Laura Jane Grace zeigt mit ihrem neuen Album Hole In My Head, dass Punk mehr als nur eine Phase ist. Noch nie war dieses Genre so weise, erwachsen und dennoch treu zu sich selbst.
Wut, Anarchie, Energie, die einem Blitz gleicht, begleitet von antiautoritären, vom Rauchen zerfetzten Stimmen. Das ist Punk – oder das, was man als Punk kennt. Doch abseits davon liegt ein unglaublich facettenreiches Genre, das auch heute noch Durchsetzungskraft hat.
Laura Jane Grace, ehemalige Frontsängerin der Band Against Me! und Solokünstlerin, beweist mit ihrem vierten Studioalbum Hole In My Head, dass Punk nicht nur am Leben ist, sondern dass er auch durch ältere Augen eine ganz neue Dimension annehmen kann. In ‘I’m Not A Cop’ wirken ihre Worte vertraut, aber nicht resigniert, während sie halb Ratschläge an eine jüngere Generation verteilt, halb verflossene Liebe lamentiert. Sie zeigt mit diesem Song, dass sie das Milieu und die Tricks kennt, mit denen die Polizei Leuten aus der alternativen Szene das Leben schwer machen will, und bleibt ihren Punk-Wurzeln treu.
Oft schwingt bei ihrem neuen Album auch eine gute Portion Nostalgie mit, für Basement-Shows, Amsterdam und das Gefühlschaos ihrer Jugend, das sich scheinbar bis in ihr heutiges Leben zieht. Doch sie bleibt am Boden, weiß, dass sie durch eine rosarote Brille auf die Vergangenheit zurückblickt.
Bei all den Erinnerungen bleibt natürlich ein Funken Reue nicht aus und genau darum dreht sich auch der vorletzte Song des Albums. Irgendwann überflutet einen die Reue, so viele wichtige Ereignisse verpasst zu haben, und die Erkenntnis, dass das Leben auf einmal hinter einem liegt, verschwendet. In ‘Hard Feelings’ kann Grace diese Gefühle nicht mehr unterdrücken oder wegrationalisieren, und lässt alles raus.
I am sorry I make mistakes
I never think through the choices I make
And while I’ve got no right to hard feelings
I don’t deserve them, I just take them home
Das singt Grace, als sie sich an ihre Mutter wendet und um Entschuldigung bittet. Über elf Songs verteilt gibt Grace ihrer Art von Punk neues Leben und injiziert gewohnte Parolen mit einem Schuss Weisheit.
Sie beginnt im ersten Song des Albums, ‘Hole In My Head’, mit einem Appell, aus der Vergangenheit zu lernen. Schließlich endet sie mit ‘Give Up The Ghost’, wo sie erkennt, dass nicht jeder Fehler auch eine Lektion birgt, und es manchmal einfach besser ist, loszulassen. Offen und ehrlich trägt sie ihre Seele nach außen, um uns zu zeigen: Punk will never die.
Autor: Toni Peschel