Ein Auslandssemester ist oft ein Plus im Lebenslauf – manchmal sogar Pflicht! Aber wie läuft das überhaupt ab und was braucht man alles dafür? Wir klären es für dich!

Als ich mich dazu entschloss, ein Auslandssemester zu machen, hatte ich noch viele offene Fragen, und im Laufe des Bewerbungsprozesses wurden es sogar immer mehr. Oft habe ich mir damals gewünscht, jemand würde mir einen einfachen Plan in kleinen Schritten vorlegen. Ich wusste ja nicht einmal, woran ich alles denken musste: Wie viel Geld brauche ich pro Tag im Ausland? Keine Ahnung. Wann buche ich am besten das Flugticket? Keine Ahnung. Und was bitte ist eigentlich eine Apostille? Bruh… Wenn ihr euch gerade in derselben Situation befindet, könnt ihr euch in diesem Artikel einen Überblick verschaffen, wie die Bewerbung an der FAU aussieht und abläuft.
Als erste Anlaufstelle steht zum Beispiel das Referat für Internationale Angelegenheiten (RIA) für Fragen zur Verfügung. Es gibt aber auch Ansprechpartner:innen für jede Fakultät, die bei Problemen und Fragen kontaktiert werden können und außerdem Informationsveranstaltungen organisieren. Dort könnt ihr euch in Sprechstunden oder einfach per Mail grundsätzlich beraten lassen. Zuerst empfiehlt es sich allerdings, den Bereich Wege ins Ausland auf der Website der FAU anzuschauen. Dort werden die Unterschiede zwischen Erasmus+, FAUexchange und den Free Movern erklärt. Für die meisten Studis ist der Weg ins Ausland über Programme wie Erasmus und FAUexchange am einfachsten zu organisieren, da man dabei viel Hilfestellung erhält. Als Free Mover hat man zwar mehr Freiheiten, ist aber auch auf sich allein gestellt.
Welches Programm am besten passt, hängt unter anderem davon ab, wo es für euch hingehen soll. Wenn ihr über Erasmus+ ins Ausland gehen möchtet, stehen die Partnerhochschulen der jeweiligen Studiengänge zur Verfügung. Diese befinden sich größtenteils – aber nicht ausschließlich – in europäischen Ländern. Eine Bewerbung an einer Partnerhochschule eines anderen Studiengangs ist theoretisch möglich, muss jedoch im Einzelfall abgeklärt werden. FAUexchange hingegen bietet den Austausch mit Partnerhochschulen außerhalb Europas an. Hier könnt ihr euch unabhängig vom Studiengang bewerben. Wer bei Erasmus+ und FAUexchange kein passendes Angebot findet, kann sich auch eigenständig als Free Mover an einer Hochschule seiner:ihrer Wahl bewerben. Hierbei muss man lediglich von der Hochschule der Wahl angenommen werden und ist ansonsten uneingeschränkt. Allerdings muss man die Bewerbung selbst organisieren und bekommt auch keine Studiengebühren erlassen. Deshalb solltet ihr euch diesen Schritt vorher gut überlegen und die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung haben.
Aber woher weiß ich, welches Land oder welche Hochschule zu mir passt? Das ist sehr individuell, aber folgende Fragen können Orientierung geben: Warum will ich ins Ausland? Mache ich das, weil ich eine andere Sprache lernen, eine andere Kultur, oder mehr über mich selbst lernen will? Welches Land kann mir dabei helfen? Welche Universität hat Kurse, die ich belegen kann und die in einer mir bekannten Sprache sind? Was will ich außerhalb der Unikurse noch in meinem Auslandssemester machen? Häufig schränkt die Liste der Partnerhochschulen ohnehin bereits die Möglichkeiten ein. Sofern ihr kein Französisch sprecht, könnte ein Aufenthalt in Frankreich eine Herausforderung werden. Daher kann eine systematische Eingrenzung helfen, den Überblick zu behalten.
Sobald feststeht, wohin es gehen soll und die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt sind, kann das “Wann” geklärt werden. WICHTIG: Ein Auslandsaufenthalt ist ein Langzeitprojekt. Es wird empfohlen im 4. oder 5. Semester ins Ausland zu gehen. Das bedeutet, dass man ab dem 2. oder 3. Semester mit der Planung beginnen sollte. Ein Beispiel: Ich möchte im Wintersemester 2026/27 mit FAUexchange ins Ausland gehen. Die Bewerbungsfrist, bis zu der alle Dokumente eingereicht werden müssen, wird Mitte November 2025 sein. Das heißt etwa ein Jahr, bevor es ins Ausland geht. Besonders beim Bewerbungsprozess ist es also wichtig, sich vorher über Fristen zu informieren und diese im Blick zu behalten. Die Fristen für Erasmus+ und FAUexchange sind nicht unbedingt identisch. Genauere Informationen dazu stehen auf den offiziellen Webseiten der jeweiligen Programme.
