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Album der Woche KW 23: Soufian – Rufftape 2

Bild: Soufian – Rufftape 2

Deutscher Straßenrap hat viele Gesichter – von Legenden der Szene wie Fler oder Bushido aus Berlin über die 187 Straßenbande aus Hamburg bis hin zu Haftbefehl, Celo & Abdi und Azad aus Frankfurt und Offenbach am Main. Aber auch neben den festen Größen schwimmen immer wieder junge Artists an die Bildoberfläche, um sich zu beweisen. 

Einer von ihnen ist Soufian – er kommt aus dem Azzlack-Umfeld rund um Baba Haft und steht bei dessen Label Generation Azzlack unter Vertrag. Der hungrige Deutsch-Marrokaner beweist seit seinem ersten Mixtape “Allé allé” (2017), wieso man ihn bei keiner Aufzählung vergessen sollte. Eine der markantesten Stimmen im Deutschrap, gepaart mit lupenreinen und atmosphärischen Produktionen von SOTT, ergeben ein unverwechselbares Soundbild, das deutschsprachigen Straßenrap enorm bereichert. 

Ich komm‘ vom Hauptbahnhof, Elbestraße, Crack im Mund. 

Nordafrikanische Gruppierung, sag ma‘, kenn’n wir uns? 

Die Treppenhäuser sind verwahrlost, ich koch‘ mit Kaiser-Natron. 

Siehst du? Die Zivis fahr’n rum, wieder ma‘ ’ne Schleierfahndung.

Soufian – Classic

Das „Rufftape 2“ ist das neueste Release von Soufian und SOTT – 12 Tracks ohne ein einziges Feature, dafür aber mit viel Herz von den Straßen Offenbachs. Mit „Classic“ gelingt ein unfassbar starker Einstieg ins Album, der durch weitere nach vorne preschende Songs („Alle meine Jungs“, „Kaiser“) weitergeführt wird. Nach genretypischen Texten über Drogenhandel, Waffengewalt und die damit verbundene Probleme wird das Tape zur Mitte hin ruhiger („DNA“, „Ghettokid“) – es kommt zur Selbstreflexion inmitten von Drogenkonsum und dem Leben in Hochhaussiedlungen. Zum Ende wird nochmal ordentlich Gas gegeben („9mm“, „Bela“).

Bei Gott, das wollt ich nie, doch es ist schon oft passiert. 

Söhne mussten fall’n, Straßenschlachten, die die Opfer bring’n. 

Niemals viel gelacht, stets auf Hass, trag‘ das Herz aus Stein.

Frag mich nicht, wieso, Kopfschuss, Punkt, klack, tot.

Soufian – 9mm

Es ist eine deutliche Weiterentwicklung bemerkbar – Soufian hat technisch eine Schippe draufgelegt und zeigt eine kaltschnäuzige Abgeklärtheit. Er ist nicht mehr der Newcomer der „New Wave“, sondern ein fester Bestandteil des harten Soundbilds aus Frankfurt und Offenbach am Main. Tickerrap vom Feinsten – 30 Minuten hochklassiger Straßenrap mit Ohrwurmcharakter. Eine dringende Hörempfehlung. 

Tracklist: 

  1. Classic – 02:46
  2. Alle meine Jungs – 02:35
  3. Kaiser – 02:19
  4. DNA – 02:37
  5. Dopamin – 02:45
  6. Ghettokid – 02:34
  7. AZ Original – 02:08
  8. Spitze am Berg – 02:44
  9. Connect – 02:16
  10. Medizin – 02:42
  11. 9mm – 02:09
  12. Bela – 02:36

Autor: Alex Gubert