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Rezension: Planet Erde III – Live in Concert Tour

Wenige Serien oder Filme wirken so tief auf das Bewusstsein wie die BBC-Naturdokumentation “Planet Erde III”. Bei der Live-Adaption “Planet Erde III – Live in Concert” erlebt das Publikum die Schönheit und Dramatik unseres Planeten auf großer LED-Leinwand, während die Musik von einem sinfonischen Orchester direkt vor Ort gespielt wird. Doch an diesem Abend geht es um weit mehr als nur die visuelle und musikalische Darbietung – es geht um die Verantwortung, die wir Menschen gegenüber der Natur tragen.

Bild: Rafa Herrero Massie

Über den Abend verteilt werden Ausschnitte der BBC-Serie gezeigt. Dazwischen verblüfft Meeresbiologe und Terra X-Moderator Uli Kunz mit spannenden Fakten. Schon während der ersten gezeigten Szene wird klar, dass die Natur in “Planet Erde III” nicht nur atemberaubende Bilder liefert, sondern selbst die Hauptrolle spielt. Die Tiere, Pflanzen und Landschaften erzählen ihre eigenen Geschichten – manche berührend, andere humorvoll, einige erschütternd. Da ist ein Straußenpaar, das sich in der sengenden Hitze der Namib-Wüste fürsorglich um den Nachwuchs kümmert, oder eine Makaken-Kolonie auf Bali, die wie eine kleine Mafia wirkt und gestohlene Brillen gegen Futter eintauscht. Die Gerissenheit und Kreativität der Tiere bringen das Publikum zum Schmunzeln und laden dazu ein, auch ihre Intelligenz zu bewundern, die wir so oft unterschätzen.

Die Faszination der Natur

Doch es gibt auch die düsteren, erbarmungslosen Szenen von Mutter Natur. Das Thema Jagd wird in all seiner Grausamkeit gezeigt: Polarwölfe, die in der Arktis Kanadas gnadenlos eine Herde Moschusochsen verfolgen; Sumpfkrokodile, die getarnt und blitzschnell nach Axishirschen schnappen; ein weißer Hai, der gegen eine Seelöwen-Kolonie kämpft. Die Natur ist nicht nur ein Ort der Idylle, sondern auch gnadenlos brutal, wenn es um das Überleben geht.

Das Publikum erlebt den majestätischen Sonnenuntergang über einer endlosen Savanne und sieht kurz darauf den erbitterten Machtkampf zweier Saiga-Antilopen in der russischen Taiga. Die live gespielte Musik greift diese Gegensätze auf: zarte, sanfte Melodien auf der einen Seite und donnernde Trommeln und tiefe Bässe auf der anderen. Die epische Musik des Abends lässt die Bilder lebendig werden und fesselt das Publikum emotional. 

Die Natur als Inspiration und Mahnung

Es ist nicht zu leugnen, dass die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt inspiriert. “Planet Erde III – Live in Concert” macht das deutlich: Jede Szene ist eine Hommage an die kreative Kraft der Natur, die die menschliche Fantasie beflügelt. Beispielsweise, wenn eine 45 Meter lange Qualle auf dem Boden der Tiefsee wie ein außerirdisches Wesen wirkt oder wenn Blaustirn-Blatthühnchen über Seerosen hüpfen. All diese Bilder haben etwas Magisches, viele erzeugen Ehrfurcht vor den Wundern der Natur.

Aber mit dieser Ehrfurcht spricht Meeresbiologe und Terra X-Moderator Uli Kunz auch eine Mahnung aus – denn so unterhaltsam und ergreifend diese Szenen auch sind, sie bergen eine tiefergehende Botschaft. Der Lebensraum vieler der gezeigten Tiere, wie beispielsweise der des Monarchfalters in den mexikanischen Bergen, ist durch menschliche Eingriffe bedroht. Wenn wir also weiterhin die Schönheit des Planeten erleben möchten, müssen wir unseren Beitrag dazu leisten, diese Welt zu schützen. Die Show erinnert uns daran, dass viele der gezeigten Orte und Kreaturen vielleicht bald nur noch in Dokumentationen zu sehen sein werden. Wir Menschen können von einer intakten Natur am Ende nur profitieren, denn schließlich sind wir auch auf sie angewiesen – nicht andersherum. Die Botschaft des Abends ist klar: Die Schönheit der Erde liegt in unseren Händen. Ob wir sie bewahren oder zerstören, liegt an uns.

Aktuell ist “Planet Erde III – Live in Concert” in verschiedenen Städten Deutschlands zu erleben. Die Serie wurde von BBC Studios Natural History Unit produziert, die Musik haben Hans Zimmer, Jacob Shea und Sara Barone komponiert. Bei den Tournee-Auftritten spielt das City Of Prague Philharmonic Orchestra die Musik live vor Ort.

Autor: Sebastian Schroth