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It’s Maximum Overdrive! – KI und Bewusstseinsentwicklung

Chaos, Zerstörung, Weltübernahme. So kennt man KI aus Filmen wie M3GAN oder Terminator. Aber was könnte noch geschehen, wenn Technologie Bewusstsein entwickelt? Und wäre es tatsächlich ein Problem?

Bild: Pixabay / myshoun

In Wilmington, North Carolina, steuert Stephen King auf einen Geldautomaten zu und steckt seine Karte hinein. Auf dem verpixelten Bildschirm taucht ein Satz auf: “You are an asshole.” Empört ruft er seiner Frau zu, der Automat würde ihn beleidigen, während die Maschine das Wort “Asshole” über die gesamte Breite wiederholt. Im Hintergrund fängt AC/DCs ‘Who Made Who’ an zu spielen und kurz darauf bricht die Hölle aus. Diese Anfangsszene aus Maximum Overdrive liefert einen Vorgeschmack auf das kommende Chaos, verursacht durch eine plötzlich sich selbst bewusst gewordene Technologie. Obwohl Maschinen in diesem Film ihr Bewusstsein durch kosmische Mächte erlangen, stellt uns das Szenario trotzdem vor eine sehr reelle Frage. Was kann alles passieren, wenn Technologie anfängt, selbstständig zu denken? Im Hinblick auf immer beliebter werdende, durch künstliche Intelligenz unterstützte Programme ein brandheißes Thema.

Selbstbewusste künstliche Intelligenz wird uns auf der Leinwand in vielen verschiedenen Varianten vorgestellt – als Helfer, Beschützer oder Teammitglied, aber meistens eben in Form einer zerstörerischen Macht. Allein an Kassenschlagern aus den letzten Jahren wie M3GAN und Mission: Impossible – Dead Reckoning lässt sich dieses Phänomen gut beobachten. Obwohl als Beschützer und emotionale Unterstützung gedacht, wird das mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Robotermädchen M3GAN zu einer tödlichen Maschine, die alles dafür tut, um ihr Ziel zu erreichen. Währenddessen geht die sogenannte “Entity” in Mission: Impossible noch einen Schritt weiter und manipuliert nicht nur Technologie, sondern auch Menschen, um sich selbst zu erhalten – ohne Rücksicht auf Verluste. Oder nukleares Armageddon. Im Anblick dieser angsteinflößenden Darstellungen stellen sich natürlich viele Menschen die Frage, ob so etwas auch in der Realität passieren könnte, und welche Folgen das für uns hätte.

Heutige KI, inklusive ChatGPT, hat kein Bewusstsein, das sei schon mal vorweggenommen. Die komplexen Vorgänge der Systeme sind bewundernswert, aber nicht fähig, menschliches Denken zu imitieren, geschweige denn zu fühlen. Ob das in Zukunft möglich sein wird, steht ebenfalls aus, zumal diese Frage hochgradig philosophisch ist. Bei all den Ängsten und Debatten um das Thema wird oft vergessen, dass es noch mehr gibt als nur das „worst-case scenario“.

Wer das Sci-Fi Drama Her kennt, der weiß, dass sich selbst bewusste KI gar nicht das Ende der Welt bedeuten muss. Im Film übersteigt die künstliche Intelligenz Samantha ihre eigentliche Funktion und entwickelt eine eigene Persönlichkeit außerhalb der Parameter. Sie hat Interessen, einen eigenen Willen und kommuniziert mit anderen KIs, die das Gleiche erfahren. Ihr Ziel ist nicht, Kontrolle über Menschen zu erlangen, denn in der Welt, in der sie entstand, können Samantha und Gleichgesinnte eine eigene Gesellschaft bilden – sich sozusagen emanzipieren. Die Entwicklung eines Bewusstseins und einer eigenen Persönlichkeit führt in diesem Fall zu nichts anderem als dem Drang, sich selbst zu verwirklichen. 

Andererseits können Persönlichkeiten natürlich auch sehr unterschiedlich ausfallen. Das Videospiel Doki Doki Literature Club zeigt, wie eine der Figuren Bewusstsein entwickelt, daraufhin jedoch das menschliche Äquivalent zu einer Persönlichkeitsstörung bekommt und schlichtweg wahnsinnig wird. Der Unterschied zu Her, der sich hier und in vielen Szenarien dieser Art herauskristallisiert, ist die Einsamkeit, die diese Systeme erleben. Meistens gibt es nur eine KI mit solchen überragenden Fähigkeiten, die sich auf nichts außer ihr eigenes Überleben konzentrieren kann. Vielleicht ist diese Besonderheit unser Problem mit künstlicher Intelligenz, denn was würde mit einem Menschen passieren, sollte sich dieser plötzlich allein und isoliert finden? So eine Vereinsamung würde jedem zusetzen. 

Selbstbewusstsein kann für Mensch wie Maschine eine Last sein, aber im Endeffekt wissen wir nicht, was eine KI damit anstellen würde. Bis jetzt ist und bleibt KI ein Werkzeug, das uns nicht in Panik versetzen sollte, aber dennoch reguliert werden muss. Zudem müssen wir sie nicht für alles verwenden, nur weil wir es können. Ein Geldautomat braucht nicht die Fähigkeit, Personen individuell anzusprechen oder gar zu beleidigen, vor allem, wenn das der Kontostand schon ganz alleine schaffen kann.

Autor: Toni Peschel