2011 wurde die Band gegründet, heutzutage wird ihr neues Album auf dem New Yorker Times Square beworben. Die Rede ist von AnnenMayKantereit und ihrem neuem Album „Es ist Abend und wir sitzen bei mir“, weches bereits am 3. März erschienen ist.
Es ist bereits Studioalbum Nummer 4 der Kölner Band, bestehend aus Christopher Annen, Henning May und Severin Kantereit. In den 15 Songs beschäftigt sich das Trio mit Themen aus dem direkten Umfeld und dem Alltag. Wie gestaltet sich unser Leben heutzutage? Welchen Problemen müssen wir uns stellen? Welche Hürden haben wir zu überwinden?
Häufig wird die Flucht vor dem teils überfordernden Alltag thematisiert. In „3 Tage am Meer“ ist zum Beispiel von den im Alltag leider auftretenden Selbstzweifeln und stressigen Zeiten die Rede. Da hilft nur eins: eine Pause, um sich selbst zu finden, in Form von Urlaub am Meer. Die Ablenkung vom Alltag mithilfe von Drogen wird in den zwei Liedern „Heute Abend wird es regnen“ und „Weißhausstraße“ beschrieben. Manchmal sind wir auch so beschäftigt, dass uns einfach die Zeit für einen Abend mit Freunden fehlt. Die Sehnsucht nach einem solchen Abend kommt in „Lass es kreisen“ und „Es ist Abend“ zum Ausdruck, wobei ersterer eher ein ausgelasseneres Treffen beschreibt und letzterer von einem entspannten Abend daheim mit Freunden handelt. Beide Lieder aber spiegeln das lang vermisste Gemeinschaftsgefühl und die Corona-Müdigkeit wider. Doch so trist und belastend, wie der Alltag manchmal wirkt, sollte man sich dennoch über die kleinen Dinge im Leben freuen, wie zum Beispiel über Erdbeerkuchen. Das schreit Henning May im gleichnamigen Song förmlich heraus. Dieser Song hat für mich den Frühling eingeläutet.
Ein weiterer Punkt, der auf dem Album oft zur Sprache kommt, sind zwischenmenschliche Beziehungen, wie zum Beispiel das Verliebtsein im gleichnamigen Song. Im Anschluss daran folgt auf der Tracklist der Song „Ausgehen“. Aber auch die unschönen Seiten von zwischenmenschlichen Beziehungen kommen zur Sprache, wie zum Beispiel Streit in „Lottoscheine“ oder Trennungsschmerz und das Verzeihen nach einer zerbrochenen Liebe in „Du tust mir nie mehr weh.“
Die Bandmitglieder sind alle um die 30 Jahre alt, das heißt, sie gehören zur Generation Y oder den Millennials. Demnach widmen sie sich auch Themen, die diese Generation beschäftigen. Songs über das Erwachsensein oder -werden sind Teil des Albums. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sie etwas nostalgisch werden, wie zum Beispiel in dem Lied „Als ich ein Kind war“ oder in „Orangenlied“. Letzteres hat sich zu einem meiner Lieblingslieder entwickelt, weil es zum einen unglaublich gut die Zeit selbst und deren Entwicklung beschreibt und zum anderen eine fesselnde Klavierbegleitung hat, bei der man super die Gedanken schweifen lassen kann.
Eine musikalische Besonderheit ist das Lied “Tommi”. Bei diesem singen sie nämlich den Refrain mit Kölner Dialekt und zeigen so die Verbundenheit mit ihrer Heimat. Ansonsten sind die Songs auf dem Album musikalisch gut aufeinander abgestimmt und eher etwas ruhiger, aber es gibt auch ein paar lebhaftere Stücke. Trotzdem habe ich manchmal ein bisschen Abwechslung vermisst. Ein Highlight für mich ist aber immer noch die markante und raue Stimme Henning Mays.
Es sind eigentlich eher alltägliche Themen, die sie da ansprechen, aber dennoch geben AnnenMayKantereit diesen unglaublich viel Tiefe. Dadurch ist das Album auch unglaublich mitreißend. Trotzdem muss ich gestehen, dass mich die ersten 3 Songs des Albums überhaupt nicht gecatcht haben und ich dadurch auch fast nicht weitergehört hätte. Aber ich habe dem Rest des Albums dann doch eine Chance gegeben und war von den restlichen Liedern begeistert. Vor allem von dem „Orangenlied“. Besonders zu empfehlen ist die Dokumentation zur Entstehung des Albums, bestehend aus drei Episoden auf dem Youtube-Kanal von AnnenMayKantereit. Es fühlt sich nämlich fast so an, als wäre man live im Studio dabei. Gerade tourt die Band auch wieder durch ganz Deutschland und vielleicht hat der ein oder andere von euch dann auch die Möglichkeit, die Songs live zu hören.
Autorin: Amelie Meier