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Album der Woche KW49: ASAP Kotti – Karate Andi

Quelle: Instagram.com/karateandi181

Book of Ra und Oettinger Export

Karate Andi hat vor ein paar Jahren sein erstes Album Pilsator Platin herausgebracht. Danach wurde er bei Selfmade Records gesignt und hat dort 2016 das Album Turbo gedroppt. In seinen Alben erkennt man eigentlich wunderschön seine Entwicklung. Im ersten Album musste Andi noch schwarz fahren und vor Kontrolleuren wegrennen, im zweiten Album hatte Andi dann immerhin schon ein Mofa. Dem Bier trinken und Book of Ra spielen ist er aber trotzdem treu geblieben. Nach dem zweiten Album war dann erstmal bis Mitte diesen Jahres Funkstille bei Andi. Mitte diesen Jahres kam dann relativ unerwartet ein Lebenszeichen von Andi. Er kündigte sein neues Album an, dass am Freitag erschienen ist. Das Mofa hat Andi inzwischen gegen das Koks Taxi eingetauscht. 
Ob Karate Andi hauptsächlich Musik macht, um Geld zu verdienen, soll hier abschließend nicht beantwortet werden. Tatsache ist, dass Andi nie wirklich den Kindheitstraum hatte Rapper zu werden. Durch das Battlerap Format “Rap am Mittwoch” wurde er deutschlandweit bekannt und gründete dann auf dieser Bekanntheit den Entschluss, einfach ein Album in Eigenregie zu veröffentlichen. Zumindest der Vorwurf bleibt also bestehen, dass Andi nie wirklich aus Liebe zur Musik Platten veröffentlicht hat, sondern eher aus dem selben Grund, aus dem ich auch auf die Werbungen auf YouTube herein falle. Er war jung und brauchte das Geld. Der Grund schwingt auch etwas in seinem neuen Album mit. Eines der Top Kommentare auf Youtube ist zum Beispiel “Nicht mal Karate Andi hat Bock auf ein neues Karate Andi Album” und das beschreibt das ganze Dilemma eigentlich ganz gut. Andi ist super intelligent und hat einen großen Schatz an Allgemeinwissen aber halt auch eine richtige Null Bock Attitüde. Wobei das Ding ist, genau diese Attitüde macht den Sound des Albums aus. Andi ist bekannt durch seine maximal ironischen Texte. Auch diesmal erleben wir Andi, wie er mit sich an Frauen ohne Selbstbewusstsein ranmacht, wie er mit Journalisten im Berghain Bilder macht oder wir treffen ihn an seinem Stand auf der Frankfurter Buchmesse. Ich glaube hier beschreibt sich Karate Andi ganz gut selbst, ich möchte mal kurz ein Zitat aus dem Song Der Boss vom Hinterhof 2 einfließen lassen: “Enchanté dank meim Koks-Problem Schreib ich nur Lieder ohne Inhalt übers Drogennehmen.” Und genau das ist ja das Fette am ganzen Album.

Zwischen 2Pac und Biedermeier

Ich würde behaupten, dass Andi in seinem Album nur 2 Einflüsse hat: 2Pac und sich selbst. Vor allem der Song Corner hat einen typischen Westside Beat. Auch sonst geht es in den Songs öfter um 2Pac, manchmal auch versteckt. Andi gibt auch zu, dass er der Mörder 2Pacs ist. Übertragen auf Musik bedeutet das klar, dass Andi eben nicht wie 2pac über Politik rappt. Dass er selbst sein Einfluss ist, merkt man, denn in fast jedem Song ist mindestens eine Line, die er aus seinen letzten Alben recycelt hat. Teilweise hat er sie etwas neu verpackt, teilweise sind sie genau identisch geblieben. Objektiv betrachtet eher uncool, ich finds geil. Auch fett ist, dass quasi jedes Lied vollgestopft mit popkulturellen Referenzen ist. Sogar das Rapper Urgestein Dendemann twitterte: “Als Karate Andi sagte, die Gefühle haben Schweigepflicht, hat es endlich Sinn gemacht”. Man sieht einfach, dass er nicht jedem Hip Hop Trend hinterherrennt sondern einfach trotz der vielen Jahren Pause real geblieben ist und seine Hartz IV Attitüde nicht verloren hat. 
Wie viel Bock das Album von Karate Andi macht, lässt sich wohl kaum in diesem Artikel zusammenfassen. Wer weiter darüber debattieren will, trifft mich im Gleis 1, im Backstage oder vor dem Curry House.

Autor: Max Schmid