
Vom 25.-27. Juli hat das Rock im Wald-Festival wieder auf den „schönsten Rasen der Welt“, wie der Sportplatz in Neuensee liebevoll genannt wird, eingeladen. Mit knapp 1500 Besucher:innen ist es eines der kleineren Festivals für Stoner- und Psychedelic-Rock, familiär mit einem Line-Up, das sich sehen lassen kann. Dabei geben sich Neuentdeckungen und alte Bekannte die Hand und liefern ein wunderbares Wochenende, auch wenn das Wetter etwas durchwachsen war.
Stabiler Start am Donnerstag
Anders als in den vorherigen Jahren verwöhnte das Line-Up schon ab Donnerstag. The Shadow Lizzards aus Nürnberg brachten Rock im Wald mit Vintage Rock’n’Roll bei bestem Wetter schon mal auf Betriebstemperatur. Beeindruckend spielten sie immer wieder längere Live-Versionen ihrer Songs.
Im Anschluss bewies Godsleep aus Griechenland, dass wir definitiv mehr Frauen im Stoner-Rock brauchen. Die Band zeigt mit jedem ihrer Auftritte, wie viele verschiedene Stile sie auftischen kann und trotzdem einen eigenen Sound behält. Ein Grund dafür ist die Energie und Stimme von Sängerin Amie Makris. Ein Genuss für alle, die am frühen Abend etwas mehr Power vertragen können.
Asomvel legte dann noch eine Schippe Hard-Rock drauf und ich musste erstmal unter einem der vielen Pavillons im Schatten eine kurze Pause einlegen. Persönlich genieße ich die härteren Bands erst zu späterer Stunde und tanke deswegen bei lokalem Bier und Abendessen auf der Food-Meile auf. Das vegan-vegetarische Angebot wird jedes Jahr besser, sodass es manchmal sogar etwas schwerfällt, sich zu entscheiden. Gesättigt ging es ein paar Meter zurück vor die Bühne, es standen nämlich noch zwei Bands auf dem Timetable.
Bei The Devil And The Almighty Blues schlug das Blues-Rock-Herz höher. Dass sie die perfekte Verbindung aus Blues, Rock und Doom schaffen, ohne zu alt oder langweilig zu klingen, bewiesen sie bereits auf ihren drei Alben. Auch live überzeugen die Norweger auf ganzer Linie.
Wolfmother zog um kurz nach zehn dann auch die letzten Besucher:innen aufs Gelände, denn bei dieser Band weiß man, was man kriegt: solide Sounds wie direkt aus den 1970ern, inklusive Gitarren- und Keyboard-Soli. Sänger Andrew Stockdale, der als einziges Gründungsmitglied noch geblieben ist, hatte zum Glück genug Bühnenpräsenz und Mitsing-Einlagen, um das Publikum mitzureißen. Die Setlist hielt sich strikt an die Prämisse: Never change a running system. Das störte die Fangemeinde aber nicht.
Von entspannt zu auf’s Maul

Volker Fröhmer vom Freak Valley Festival
Am Freitag reichen mir drei Bands aus, um glücklich zu sein. Man wird ja auch nicht jünger. Glücklich gemacht hat mich außerdem ein Act, der nicht im Programm zu finden war. Volker Fröhmer, der legendäre Festivalmoderator vom Freak Valley-Festival in Nordrhein-Westfalen, hatte einen Gastauftritt. Wer sich in der Szene etwas auskennt, hat seine legendären Bandansagen entweder schon live gesehen oder zumindest einige Geschichten darüber gehört. Die Szene ist halt doch klein in Deutschland.
Brant Bjork Trio stand schon so lange auf meiner Bucket List und hat mich am Freitag Abend nicht enttäuscht. Die Desert-Rock-Legende nahm Rock im Wald kurzerhand mit in die Wüste, es wurde im Sonnenuntergang getanzt, dass es eine wahre Freude war.
Als Stammgast auf der Rock im Wald-Bühne ist Orange Goblin immer ein Muss. Selbst wenn man nicht auf die Running Order schaut, spätestens nach dem ersten Riff weiß man, wer gerade auf der Bühne steht. Nach fast 30 Jahren Bandgeschichte sind die Londoner jedes Mal ein Erlebnis. Ihre Präsenz schwappte nur so über der Festivalgemeinde zusammen. Klar, dass gerade dann die ersten Crowdsurfer gesichtet wurden.
Viel Zeit zum Durchschnaufen blieb nicht, denn Danko Jones stand schon in den Startlöchern. Persönliches Highlight bei den Kanadiern: Bassist John Calabrese grinste während der ganzen Show, sodass man gar nicht anders konnte, als eine gute Zeit zu haben. Musikalisch wie immer voll auf die Zwölf.
Alte Bekannte und neue Freunde
Normalerweise endet Rock im Wald nach zwei Tagen. Das merkte man am Samstagmorgen deutlich. Der Tag startete für die meisten bei entspanntem Frühstück und Abhängen auf dem Zeltplatz. Viel Zeit zum Müßiggang blieb aber nicht, denn Margarita Witch Cult nahm mich an die Hand und machte den Einstieg in den letzten Festivaltag einfach. Schwere Riffs mit Retro-Rock-Einflüssen und dazu das erste Bier des Tages. Ein guter Start.
Direkt danach hat mir Annie Taylor sprichwörtlich die Schuhe ausgezogen. Eine Performance, mit der ich am späten Nachmittag nicht gerechnet hätte. Ihre Live-Auftritte wurden vielfach gelobt, und zwar zurecht. Verschiedene Einflüsse wie Grunge, Psychedelia, aber auch Pop prägen ihren Sound, abwechslungsreich und eingängig. Eine klare Empfehlung, sich diese Band live anzuschauen.
Wenn Planet Of Zeus auf ein Festival kommt, könnt ihr sicher sein, dass ich mir das Konzert nicht entgehen lasse. Seit Jahren eine meiner absoluten Lieblingsbands, die auch auf Rock im Wald nicht enttäuschte.
Eine meiner Neuentdeckungen des Jahres waren Psychedelic Porn Crumpets. Die Australier lieferten den feinsten Psychedelic. Klanglich erinnern sie an eine härtere Version von King Gizzard & The Lizard Wizard, die auch aus Down Under kommen. Neben dem musikalischen Genuss gingen die projizierten Visuals etwas unter, weil es noch nicht dunkel genug war. Das war allerdings auch nicht unbedingt nötig, live lieferten Psychedelic Porn Crumpets ordentlich ab und zeigten, dass ihre Songs live noch besser kommen als auf Platte.
Eine meiner Lieblingsbands, Graveyard, war mit ihrem Psychedelic-Rock für mich der perfekte Abschluss von Rock im Wald 2024. Zwar lauschte ich später vom Zeltplatz aus noch The Great Machine, aber drei Tage forderten dann doch ihren Tribut.
Nächstes Jahr feiert Rock im Wald seinen 25. Geburtstag und wir können gespannt sein, was sie sich für ihr Jubiläum ausdenken. Ich werde dem schönsten Rasen der Welt dann auf jeden Fall wieder einen Besuch abstatten.

























































Text und Fotos: Lea Maria Kiehlmeier