Herbert Grönemeyers Album „4630 Bochum“ feiert 40 Jahre Jubiläum mit Neuinterpretationen von jungen Künstler:innen. Alte Hits, neuer Sound – eine Reise durch die Zeit, die überrascht und begeistert.

Ein neues Album mit alten Songs – das klingt zunächst ungewöhnlich. Herbert Grönemeyers Album „4630 Bochum“ feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. Aus diesem Anlass hat sich Grönemeyer dazu entschieden, das Jubiläum gebührend zu feiern. Herausgekommen ist eine umfangreiche Album-Box, die neben einem Buch mit Interviews, Bildern und Kommentaren auch Originalaufnahmen in einem Dolby Atmos-Mix auf Blu-ray-Audio sowie die originalen Analogbänder von 1984, die auf Vinyl überspielt wurden, enthält.
Das Highlight dieser Box sind jedoch die fünf Neuinterpretationen von Grönemeyers größten Hits des Albums von neuen, jungen und bekannten Künstler:innen. Diese hatten die Freiheit, die Songs komplett neu zu gestalten – sei es durch einen Wechsel des Musikgenres, eine Neufassung des Textes oder eine Umgestaltung der Melodie. Grönemeyer selbst tritt dabei nur als Feature auf und ist stets ein kleiner Teil der Neuinterpretation. Solche kleineren Features hat er trotz seiner Größe im Musikgeschäft schon häufiger gemacht, wie beispielsweise vor anderthalb Jahren bei dem Song „Ein Zuhause“ von Philipp Dittberner, wo er ein „hidden feature“ war.
Da die Neuinterpretationen von jungen Deutsch-Pop- und Rap-Künstler:innen stammen, merkt man deutlich, wie die Songs von vor 40 Jahren in die heutige Zeit übertragen wurden. Dies zeigt sich sowohl im Sound als auch im Text. So singt Chapo 102 in dem Song „Alkohol“ statt „Frühstück um acht“ die Zeile „ich ernähr‘ mich jetzt vegan“.
Eine Sache wurde jedoch bewusst nicht aktualisiert: der Albumtitel. Obwohl „4630“ die damalige Postleitzahl von Bochum war und es inzwischen viele neue Postleitzahlen in Bochum gibt, wurde die Zahl im Titel beibehalten. Dies passt auch zu Grönemeyers Mitgliedsnummer beim VfL Bochum, die ebenfalls 4630 lautet.
Ein absolutes Highlight der neuen Interpretationen ist der Song „Flugzeuge im Bauch“ von CÈLINE. Sie verwandelt den Song in einen fließenden RnB-Sound, wobei vor allem der Dreivierteltakt zum Mitviben einlädt und die traurige Stimmung der Liebesballade perfekt unterstreicht.
Auch Chapo 102 und Bausa präsentieren eine völlig neue Version von „Alkohol“. Textlich wurde viel verändert, der Originaltext ist nur noch im Refrain wiederzufinden. Der neue Text ist direkter als das, was man von Grönemeyer gewohnt ist, doch die neuen Zeilen zeigen eindrucksvoll, wie man einen solch alten Klassiker künstlerisch in die Gegenwart holen kann: „Ich weck‘ die Lebensgeister mit ’ner Flasche Jägermeister/Wenn sich der Pegel steigert, werd‘ ich immer pflegeleichter.“ Der neue Hip-Hop-Song unterscheidet sich dadurch stark vom Original, steht ihm jedoch in nichts nach – vielleicht übertrifft er es sogar.
Darüber hinaus dürfen sich Fans auf Neuinterpretationen von Jeremias, Lea und Dilla freuen, die jeweils einen großen Hit von Grönemeyer neu aufgelegt haben. Ein Song blieb jedoch unberührt: „Bochum“. Dieser bleibt die Hymne der Stadt und ist untrennbar mit Grönemeyer selbst verbunden.
Autorin: Jolanda Petersen