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Rezension: Futurama Staffel 11

Eine Neuauflage der Neuauflage. Und dann auch noch von Disney, die in den letzten Jahren nicht unbedingt ein gutes Händchen bei Remakes bewiesen haben. Kann das überhaupt funktionieren?

Bild: Disney+/Hulu

Nach der Ankündigung der 11. Staffel von Futurama war mein erster Gedanke: Oh nein. Bitte nicht. Disney bekleckert sich gerade nicht unbedingt mit Ruhm, was Neuauflagen oder Fortsetzungen betrifft. Besonders die Live-Action-Verfilmungen sind hierfür ein gutes (oder eben schlechtes) Beispiel. Außerdem haben die Simpsons und Family Guy mittlerweile ihren Zenit weit überschritten und lassen sich nur noch mit wirklich viel Bauchschmerzen ansehen. Irgendwann ist es einfach vorbei und dann sollte doch lieber ein Ende gesetzt werden, bevor es zu spät ist.

Das hatte Futurama. Die letzte Folge der 10. Staffel ist vermutlich eines der besten Serienfinale aller Zeiten. Daher würde ich eigentlich empfehlen, zumindest die 10. Staffel einmal anzusehen, wer das noch nicht getan hat. Die Serie lohnt sich grundsätzlich schon vor der neuen Staffel und war eigentlich rund abgeschlossen. 

Falls mich jetzt jemand fragen möchte, worum es in Futurama geht, muss ich ganz ehrlich antworten: Gute Frage, aber das lässt sich eigentlich nicht beantworten. Grundsätzlich setzt die Serie aktuelle Themen humoristisch und gesellschaftskritisch um und projiziert diese auf das Jahr 3000 (bzw. 1000 Jahre in die Zukunft). Die jeweiligen Folgen werden dann aus der Sicht der Belegschaft eines “Versandunternehmens” gezeigt – wobei sie nicht wirklich Postboten sind, das scheint irgendwie mehr Nebensache zu sein. Die jeweiligen Charaktere bedienen verschiedene Archetypen und haben diverse Hintergründe: Fry, ein Lieferjunge aus dem 20. Jahrhundert, Leela, eine Zyklopin, Bender, ein Roboter mit Alkoholabhängigkeit, der Professor, Frys Ur-Ur-Enkel (>130 Jahre alt), Dr. Zoidberg, ein Krabben-Alien-Doktor – spezialisiert auf Menschen, … und Richard Nixon ist der Präsident der Erde. Um alles zusammenzufassen, reicht der Platz nicht aus. Macht euch am besten selbst ein Bild und schaut die Serie von vorne an. In Futurama treffen dabei zwei sehr essenzielle Faktoren für einen Cartoon aufeinander: Zum einen beschäftigt sich jede Folge mit einem aktuellen Thema und trifft dabei sehr gut den Zeitgeist, zum anderen sind trotzdem alle Folgen sehr zeitlos. Das liegt vor allem daran, dass der Serie (mindestens) ein komplettes Universum zur Verfügung steht und Themen in der Zukunft für uns selbst in 500 Jahren noch “aktuell” sind. 

Trotz aller Bedenken gegenüber der Neuauflage habe ich mich hingesetzt und dem Ganzen eine Chance gegeben. Und was soll ich sagen, ich war positiv überrascht. Die erste Folge startete dabei eigentlich schon perfekt rein. Hier geht es um das Binge Watching von Serien und den Relaunch einer lang abgesetzten Serie. Dabei wird Futurama selbst auf die Schippe genommen, und gleichzeitig wird die Entscheidung kritisiert, eine so erfolgreiche Serie jemals abgesetzt zu haben. Jede weitere Folge hat meine Begeisterung nur getoppt. Die zehn Folgen nehmen den alten Spirit und verpacken ihn neu. Was Futurama schon immer gut konnte, ist den aktuellen Zeitgeist humoristisch zu verpacken, und das schafft auch Staffel 11 sehr gut. Einzig das Pacing ist etwas seltsam gesetzt. Einzelne Folgen packen sehr viel Handlung in 20 Minuten, wodurch der Schlagabtausch zwischen den Szenenwechseln teilweise zu dicht ist. Die Gagdichte ist ebenfalls sehr hoch, wodurch der ein oder andere Witz leider verloren geht oder ein bisschen für Irritation sorgt. Wobei sich das wiederum gut dadurch erklären dürfte, dass die aktuelle Zielgruppe nicht mehr die Aufmerksamkeit von früher hat und somit mit kürzeren und schneller zündenden Gags am Ball gehalten werden muss. Zur Erklärung: Futurama wurde 2013 das letzte Mal abgesetzt. Das heißt aber nicht, dass die Folgen für “alte” Fans nicht taugen. Im Gegenteil: Die Folgen, die sich über Themen der letzten Jahre wie Binge Watching oder Corona lustig machen, sind extrem on point. Die anderen Folgen wirken etwas abstrus, können dadurch aber von unangenehmen aktuellen Themen ablenken und sind ebenfalls unterhaltsam. Um hier ein kurzes Beispiel zu nennen: Die Folge “Der Prinz und das Produkt“ behandelt zwei völlig zusammenhanglose Handlungsstränge, in denen es auf der einen Seite um sehr düstere Spielzeug-Verfilmungen geht und auf der anderen Seite um den Prinz des Universums.

Was die Charaktere betrifft, hat sich hier eigentlich nichts geändert. Es wirkt teilweise so, als wäre die Serie nie abgesetzt worden. Das heißt allerdings nicht, dass es keine Charakter-Entwicklungen gibt. Die Beziehung zwischen Leela und Fry wird intensiviert, aber auch die Freundschaft zwischen Fry und Bender wird auf die Probe gestellt. Hermes & Zoidberg haben sogar ihre eigenen Storys, was für sehr gute Abwechslung sorgt. Niemand stört, niemand fehlt, keinem wurde Unrecht getan. Viel mehr muss dazu eigentlich nicht mehr gesagt werden.

Mein Fazit zur neuen Staffel lautet eigentlich recht simpel: Wow. Disney hat es geschafft: Sie haben eine Fortsetzung nahezu perfekt produziert. 10 Folgen sind mir zwar etwas zu wenig, aber lieber so, als dass ich mich durch 20 halbgare Folgen quälen muss. Jede einzelne macht nämlich sehr viel Spaß und lohnt sich vollkommen. Im Gegensatz zu den Simpsons und Family Guy wirkt das Ganze nicht so, als würde es einfach produziert werden, um relevant zu bleiben. Die Produzierenden haben sich mit den Themen auseinandergesetzt und eine totgesagte Serie wiederbelebt. Das dürfte vor allem daran liegen, dass das ursprüngliche Produktionsteam größtenteils weiter daran arbeiten durfte. Ich freue mich auf weitere Folgen.

Autor: Moritz Meckl