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Album der Woche KW 50: Doja Cat – Scarlet

Bild: Doja Cat

Doja Cat hat am 22.09.2023 ihr neues Album „Scarlet“ herausgebracht. Das ist in ihrem Fall besonders spannend, weil die Sängerin, nunmehr Rapperin, 2022 auf Twitter mehr oder weniger bekannt gegeben hatte, dass sie mit der Musik aufhören werde. Deswegen waren sich ihre Fans unsicher, ob sie je wieder etwas von Doja zu hören bekommen werden. Doch jetzt ist die US-amerikanische Rapperin zurück im Geschäft mit ihrem vierten Studioalbum „Scarlet“. Das Besondere daran ist, dass sich Doja Cat komplett vom Pop abgewandt hat und nun nur noch Rap produzieren möchte. Anders ausgedrückt und ihren Worten zufolge will sie lediglich nur noch authentische Musik aufnehmen und keine genießbare, vermarktbare und kommerzielle Musik mehr publizieren.

Ältere Songs von Doja Cat, wie zum Beispiel, „Say So“ oder „Kiss Me More“, werden wir deshalb auf diesem Album wenig bis gar nicht mehr finden. Doja Cat, mit richtigem Namen Amala Zandile Dlaminni, kehrt nun dem „mittelmäßigen“ Pop den Rücken zu. Dieser hatte ihre letzten Alben teilweise dominiert, welche sie nun als Cash Grabs bezeichnet, also als reine Geldmacherei.  Jetzt legt sie ihren Fokus vollkommen auf Rap-Songs. Aber es wäre falsch, zu behaupten, dass das für die Künstlerin etwas Neues wäre, wie sie auch auf dem zweiten Song des Albums, „Demons“, bestätigt: „Lots of people that were sleeping say I rap now.“ Denn Doja hatte auch in ihren alten Alben einige Rap-Tracks dabei. Trotzdem zeigt sich in diesem Album der Anteil an Rapsongs dominant. Doch auch da tanzt Doja Cat deutlich aus der Reihe. An zeitgenössischen Rapsongs sind nur zwei dabei, nämlich „Wet Vagina“ und „Demons“. Sonst greift sie eher auf den klassischen Rap zurück und bedient sich an 1990er- und 2010er-Rap-Gewohnheiten. Des Öfteren greift sie auch auf Oldschool-Rap zurück. Eine weitere musikalische Eigenheit von Doja, die bei ihren Fans aber gut ankommt, ist ihr „vocal fry“, eine Stimmtechnik, die die Stimme etwas rauer und kehliger klingen lässt.

In ihrem rund 57 Minuten langen Studioalbum zeigt sich Doja Cat nun von ihrer rebellischen, ungenierten und aus der Reihe tanzenden Seite. Sie kritisiert, sie lässt ihre Wut raus und ihren Gedanken freien Lauf. Sie wird voll und ganz zur Rebellin, wie man auch dem ersten Song „Paint The Town Red“ entnehmen kann. „She a bad lil‘ bitch, she a rebel“, singt sie dort immer wieder. Vor diesem Hintergrund sollte man auch einige der Auseinandersetzungen betrachten, die Doja Cat mit ihren Fans hatte. Zum Beispiel, als ihre Fans, die sich teils „Kittenz“ nennen, eine Stellungnahme zu einer ihrer angeblichen Beziehungen forderten, twitterte sie: „I NEVER HAVE AND NEVER WILL GIVE A FUCK WHAT YOU THINK ABOUT ME OR MY PERSONAL LIFE GOODBYE AND GOOD RIDDANCE MISERABLE HOES HAHA!“ Und danach: „If you call yourself a ‚kitten‘or fucking ‚kittenz‘ that means you need to get off your phone and get a job and help your parents with the house.“  Als dann einer ihrer Fans hören wollte, dass Doja ihre Fans liebt, antwortete diese: „I don’t though cuz I don’t even know y’all.“ Einige dieser Auseinandersetzungen gestalten sogar das Album mit. Man merkt deutlich, dass die Rapperin auf dem Kriegspfad ist, aber nicht nur gegen ihre Fans, sondern gegen alle und jeden. Aber nicht alle Tracks des Albums haben eine Art Rebellion zum Thema.  Wie wir es von der Künstlerin bereits kennen, gibt es auch Songs über Sex wie z.B. „Wet Vagina“. Oder eben auch generell über die Liebe wie z.B. in „Agora Hills“. In einem Interview mit der BBC bezeichnet sie ihr neues Album, aber auch als eine Wiedergeburt. Es soll ihr auch geholfen haben, ihre „Mitte“ zu finden.

Was das Album außerdem besonders macht, ist die Tatsache, dass man auf diesem Album keinerlei Features findet. Es gab zwar eine Liste mit potentiellen Künstler:innen, mit denen sie gerne etwas zusammen produziert hätte, doch die Rapperin wollte bei diesem Album lieber in ihrer eigenen Welt bleiben. Trotzdem kommen in Scarlet andere Künstler:innen nicht zu kurz. Zu Beginn des Songs „Paint The Town Red“ sampelt sie Dionne Warwick mit „Walk On By“, und das ist nicht das einzige Sample des Albums. Im vorletzten Track sampelt sie erneut, nämlich den Wrestler Ric Flair. Übrigens ein kleiner Fakt am Rande zu Doja Cats Album: Bereits davor und jetzt gibt es einige Verschwörungstheorien zur Künstlerin selbst und zu ihrem Album. Zum Beispiel, dass sie ihre Seele an die Illuminati verkauft hat oder dass sie einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist. Ob man diesen Theorien glauben schenkt, bleibt dann aber doch jedem selbst überlassen.

Zur äußeren Gestaltung gibt es auch noch einige interessante und erwähnenswerte Facts. Der Song „Paint The Town Red“ ist bereits vor dem Album-Release erschienen, genauer gesagt am 4. August. Nachdem der Song erschienen war, waren all ihre alten Covers rot durchtränkt. Das lag zum einem am Songtitel, diente aber auch als Teaser für ihr neues Album. Denn das Album heißt ja „Scarlet“ und das ist ein spezieller Rot-Ton, nämlich Scharlachrot. Doja Cats Albumtitel ist außerdem eine Hommage an ihr altes Album „Hot Pink“, dessen Name auch auf eine Farbe hindeutet. Ursprünglich sollte das neue Album übrigens Hellmouth heißen, aber das war der Rapperin dann doch zu aggressiv.

Auf dem Albumcover selbst sind zwei diagonal gegenüber positionierte Spinnen auf weißem Hintergrund zu sehen. Ihre Hintergedanken dazu erklärte die Künstlerin auf Twitter: „The two spiders signify conquering your fear. None of my album covers had meaning until this album. You not accepting me was a fear I used to have. I don’t care anymore about satisfying you.“ Auch da merkt man, dass Doja Cat es satthat, den Erwartungen zu entsprechen.

Mich hat das Album mit seinen 17 Songs leider nicht so gecatcht. Das muss es aber gar nicht, weil Doja Cat ihr eigenes Ding durchzieht und eben nicht den Erwartungen entsprechen will – und das wiederum feiere ich irgendwie. Der Song, der bei mir aber on repeat läuft, ist „Go Off“, weil meistens höre ich Musik eher passiv zum Beispiel beim Lernen und dazu ist der Song genau perfekt. Vielleicht hat das Album ja euch mit all seinen Eigenheiten gecatcht und ihr entscheidet euch dazu, die Künstlerin einmal live zu hören. Dann seid schnell. Denn im frühen Sommer tourt Doja Cat durch Europa.

Autorin: Amelie Meier