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Album der Woche KW 06: 21 Savage – american dream

Nach mehreren collabo-reichen Jahren ist der amerikanische Rapper 21 Savage zurück mit einer Solo-LP. Am 12. Januar wurde das neue Album “american dream” veröffentlicht.

Bild: 21 Savage

Nach seinem schnellen Aufstieg seit 2015 ist 21 Savage in den letzten Jahren vor allem mit Collabos in Erscheinung getreten – sei es mehrere Alben gemeinsam mit Metro Boomin oder Features mit Justin Bieber, Pharrell Williams oder Travis Scott. 2022 gab es gemeinsam mit dem Kanadier Drake das Album “Her Loss”, dass auf Nr. 1 der Billboard-Charts eingestiegen ist. Mit “american dream” ist 21 Savage wieder solo unterwegs und gibt den Hörer:innen auf 15 Tracks und knapp 50 Minuten einen Einblick in seine persönliche Geschichte. 

21 Savage ist in London geboren und britischer Staatsbürger, allerdings ist er als Kind nach Atlanta, Georgia gekommen und dort aufgewachsen. Sein Visa war allerdings schon seit Jahren ausgelaufen und 2019 wurde er von der US-Immigrationsbehörde verhaftet, damit hat die Öffentlichkeit überhaupt erst davon erfahren. Er konnte dann zwar in den Staaten bleiben und da auch touren, allerdings das Land nicht verlassen – gerade bei der Tour mit Drake war das ein Problem. Das Album startet mit dem Intro “american dream”, auf dem 21’s britische Mutter über ihren Sohn spricht und mit dem Satz endet: “The mission is as it’s always been for my son to become a man and live free in his american dream.” Die Botschaft des Albums ist damit klar: 21 Savage ist trotz seiner Probleme und Schwierigkeiten ganz oben angekommen.

Das merkt man auch an den Features auf dem Album. So ist wieder Travis Scott zu hören und einige der Beats kommen erneut von Metro Boomin. Eine neue Kollaboration kommt z. B. in Form von Doja Cat, die auf n.h.i.e. gemeinsam mit 21 über das eigene Selbstverständnis rappt. Die jeweiligen Features geben den Songs neue Aspekte, bringen also Abwechslung rein. Auf “american dream”, einem Album, das 21s persönliche Geschichte und Entwicklung behandelt, stechen allerdings vor allem die Solo-Songs heraus.

Viele der Texte können dabei sehr hart ausfallen, einfach weil autobiographischen Noten nahezu überall durchscheinen. 21 Savage ist seit der neunten Klasse nicht mehr zur Schule gegangen, war in einer Blood-nahen Drogengang und hat u.a. seinen Bruder, seinen “right-hand-man” und später seinen besten Freund in verschiedenen Schießereien verloren. In “all of me” heißt es deshalb: “All I got is these lil pictures when I think ‘bout all the G’s”. Neben 21s Leben auf der Straße geht es aber natürlich auch ums Flexen, von dem, was er hat und Frauen. Auf “redrum” sagt er beispielsweise: “I don’t go through TSA to get on planes”. Das Ganze ist häufig aber witzig und ein bisschen corny verpackt. Auf “dangerous” rappt 21: “She got her outside clothes in my bed, you got some nerve, my covers cost an arm and leg”.

Dieser Lyrics-Stil wird durch seinen Rap-Style komplettiert. Die Beats und Samples, auf die er rappt, sind häufig düster, aber auch zum Kopfnicken. Darüber rappt er dann sehr kalt und sehr ruhig. Bei Pitchfork in der Review war zum Beispiel die Rede von “villainous monotony”. Inhaltlich schafft er es, zwischen seiner brutalen Rap-Persona, die Leute im Hinterhof erschießt, auf der einen Seite und Emotionen, Selbstreflexion und so weiter hin- und herzuwechseln.

Autor: Immanuel Hinz