funklust Rezension web

Rezension: Dune – Part 2

Die vermutlich am heißesten erwartete Fortsetzung des Jahres ist auf der großen Leinwand erschienen. Schafft es Dune Part 2, an den Erfolg und Epos des ersten Teils anzuknüpfen?

Bild: Warner Bros DE

Buchverfilmungen starten grundsätzlich immer mit schwierigen Voraussetzungen. Hohe Erwartungen der Buch-Fanbase sowie von Kritiker:innen, Fragestellungen wie: “Wie treu bleibt der Film dem Buch?” oder “Welche Eigenheiten des Buches können ausgelassen werden?” Bei der Wichtigkeit, die das Buch Dune für das Genre Science-Fiction hat, ist es auch nicht verwunderlich, dass hier oft ein Vergleich zu den Herr der Ringe-Filmen gezogen wird, da hier die Buchvorlage das Fantasy-Genre maßgeblich beeinflusst hat. 

Wie immer gilt an der Stelle: Solltet ihr Teil eins nicht gesehen haben, schaut den unbedingt vorher an, sonst versteht ihr überhaupt nichts! Sollte es euch interessieren, ob die Reihe überhaupt etwas für euch ist, findet ihr hier die Rezension zu Part 1 von unserer Redakteurin Viktoria.

Inhaltlich setzt Part 2 genau an der Stelle an, wo Part 1 aufgehört hat, mitten in der Wüste. Von hier aus verfolgen wir die Entwicklung von Paul Atreides, dem Protagonisten aus Part 1, und seine Mission zur Befreiung der Fremen, die Ureinwohner des Planeten Arrakis, und des Imperiums. Im Gegensatz zu Part 1, der sich sehr lange zieht und kaum Zeitsprünge hat, springt Part 2 in den ersten zwei Dritteln sehr schnell in der Zeit voran. Das mag etwas befremdlich scheinen, ist aber hauptsächlich der Vorlage geschuldet. Ich persönlich fand das nicht schlimm, da keine der Entwicklungen ab irgendeinem Punkt nicht nachvollziehbar war. Dennoch verstehe ich, dass das Pacing anfangs noch etwas ungewohnt wirken kann. Das letzte Drittel hingegen lässt sich sehr viel Zeit zur Entfaltung. Im Finale des Films geht es hauptsächlich um die Prophezeiung sowie die Konflikte und Machtspiele innerhalb des Imperiums. Charaktere werden eingeführt und sterben sehr schnell wieder. Grundsätzlich hält sich der Film sehr stark an seine Vorlage und lässt dabei auch nur sehr wenig aus. Daher kann ich sehr empfehlen, Dune vorher zu lesen, um die Handlungssprünge besser nachvollziehen zu können.

Was die Story sehr gut vermittelt, ist ein näherer Einblick in die Gesellschaft in der Welt von Dune. Das dürfte vor allem Fans begeistern, die bereits Gefallen an Part 1 hatten und mehr vom Worldbuilding sehen wollen. Die Fremen, ihr Glauben und ihre Welt werden weiter ausgeführt, aber auch die Wesen des Imperiums spielen eine wichtigere Rolle als noch in Part 1. Was stattdessen leider etwas zu kurz kommt, sind die genauen politischen Verhältnisse zwischen den Häusern und dem Imperator. Das ist nämlich am Ende etwas konfus, geht aber möglicherweise auch im epischen Finale unter. Besonders spannend hingegen sind die Narrative von religiösem Fanatismus und der imperialen Unterdrückung. Die gesellschaftlichen Konstrukte innerhalb der Welt sind erstaunlich ausgeprägt und weisen auf eine eigentlich noch viel tiefgreifendere Geschichte hin. Aber anstatt zu viel zu erklären, lässt sich der Film lieber die Zeit, seine Bilder und gegenwärtige Handlung wirken zu lassen.

