Die Berliner Sängerin Paula Hartmann ist mit ihrem zweiten Album zurück. Kleine Feuer ist die düstere Fortsetzung ihres Debütalbums. Sie singt von der Rückbank eines Ubers, mit Wegbier in der Hand oder von der Clubtoilette im Berliner Westen. Es geht um Alkohol, Gras und liebevoll benannte Kreide. Selbstzerstörung, Einsamkeit und Verletzlichkeit sind zentrale Themen in ihren Liedern. Dazu kommt die zerbrechlich klingende Stimme der 22-Jährigen. Die Songs leben vom Gegensatz zwischen zarter und zerbrechlicher Stimme und harten Texten.
Nie verliebt hieß Paula Hartmanns Debütalbum aus dem Jahr 2022. Das Cover sah aus wie ein typisches Bild einer Märchenkassette für Kinder. Paula wurde die Erzählerin eines Großstadtmärchens zwischen S-Bahn nachts um halb 4 und Clubtoilette. Schon auf ihrem Debütalbum waren Verletzlichkeit und Verliebtsein die zentralen Themen. Kleine Feuer erzählt weiterhin Geschichten oder auch moderne Märchen aus Berlin, aber deutlich düsterer als auf Nie verliebt. Es geht tiefer in die Finsternis. Während die Sängerin auf Nie verliebt Begebenheiten und Gedanken als Fragen formuliert hat, spricht sie diese auf Kleine Feuer als Tatsachen und Aussagesätze aus.
Paula schafft es, mit minimalistischen Mitteln intensive Geschichten aus dem Erwachsenwerden zwischen Nachtleben, Substanzmissbrauch, Liebeskummer und Todessehnsucht zu erzählen. Sie braucht nur wenige Worte, um glasklare Bilder in meinem Kopf zu zeichnen.
Um uns noch vermehrt Einblicke in das nicht ganz so glamouröse Berliner Nachtleben zu geben, hat Paula einige Features am Start. Levin Liam, Trettmann, Domiziana und t-low sind nur ein paar Artists, die sich in ihre Geschichten mit einbringen. Jeder Track gewährt einen Einblick in die facettenreiche Welt der Protagonist:innen, die mit ihren inneren Konflikten zu kämpfen haben und nach einem Sinn suchen. Das Album spiegelt die Vielschichtigkeit und Komplexität des menschlichen Daseins wider. Nicht nur Paula erzählt, sondern sie lässt auch andere zu Wort kommen, die Ähnliches fühlen oder erlebt haben. Besonders sticht das Feature sag was mit Künstler t-low heraus. Die Zerbrechlichkeit der Beiden in ihren Stimmen und t-lows persönliche Kämpfe mit Drogenmissbrauch, die im Song direkt angesprochen werden, bereiten Gänsehaut.
Das Album schafft eine melancholische Atmosphäre. Mit einfühlsamen Texten, fesselnden Melodien und genialen Beats berührt es das Herz. Ich empfehle es von vorne bis hinten einmal durchzuhören und sich einfach darauf einzulassen. Kleines Highlight ist der abschließende Track Snoopy. Der Song fängt den melancholischen Vibe davon, nachts nach Hause zu laufen, unglaublich gut ein.
Paula Hartmann – Snoopy
Autorin: Eva Krumnacker