Sie wurde als Broadway-Diva bekannt, stürmte international die Bildschirme und spätestens als Elsa in Frozen sollte Idina Menzel wohl jeder kennen. Am 18. August erschien nun ihr neues Album.
Wenn Multi-Talent Idina Menzel ans Mikro tritt, dann kann da eigentlich gar nichts Schlechtes herauskommen. Das beweist sie mal wieder in ihrem neuen Album „Drama Queen“ – und zeigt damit eine ganz neue Seite an sich. Statt dramatischen Power-Balladen und gesungenen Dialogen hört man auf dem Album ausnahmslos Disco und Dance-Pop mit einem Spritzer Broadway-Vocals und einer Prise Techno. Was ihr natürlich keiner nehmen kann, ist ihre markante Stimme, weshalb die Songs bereits von sich aus sehr dramatisch wirken. Auch ihre Musical-Historie kann und will sie nicht ganz beiseite legen, was den angenehmen Nebeneffekt hat, dass die Tracks etwas sehr Geschichtenerzählendes haben. Man fühlt sich beim Hören angesteckt – beinahe so, als würde man mit ihr auf der Tanzfläche stehen.
Das Album versprüht einfach gute Laune, was gleich mit der ersten Single Move deutlich wird. Die blinkenden Discokugeln und glitzernden Pailletten-Tops werden praktisch durch die Lautsprecher transportiert, wenn Idina loslegt. Dieser elektrische Vibe zieht sich durch das ganze Album – ob My Love For Life, Paradise oder Royalty, die Schultern und Hüften bewegen sich eigentlich von ganz alleine mit. Wer aber tempo- und stiltechnische Abwechslung erwartet, der wird hier vielleicht etwas enttäuscht – auf dem Papier handelt es sich nämlich um neun Disco-Songs mit relativ ähnlichen Elementen. Damit spielt das Album sogar, wenn es nach acht Uptempo-Songs die letzte Nummer Madison Hotel langsam anfangen lässt. Während man sich wundert, wo das jetzt herkommt, schlägt er aber direkt wieder in einen Disco-Refrain um. Dass das Album vollkommen den einen Stil durchzieht, bedeutet allerdings nicht, dass die Songs austauschbar sind. Jeder Song transportiert seinen eigenen Vibe durch das Zusammenspiel von Idinas Powerhouse-Vocals und der Melodie. Spätestens die eingängigen Refrains und starken Texte lassen dann keinen Zweifel mehr, welchen Song du gerade hörst und warum genau dieser Song besonders ist.
Apropos Texte: Die sind für mich das stille Highlight des Albums. Wie der Albumtitel “Drama Queen” schon verrät, geht es hier um… naja, Idinas Dasein als Drama Queen. Sie wird hier sehr persönlich und teilt auch ihre Schwächen deutlich mit den Zuhörer:innen. Dazu erklärte sie in Interviews, dass dieser dramatische, exzentrische Teil eben auch zu ihr gehört. Sie fühlt große Emotionen, ist sensibel, liebt das Rampenlicht und fühlt sich auch manchmal, als könnte sie den Erwartungen der Menschen nicht gerecht werden. Was sie aber nie tun wird: Sich dafür entschuldigen. Besonders mit Beast und Make Me Hate Me manifestiert sie, dass sie sich treu bleiben wird und nach langer Unterdrückung durch andere Menschen endlich ihre wahre, komplette Persönlichkeit zum Vorschein kommen lässt. Mit Dramatic sagt sie schließlich ein für allemal Tschüss zu den Menschen, die sie nicht verstehen wollen. Insgesamt fühlt sich das Album an wie ein Liebesbrief an sich selbst – und damit auch ein Appell an alle, sich selbst zu feiern, mitsamt aller Schwächen und aller Exzentrik.
You can make me out to be
A sadistic drama queen
But you can’t make me hate me
Idina Menzel – Make Me Hate Me
Auf dem Album ist meiner Meinung nach kein einziger Song, der nicht heimlich ins Ohr geht und sich dann drei Stunden später wieder meldet. Doch so catchy die anderen Tracks auch sein mögen, sticht für mich einer besonders heraus, nämlich Funny Kind Of Lonely. Nach einem langsameren Einstieg mit sehr poetischem Text geht auch hier der Refrain wieder im Tempo hoch. Anders als in den vorherigen Songs scheint der Beat Idinas Stimme allerdings beinahe zu überschwemmen. In meinem Kopf entstand sofort eine Tanzfläche voller Menschen, auf der man sich unter den blinkenden Lichtern wie ein Fremdkörper fühlt, isoliert von der ausgelassen tanzenden Masse. Dieser Song zeigt für mich perfekt, was das Besondere an dem Album ist: Trotz der oberflächlich guten Stimmung verzichtet Idina Menzel nie auf nuancierte Texte und musikalische Elemente, die heimlich die verschiedensten Geschichten erzählen. Man muss nur genau hinhören.
Ich kann “Drama Queen” eigentlich nur für alle empfehlen, die einfach mal wieder ein bisschen Spaß beim Musikhören haben wollen. Man merkt auf jeden Fall, wie viel Spaß Idina Menzel damit hatte. In einem Interview fasst sie es ziemlich genau zusammen: “This project is the most fun I’ve ever had writing and recording an album. I want everyone to move and sing with me and embrace their inner Drama Queen.” Also: Macht das Album an, holt das Paillettenshirt aus dem Kleiderschrank und feiert euch selbst samt der Drama Queen, die in euch schlummert.
Autorin: Ella Rank