durch.

Doch was hört und erlebt man denn auf einem Los Fastidios-Konzert?

Versucht man die Band genre-technisch einzuordnen, dann sind wir zweifellos im Bereich Punk. Ihr Sound ist kraftvoller, melodischer Street-Ska mit Einflüssen des Britischen Oi-Punks der 80er Jahre. Und dieser wird mit Reggae, Rock’n’Roll und Hardcore-Rhythmen gepaart, die für den unverwechselbaren Sound der Band verantwortlich sind. Sie singen auf Italienisch, auch gerne mal auf Französisch und Spanisch und viel auf Englisch. Und dadurch kommt noch einmal eine Stil-Komponente hinzu: Der italienische Akzent im Englisch des Sängers Enrico ist prägnant und dadurch Markenzeichen. Und er macht die Musik irgendwie sympathisch.

Die Texte verarbeiten dabei neben Alltag und Hedonismus viele ernste Themen wie soziale Probleme und Rassismus. Die Band macht sich in der Musik und auch abseits für Menschenrechte, Freiheit, gegen kapitalistische Ausbeutung, gegen Krieg und für Tierschutz stark. 

Die Band ist vor allem in Fußball-Kreisen recht bekannt. Sie sind selbst große Anhänger des Clubs Virtus Verona. Als Fußball-Fan bin ich ehrlich gesagt überrascht, dass ich nur recht zufällig auf sie aufmerksam geworden bin. Im letzten Sommer spielten Sie beim Geburtstag einer Fürther Fan-Gruppierung in der hiesigen Stadthalle. Und da wurde ich mit hingenommen. Tagsüber waren es über 30 Grad Celsius, weshalb alle Anwesenden schon ganz schön durch waren, als die Band Mitternacht auftrat. Los Fastidios haben jedoch so viel Energie mitgebracht, dass das dann auch wieder egal war und wir noch zwei Stunden im Moshpit tanzen konnten. Super Stimmung, super Konzert. Ich war sofort begeistert. 

„Revolt“ ist das zwölfte Studioalbum der Band. Dazu kommen noch eine Menge EPs und Live-Alben. Revolt ist mit sehr viel Ska bestückt. Das sieht man vor allem daran, dass sie ihren bekanntesten Song “Antifa Hooligans” nochmal als Ska-Version aufgelegt haben. Drei der acht Songs sind Coversongs. Beispielsweise das Lied „Historia Triste“ von der spanischen Band Eskurboto.

Der Name „Revolt“ ist Programm. Sich auflehnen, rebellieren. Die bestehenden Situationen und Probleme nicht einfach hinnehmen, sondern anpacken und etwas zu verändern. Dazu ermutigen die Songs. In “Solidari-Ska” heißt es auch: “Music can do everything you need (…). Music can be sharper than a knife. (…) Music can break all the walls you want (…). Music can wake up the sleeping world.” Die Musik ist also nicht nur zum Kraftschöpfen da, sondern kann auch als Mittel zum Kampf gegen all das Schlechte da draußen benutzt werden.

Und das ist ja auch irgendwo die Aufgabe von Kunst und Kultur. Sie sollen nicht nur vom Alltag ablenken, sondern Menschen zusammenbringen, um gemeinsam füreinander einzustehen, auf Probleme hinzuweisen und diese zu bekämpfen. Los Fastidios versuchen genau das. Musik. Fußball und der Kampf gegen Ungerechtigkeit. Revolt. Revolt. Revolt.

Auch bei uns in der Region kann man die neuen Songs live genießen. Die Band mag Franken nämlich sehr. Auf ihrem Instagram-Account posten sie auch regelmäßig Updates, in denen sie fränkisches Bier bewerten. Aber das nur als Randbemerkung. Im Februar haben sie bereits in Nürnberg gespielt. Am 25. November 2023 werden sie ein weiteres Konzert im Kopf und Kragen in Fürth spielen.

Autor: Marius Beyer