Welche Dokumente benötigt werden und wo ihr sie beantragen müsst, hängt vom jeweiligen Programm ab. In der Regel wird eine Immatrikulationsbescheinigung verlangt – diese könnt ihr einfach über Campo herunterladen. Es kann außerdem sein, dass ihr einen Lebenslauf abgeben müsst. Eine Leistungsübersicht bzw. der Notenspiegel kann ebenfalls Teil der Bewerbung sein. Das bedeutet nicht, dass man ohne einen Schnitt von 1,3 keinen Platz bekommt. Allerdings hilft ein guter Schnitt, das Auswahlgremium der FAU zu überzeugen, dass ihr auch an einer anderen Hochschule zurechtkommt. Falls ein Sprachnachweis gefordert wird, kann man den FAU Mobilitätstest machen. Wichtig hierbei ist, dass man sich rechtzeitig bewirbt – nicht erst 2 Wochen vor Fristende. Bei außeruniversitärem Engagement kann man sich außerdem eine Bestätigung ausstellen lassen. Das zeigt, dass man sich nicht nur für die Universität interessiert – was sich positiv auf die Bewerbung auswirken kann. Dazu zählen zum Beispiel Engagement in einem Verein oder einer Hochschulgruppe.
Zuletzt kann auch ein Motivationsschreiben verlangt werden. Es spielt oft eine besonders wichtige Rolle, da es durch seine Individualität am meisten über dich als Bewerber:in aussagt. Im Motivationsschreiben sollte es nicht nur darum gehen, warum ein Auslandsaufenthalt eine gute Sache ist. Zur Orientierung können die folgenden Fragen helfen: Warum will ich in mein Zielland und nicht in ein anderes? Warum will ich an diese Hochschule und nicht an eine andere? Wie passt ein Aufenthalt an dieser Universität in den Plan meines eigenen Studiums? Warum bin ich qualifiziert, den Aufwand eines Auslandssemesters zu stemmen? Was gewinne ich davon, an dieser Universität in diesem Land ein Semester abzuschließen? Die meisten Partneruniversitäten führen auch Kurse auf Englisch, die in früheren Semestern angeboten wurden. Es wird empfohlen, sich diese Listen etwas genauer anzuschauen und auch den ein oder anderen Kurs als Argument zu verwenden. Als Beispiel: Ich studiere Politikwissenschaft und bewerbe mich an einer Universität in den USA. In der Liste der Kurse auf Englisch finde ich einen Kurs, der die kontemporäre Politik in europäischen Ländern im Vergleich zur USA behandelt. Das Ziel des Motivationsschreibens ist zu zeigen, dass ihr das Zielland und die Zielhochschule auch recherchiert habt. Deswegen ist es gut, hier etwas mehr Zeit zu investieren. Falls ihr ein Empfehlungsschreiben benötigt, wendet euch am besten an eine Person, bei der ihr mindestens ein Semester lang im Kurs wart. Ideal hierbei sind interaktive Module, bei denen man sich einbringen und einen Eindruck hinterlassen kann. Aber auch schüchterne Studis können mit Vorbereitung oder dem Einhalten von Deadlines eine Empfehlung bekommen.
Bei so vielen Dokumenten ist ein zentraler Sammelort sehr hilfreich. Um auch von anderen Geräten auf die Dokumente zugreifen zu können, eignen sich besonders Online-Dienste wie die FAUbox, Google Drive oder Dropbox. Achtet dabei auf eine klare Ordnerstruktur, um alles wiederzufinden, und benennt eure Dokumente sinnvoll – das spart im späteren Verlauf unnötigen Stress.
Sind alle notwendigen Dokumente innerhalb der Frist abgegeben, heißt es erstmal Warten. Das Gremium der FAU wird nun die Bewerbungen bewerten und entscheiden, wer einen Platz bekommt. Das kann schon mal mehrere Monate dauern. Wenn man sich über FAUexchange bewirbt, gibt es meist Mitte Januar erst eine Rückmeldung, ob man angenommen wurde. WICHTIG: Eine Zusage der FAU ist noch nicht die finale Bestätigung. Zwar ist es wahrscheinlich, dass ihr auch von eurer Zieluni angenommen werdet, aber es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Um trotzdem schon Kosten zu sparen, könnt ihr bereits ein Flug- oder ein Zugticket buchen, das im Notfall stornierbar ist. Als Nächstes erfolgt nun die Nominierung durch die FAU an der Partnerhochschule. Sobald das erledigt ist, müsst ihr euch noch an der Hochschule eurer Wahl bewerben. Aber dafür bekommt ihr alle wichtigen Informationen und sehr viel Unterstützung vom Team des RIA. Und jetzt?
Jetzt heißt es erst mal: durchatmen. Ein Auslandssemester bedeutet viel Arbeit – gerade deshalb ist es wichtig, auch mal eine Pause zu machen. Eine gute Organisation und ein Kalender mit den wichtigsten Deadlines sind dabei Gold wert. Zusätzlich hilft ein Dokument mit einer To-do-Liste, wichtigen Links, den Kontakten von Ansprechpartner:innen und kleinen Notizen. Denn der Überblick geht schnell verloren – daher gilt: keine Hilfestellung ist zu viel.
Autorin: Helene Wild