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Album der Woche KW 48: Within Temptation – Bleed Out

Nach einer Menge EPs, Singles und Wartezeit hat die Band Within Temptation nach vier Jahren im November ihr neues Album Bleed Out veröffentlicht.

Bild: within-temptation.com

Eins vorab: Das Album hat zu lange gebraucht. Mehr als die Hälfte war schon vorveröffentlicht. Kaum ein Song auf dem Album war wirklich neu. Und das ist extrem schade, denn Bleed Out ist mitunter das stärkste Album der Band. Nach über 20 Jahren liefern die Niederländer:innen auch heute noch starke Musik ab. Nur, weil einiges vorher schon bekannt war, heißt das ja noch lange nicht, dass diese Songs an Qualität verloren haben. Das Album hat sich einfach sehr lange gezogen.

Begonnen hat die Reise 2020 mit einem absoluten Banger. Entertain You war zu dem Zeitpunkt eine musikalische Überraschung und blieb auch bis zur Veröffentlichung des Albums der stärkste Song. Die Band zeigt mitten in der Pandemie, dass sie trotz ihrer langen Bandgeschichte immer noch Feuer und Bock auf Musik haben. Im selben Jahr erschien dann noch The Purge. Der Song fügte sich dann wieder recht gewohnt in den Sound der Band ein, nicht ganz so stark wie Entertain You, aber immer noch ein sehr schöner epischer Track. Und vor allem machte er Laune auf das, was noch kommen sollte. Denn 2021 erschien mit Shed My Skin der nächste Banger. Hierfür hat man sich die deutsche Metal-Band Annisokay als Featuregast besorgt und den nächsten Hit veröffentlicht. Spätestens jetzt konnte die Wartezeit bis zum Album-Release nicht mehr kurz genug sein. Stattdessen wurden aber erstmal zwei Singles veröffentlicht, die nichts mit dem Album zu tun haben sollten.

Erst Mitte 2022 lieferten sie Don’t Pray for Me nach. Wie gewohnt episch, etwas melancholisch und vor allem sehr eindrucksvoller Sound. Spätestens hier wurde allerdings ein wenig offensichtlich, dass die Sängerin mit ihrer Stimme nicht mehr ganz so hoch wie früher kommt. Das heißt aber nichts Negatives. Im Gegenteil: Die tieferen Gesangseinlagen wirken fast noch eindrucksvoller als in den vorherigen Alben. Das restliche Jahr brachte nur noch einen weiteren Song, der nicht auf dem Album vertreten war. An dieser Stelle kam dann schon einmal die Frage auf, ob die Band überhaupt ein Album veröffentlichen will, oder nur noch eine Single alle paar Monate raushaut.

2023 war dann das Jahr der EPs und Verwirrung. Ganze drei EPs kamen vor November raus, mit jeweils ein bis zwei neuen Songs. Eine davon trägt sogar den Namen des titelgebenden Songs des Albums, Bleed Out. Noch nicht genug verwirrt? Auf Spotify wird das auch als Album verzeichnet. Ist aber nicht das finale Werk.

Das erscheint nämlich erst Ende November. Mit zwei neuen Songs. Das hätte man sich vielleicht auch sparen können. Stark ist es trotzdem. Besonders Ritual hat etwas sehr Hypnotisches an sich und ist vermutlich sogar der stärkste Song des ganzen Albums. Cyanide Love wirkt wie der Titelsong von einem Horrorfilm. Der Aufbau des ganzen Albums besitzt auch eine gewisse Dramaturgie von einem Krieg zwischen Engeln und Dämonen. Jeder Song fügt sich auch sehr treffend zum Albumtitel ein und am Ende ist man vermutlich nur ausgeblutet, weil einen die Wucht der Songs erschlagen hat. Und nach dem Musikvideo zu Ritual sollte die Band vielleicht auch einfach einen Horrorfilm produzieren.

Bleed Out ist aus meiner Sicht das stärkste Album der Band bis jetzt und setzt nach Resist sogar nochmal einen drauf. Aber spannt mich das nächste Mal bitte nicht drei Jahre auf die Folter! Einige Songs haben es noch nicht mal aufs Album geschafft, was mich besonders bei The Fire Within sehr enttäuscht hat. Aber in Zeiten von Spotify scheint das wohl zur Normalität zu werden.

Autor: Moritz Meckl