Eben jene Bilder sind auch die größte Stärke des Films. Bereits Part 1 sieht unglaublich gut aus. Die Details der Kostüme, der Wüste und der Welten sind bemerkenswert. Hier ist auch wieder der Vergleich zu Herr der Ringe passend, da ich seitdem kaum einen Film in Erinnerung habe, der so detailverliebt in das eigene Worldbuilding ist. Besonders die Sandwürmer erhalten noch mehr Aufmerksamkeit und wirken faszinierend und furchteinflößend zugleich. Einzig die große Schlacht finde ich ein bisschen unbefriedigend – besonders im Vergleich zu Part 1, da sie hier deutlich epischer aufgezogen wurde. Nicht enttäuschend, aber zu schnell und zu einfach vorbei.

Die andere große Stärke des Films ist die schauspielerische Leistung. Besonders Timothée Chalamet als Paul Atreides setzt seine Charakterentwicklung aus Part 1 gekonnt fort und überzeugt dabei auch emotional. Vom anfänglich noch verzweifelten Sohn eines Dukes wird er auf beeindruckende Art zum Anführer der Fremen. Seine Entwicklung ganz am Ende kommt zwar etwas abrupt, aber dafür ist wohl eher das Buch verantwortlich als der Darsteller. Zendaya als sein Love Interest Chani stellt das perfekte Gegenstück dar. Allerdings wird ihr das irgendwie nicht so wirklich gerecht. Der Film degradiert sie an einigen Stellen eben nur dazu, obwohl sie diejenige ist, die sehr viele Teile der Handlung trägt. Die beiden haben eine sehr angenehme Chemie, die den Fokus nicht zu sehr auf ihre Beziehung zieht. Ihre Entwicklung ist im Gegensatz zu Pauls auch sehr kohärent zu ihrem Charakter. Rebecca Ferguson spielt wie im ersten Teil die distanzierte, etwas manipulative Mutter von Paul und zeigt hier erneut, dass sie eigentlich viel mehr draufhat als nur Fernseh- und Action-Rollen. Aber die aus meiner Sicht beste Performance bietet Javier Bardem als Stilgar. In der Spannung zwischen ihm und Chani zeigt sich besonders das Motiv des religiösen Konflikts. Die drei Antagonisten sind auch top besetzt: Dave Bautista setzt seine Rolle perfekt fort, wirkt vor allem zu Beginn noch furchteinflößend. Austin Butler unterstützt ihn da als noch psychopathischerer Gegenspieler. Stellan Skarsgard rundet das Ganze als Hauptfeind der Fremen ab. Wobei sich dieses Narrativ dann zum Ende hin wendet und niemand mehr so wirklich gut dasteht, so macht das wiederum die einzelnen Performances umso bemerkenswerter. Christopher Walken ist als alter gebrechlicher Imperator perfekt besetzt und bekommt mit Florence Pugh als seiner Tochter eine Schauspielerin zur Seite gestellt, von der ich mittlerweile ebenfalls immer mehr begeistert bin. Die einzige, von der ich gerne etwas mehr gesehen hätte, ist Anya Taylor-Joy, die hoffentlich in Part 3 mehr Zeit auf der Leinwand erhält. Der Cast ist so voll und gut besetzt, dass einzelne Rollen zu beleuchten den anderen Unrecht tun würden. Das Casting war schon in Part 1 quasi makellos und wurde hier perfekt ergänzt. Besonders gegen Ende trägt der Cast die Emotionalität klasse und nimmt die Spannung bis zum Ende mit. Das vertröstet dann auch die etwas kurze vorangegangene Schlacht.

Eigentlich fehlt mir dann nur noch zu sagen: Ich bin begeistert! Ich habe nicht wirklich viel zu kritisieren, außer höchstens noch, dass sich der Film nicht ganz entscheiden kann, wie emotional die Liebesgeschichte zwischen Paul und Chani sein soll. Aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau. Der Rest ist episch, überwältigend, schön anzuschauen und einfach verdammt gut. Eine der besten Fortsetzungen seit langem – von Buchverfilmungen ganz zu schweigen. Ich freue mich auf das, was noch kommt, denn vorbei ist dieses Epos noch lange nicht. Der Vergleich zu Herr der Ringe ist meiner Meinung nach nicht ganz fair, da die Verfilmung von Dune die Schwächen des Buches deutlich besser zu meistern weiß und sich dabei weniger unangenehm zieht. Von mir erhält Dune Part 2 allen Sand der Welt und ist jetzt schon ein Highlight des Jahres.

Autor: Moritz Meckl